Kapitel 5 - Böser Zauber

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„Ich muss schon sagen, du bist ja ziemlich schnell über mich hinweg gekommen." Der Halbgott seufzte und zog ein Gesicht, als würde ihn das tatsächlich treffen. „Dabei dachte ich, du hättest wirklich etwas für mich übrig."

Wie versteinert starrte Kathy ihn an. Er saß da auf dem Brunnenrand, in Jeans, Stiefeln und einem schwarzen Hemd, als wäre das nichts Besonderes. Als würde er nicht direkt aus einer Dimension kommen, die für die ihrige nur Schmerzen und Tod bereithielt.

Unvermittelt wurde Kathys Sicht durch Joshua blockiert, der sich vor sie stellte.

„Was willst du Kevaros?", fragte er kühl.

„Du kennst meinen Namen, wie schmeichelhaft." Ein leises, kaltes Lachen. „Ich bin gekommen um die kleine Hexe abzuholen. Wir müssen unser Date noch zu Ende bringen, das du so unhöflich unterbrochen hast."

Kathys Magen zog sich noch weiter zusammen, sie hatte das Gefühl sich gleich übergeben zu müssen. Warum war der Halbgott schon wieder da? Wie hatte er sie gefunden?

Jeder Muskel in Joshua schien sich anzuspannen. „Du nimmst Kathleen nirgendwohin mit."

Magie begann in der Luft zu knistern, der schwache Geruch von Ozon verbreitete sich. Kathy lehnte sich ein Stück zur Seite und riskierte einen Blick auf den Halbgott. Dieser war mittlerweile aufgestanden. Jeder Zentimeter seines Körpers schien vor Kraft und Feindseligkeit zu pulsieren. Er spiegelte sich in den geballten Fäusten, in dem lodernden Hass in seinen dunklen Augen.

Unwillkürlich krallte sie ihre Hände in Joshuas T-Shirt.

„Du", stieß der Halbgott hervor und deutete auf Joshua, „du bist wie eine lästige Fliege. Bildest dir ein du könntest es mit mir aufnehmen. Dein Größenwahn wäre fast komisch, wenn du mir nicht so auf den Sack gehen würdest. Also, kleiner Hexer, tritt zur Seite und hör auf dich in Dinge einzumischen die deinen mickrigen Verstand übersteigen."

Joshuas Muskeln versteiften sich. „Nein."

„Nun, man kann mir nicht vorwerfen ich hätte dich nicht gewarnt." Mit diesen Worten hob er seine Hand, aber mehr konnte Kathy nicht sehen, denn zur selben Zeit wurde sie von Joshua zur Seite gestoßen. Hart schlug sie auf dem Rasen auf, während hinter ihnen ein Teil der Hecke explodierte.

„Verschwinde hier!", forderte Joshua. „Ich halte ihn auf, bring dich in Sicherheit."

„Nein! Ich lasse dich nicht alleine." Panisch griff sie nach seiner Hand.

Er fluchte, zog sie auf die Beine und stellte sich wieder vor sie. Seine Atemzüge gingen genauso hektisch wie Kathys, der Griff seiner Finger um ihre war fest.

„Kommt schon, das ist doch lächerlich", forderte der Halbgott. Er stand noch immer neben dem Brunnen. Lässig, als würde er das jeden Tag tun. Als hätte er alle Macht des Universums.

Und das stimmte auch. Halbgötter waren die unbestreitbare Spitze der Hierarchie unter den Capacius. Nichts kam ihnen gleich, weder im Hinblick auf ihr Potential noch auf ihre Grausamkeit. Niemand stellte sich ihnen in den Weg, sie verfolgten ihre Ziele ohne Rücksicht auf Verluste. Und dieser spezielle Halbgott, Kevaros, hatte es sich offensichtlich zum Ziel gemacht Kathy mit sich zu nehmen.

„Schöne Hexe", sagte der Halbgott und lächelte sie an. Verführerisch, einnehmend. „Komm mit mir und ich lasse deinen kleinen Freund am Leben. Du hast mein Wort, ihm wird kein Haar gekrümmt, wenn du mich sofort begleitest."

„Nein", sagte Kathy. Das Wort löste sich kaum aus ihrer zugeschnürten Kehle. Unwillkürlich drängte sie sich näher an Joshua. „Nein."

Kaltes Feuer in den Augen des Halbgottes. „So, du weigerst dich. Wie schade."

Magical Stories - Zauberhafte Kurzgeschichten (Leseprobe)Where stories live. Discover now