Kapitel 4 - Verborgener Garten

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Punkt neun Uhr fünfzig erreichte Kathy den Südeingang des Aljana-Parks – nur um festzustellen, dass Joshua dort bereits auf sie wartete.

„Hallo Kathleen", sagte er und sah sie lächelnd an. Dabei funkelten seine blauen Augen und ließen Kathys Knie noch ein wenig weicher werden. Es war ihr fast unangenehm wie sehr sie auf den Hexer reagierte. Und das lag nicht nur daran, dass er so attraktiv war.

Vielleicht auch zum Teil daran, dass sie ihn schon geküsst hatte und wusste wie perfekt sich seine Lippen an ihren anfühlten.

Allein bei dem Gedanken fühlte sie Hitze in ihre Wangen steigen und brachte nur ein schwaches „Hallo" heraus, als sie bei Joshua ankam.

Weil sie nicht wusste wie sie ihn sonst begrüßen sollte bliebt sie unschlüssig vor ihm stehen – und erstarrte vollends zur Salzsäule, als er sich zu ihr hinunter beugte und ihr einen Kuss auf die Wange hauchte. Wieder kribbelte und knisterte es, als sie sich berührten.

„Das hatte ich gestern eigentlich auch machen wollen", murmelte er dicht an ihrem Gesicht, „aber ich habe mich ehrlich gesagt ein wenig vor dem strengen Blick deiner Mutter gefürchtet."

„Meine Mutter ist nicht furchterregend", brachte Kathy wenig geistreich heraus.

Joshua lachte leise. „Oh doch. Glaub mir, sie war kurz davor einen Fluch auf mich zu werfen als ich auf euch zugegangen bin."

Der Gedanke, dass ihre sanfte Mutter andere Leute mit Flüchen belegte war so lächerlich, dass Kathy sich aus ihrer Starre löste. Grinsend sah sie zu Joshua auf, ehe sie sich daran erinnerte wie effizient ihre Mutter sie anschließend bloßgestellt hatte.

„Ich muss mich bei dir entschuldigen", sagte sie geknickt.

„Warum denn?"

„Dafür was meine Mutter gestern gesagt hat. Eigentlich dachte ich, dass du mich nie wiedersehen wolltest."

„Jetzt übertreibst du aber", sagte er und zwinkerte ihr zu. „Deine Mutter war ganz reizend und ehrlich gesagt nicht viel anders als meine. Ich glaube es ist das Privileg von Eltern uns immer mal wieder in unangenehme Situation zu bringen."

Kathy wollte noch etwas erwidern, doch ihr Mund klappte in dem Augenblick wieder zu, als Joshua ihre Hand nahm und sagte: „Komm, ich möchte dir etwas zeigen. Warst du schonmal in diesem Park?"

Ein schwaches Nicken, während sie sich sanft von ihm mitziehen ließ.

„Okay, aber du hast dieses kleine Detail sicher noch nicht entdeckt", sagte er und lächelte. „Ich glaube es wird dir gefallen."

Mir gefällt das hier, dachte Kathy und genoss das Gefühl ihrer ineinander verschränkten Finger. Es war schon einige Zeit her, dass sie mit einem Mann Händchen gehalten hatte. Henry hatte es als sentimental angesehen und Eric... nein, an den Halbgott in falscher Gestalt wollte Kathy nicht denken. Nicht wenn das Wetter so schön war wie der Mann an ihrer Seite.

Gemeinsam betraten sie den Park.

„Wie ist dein Gespräch gestern mit den Beamten verlaufen? War es sehr unangenehm?"

„Die Gespräche waren nicht so schlimm", erwiderte Kathy. Ihr Herz schlug viel zu schnell für das gemächliche Tempo, mit dem sie durch den Park schlenderten. Natürlich lag das an Joshua und wie vertraut er ihre Hand hielt, aber auch an den Leuten um sie herum. Was sie wohl dachten? Dass sie ein Pärchen waren?

Aber bevor sie sich in diesem Tagtraum verlieren konnte, zwang sich Kathy hinzuzufügen: „Der richtig unangenehme Teil war die Untersuchung. Ich habe noch nie so viel Blut abgenommen bekommen. Außerdem hat mir mein Sachbearbeiter ehrlich gesagt ein wenig Angst gemacht, als er mir mit den Konsequenzen gedroht hat sollte ich nicht so schnell wie möglich meine Prüfungen nachholen." Sie seufzte und fügte hinzu: „Er ist nicht müde geworden mir die Sanktionen aufzuzählen die mich erwarten wenn ich keine Lizenz erhalte."

Magical Stories - Zauberhafte Kurzgeschichten (Leseprobe)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt