(13) Freunde?

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Moira

„Die Schriftrolle war leer?"
„Ja... und von da an wurden es immer mehr Rätsel."
„Hmm... vielleicht kann ich dir helfen. Also, wenn du möchtest."
<Wir sollten es wenigstens versuchen, oder?>
<Wir könnten jetzt auch einfach abhauen...>
< Oder wir finden endlich heraus, was hier los ist.>
„Ich... schlechter kann es nicht werden. Okay, also; zuerst die Drachenjäger, die über so ein Auge reden. Dann die leere Schriftrolle. Und dann noch irgendeine Legende, laut der irgendwer irgendwas kann, was ihn sehr mächtig macht."
Valka verzog nachdenklich das Gesicht.
Am liebsten hätte ich mich selbst geohrfeigt. So viel zu ‚nur die Schriftrolle'.
„Die Drachenjäger denken, du bist diese Person?"
Ich nickte und wollte gerade etwas erwidern, doch da tauchten Astrid und ihr Nadder neben uns auf.
Sie sah gehetzt aus.
Mir rutschte ein „Was ist los?" raus.
Die Blondine schien sich kurz darüber zu wundern, dass ich mit ihr redete, aber sie fasste sich schnell wieder.
„Berk wird angegriffen."

In Höchstgeschwindigkeit flogen wir auf die Insel zu.
Nachtblitz und ich erreichten sie als Erste.
Vor der Insel befanden sich mindestens zehn riesige Schiffe, allesamt mit Katapulten und Armbrüsten ausgestattet.
Sie feuerten auf Berk.
Die Drachenreiter und mehrere andere drachenreitende Berkianer erwiderten das Feuer, aber es sah nicht gut für sie aus.
Mit unverminderter Geschwindigkeit flogen wir zwischen den Schiffen umher.
Während Nachtblitz auf die Schiffsrümpfe feuerte, sprang ich von ihrem Rücken auf eines der Schiffe und kämpfte dort.
Nach mehreren Minuten war außer mir kein Lebewesen mehr auf dem Schiff. Als ich mich umsah, erkannte ich, dass drei der Schiffe verbrannten und zwei schon gesunken waren. Es blieben also nur noch vier.
<Achtung, ich setz dich auf ein anderes Schiff.>
Ich wurde hochgehoben, ein Stück getragen und dann setzte Nachtblitz mich ab. Zusammen mit ihr besiegte ich auch dieses Schiff.
Unsere Feinde hatten anscheinend bemerkt, dass sie keine Chance mehr hatten und traten den Rückzug an.

Wir liefen zur großen Halle, wo die Drachenreiter und Valka schon warteten.
<Hoffentlich ist es die richtige Entscheidung, hier zu bleiben.>
< Wir werden sehen ...>
Ich trat ein und setzte mich neben Valka hin.
Bis auf Astrid und Valka waren alle überrascht, mich zu sehen.
„Weiß einer von euch, wer uns vorhin angegriffen hat? Oder warum er dies getan hat?", eröffnete Astrid das Gespräch.
Wir alle wussten, dass sie mit ›euch‹ mich meinte.
Ich schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht, wer dahintersteckt."
„Ich aber!", meldete sich Rotzbakke zu Wort. Als wir ihn alle erstaunt ansahen, verschwand seine Überheblichkeit auf einmal.
„Ähh... ich hätte da jedenfalls eine Vermutung... weil... ähm... also..."
„Jetzt sag schon!"
„Einer der Männer sagte etwas wie: Sungird wird euch alle vernichten."
„Habt ihr schonmal was von diesem ›Sungird‹ gehört?"
Alle verneinten.
„Dann werden wir das wohl herausfinden müssen."
Den Gesichtern der Übrigen nach zu urteilen hatten sie nichts Anderes erwartet.

„Ihr kämpft übrigens gut zusammen, du und dein Drache."
Astrid setzte sich neben mir auf den Boden.
Nach der Versammlung waren Nachtblitz und ich zu einer der Klippen gegangen, um unsere Ruhe zu haben.
„Danke?"
„Warum bleibst du eigentlich? Haben wir dich noch nicht genug vergrault?"
„Soll das etwa eine Warnung sein?"
Wir mussten beide lachen.
„Aber jetzt mal ehrlich; warum bist du noch hier? Du schienst gestern nicht so glücklich darüber."
„Ich... habe meine Meinung geändert."
„Valka hat mit dir gesprochen."
„Hmm"
Während wir die Spiegelung des Sonnenlichts auf den Wellen des Meeres betrachteten, unterhielt ich mich mit meiner Seelenverwandten.
< Ob die Berkianer uns überhaupt weiterhelfen können?>
< Es ist deine Entscheidung, wem du es erzählst und wem nicht. Aber wenn wir hierbleiben, sollten es vermutlich alle Drachenreiter wissen. Sonst wissen sie nicht, wobei wir Hilfe brauchen.>
< Am liebsten würde ich es ohne Hilfe schaffen.>
<Ich auch...>
„Ähm, Astrid... ich bleibe nicht ohne Grund hier. Ich habe nämlich ein paar Fragen, auf die ich eine Antwort suche."

„Also ich finde nichts Mysteriöses an einer leeren Schriftrolle."
Ich verdrehte die Augen.
Neben mir ballte Astrid ihre Hände zu Fäusten, als ob sie Rotzbakke am liebsten dafür eine Backpfeife verpasst hätte, während Hicks sich tatsächlich die Mühe machte, es zu erklären.
„Warum sollte jemand eine leere Schriftrolle versteckt in einem Raum aufbewahren, wo sonst nur wichtige Sachen rumliegen?"
„Das war kein Geheimraum, Hicks, sondern die Kapitänskajüte."
Ich staunte darüber, dass meine Stimme nicht genervt klang.
Der einbeinige Wikinger warf mir einen das-war-echt-nicht-hilfreich-Blick zu, den ich mit einem Pech-gehabt-Blick erwiderte.
Überraschender Weise begriff Rotzbakke jetzt, wo das Problem lag.
„Was ist das eigentlich für ein Auge, von dem du erzählt hast?"
„Das wüsste ich selbst gern."

„Warum erzählst du uns das alles?"
„Ich glaube, ich brauche etwas... Hilfe dabei."
Es fiel mir nicht leicht, das zu sagen, und das triumphierende Funkeln in Hick's Augen machte das auch nicht gerade besser. Wenn jetzt sowas kam wie Ich hab's gewusst!, garantiere ich für nichts.
Aber er sagte nichts dergleichen.
Stattdessen zählte er nur nochmal auf,  was wir schon wussten und suchte nach irgendwelchen versteckten Hinweisen.

Die Sonne ging unter und wir hatten noch immer nichts erreicht.
Ich hatte gerade keine Lust mehr aufs Rätselraten und wollte die große Halle verlassen, aber Astrid erinnerte mich daran, dass ich heute noch nichts gegessen hatte und so blieb ich noch eine Weile, während ich leise aß.
Dabei sah Astrid mich die ganze Zeit nachdenklich an.
Schließlich verlor ich die Geduld.
„Ist was?"
„Ich frage mich bloß, wie das Verhältnis zwischen dir und uns Drachenreitern jetzt ist."
„Wie meinst du das?"
„Sind wir jetzt Freunde?"
„NEIN!!"

Verwirrt und etwas geschockt  sah sie mich an.
„Sind wir etwa Feinde?"
„Was? Nein!"
„Aber wir sind auch keine Freunde."
„Genau..."
„Irgendwie glaube ich dir das nicht."
Sie verschränkte ihre Arme.
„Wir sind keine Freunde", betonte ich nochmal.
„Sondern?"
Es dauerte einen Moment, bis mir ein passendes Wort einfiel.
„Wir sind Verbündete. Nicht mehr, aber auch nicht weniger."

Sternenfluch - Auf den Spuren der RätselOnde histórias criam vida. Descubra agora