(12) Rückschlag

1.8K 117 12
                                    

KAPITEL 12
Rückschlag《

Doch die Hochstimmung zu Beginn des Schuljahres sollte nicht immer so bleiben. Auch wenn Tage und Wochen vergingen und ich mittlerweile, wenn auch nur unter den Schülern, als neue Streichkönigin bekannt war, Anfang Oktober änderte sich alles.

Es geschah in einer besonders qualvollen Stunde Zaubertränke. Der Trank, den wir brauen sollten, war äußerst kompliziert und ich hatte die Hälfte der Wörter noch nicht einmal gehört; das endete darinnen, dass ich mich alle zwei Minuten zu Sadie herüber lehnte und sie fragte, was eine bestimmte Anweisung bedeuten sollte.

„Du sollst das hier hinzugeben", flüsterte sie und reichte mir ein Glas mit den Zweigen einer Abessinischen Schrumpelfeige. Was auch immer das sein sollte.

Die kalte Stimme hinter meinem Rücken traf mich deshalb umso unerwarteter. „Miss Dehlinger, sind Sie nicht in der Lage, ihren Trank alleine zu brauen?"

Ich schluckte. „Ich habe Sadie bloß nach einer Vokabel gefragt, Sir."

„Wenn Sie der englischen Sprache nicht mächtig sind, Miss Dehlinger, dann würde ich es für angebracht halten, wenn Sie keine englische Schule besuchen würden."

Meine Hände ballten sich unter dem Tisch zu Fäusten. Am liebsten hätte ich sie genommen und ihm dem Professor um den Hals gelegt und feste zugedrückt, bis das Leben aus ihm gewichen wäre. Mein Blick verfinsterte sich.

„Sir, sie kannte bloß ein Wort nicht", warf Sadie ein.

„Seien Sie still, Miss O'Shea, ich führe eine Unterhaltung mit ihrer Nachbarin.

Ich musste mich zwingen, die Hände unter dem Tisch zu lassen. Nervös kratzte ich an meinen Handgelenken herum und biss mir auf die Unterlippe.

„In Ordnung, Sir, in Zukunft werde ich den Trank lieber falsch brauen." Ohne sich umzudrehen hoben Fred und George gleichzeitig einen Daumen.

„Noch ein so ein Kommentar und ich ziehe Gryffindor zehn Punkte ab."

Ich antwortete nicht. Als der Lehrer beiseite trat, konnte ich nur in meinen Kessel starren. Dieser Drang in mir - er war kaum zu stoppen. Ich kratzte weiter, tat alles, um mich von dem abzulenken, was mit mir geschah. Ich musste die Stimme loswerden, die mir die Worte in den Kopf legte, dass ich ihm weh tun sollte. Dass er für seine Kommentare büßen musste.

Es klingelte. Ohne eine Probe meines Trankes abzugeben stürmte ich aus dem Raum, rannte bis in den nächsten Korridor und ließ mich auf den Boden sinken. Schwer atmend schloss ich die Augen.

Was dachte ich denn da? Wieso musste das wieder geschehen? Ich spürte meinen zitternden Körper und presste mich fester an die Wand. Der Drang kochte über wie ein brodelndes Fass, alles was ich wollte, war dass jemand dafür Schmerzen erlitt. Meine Fingernägel gruben sich tief in mein Handgelenk.

„Noa!" Fred war um die Ecke gehechtet und hockte sich neben mir auf den Boden. „Noa, ist alles in Ordnung?"

Schwer atmend nickte ich und schloss die Augen.

„Was hast du denn da gemacht?" Er deutete auf meine Hand. Vorsichtig drehte ich mein Handgelenk um. Dort befand sich nun eine blutige Kratzwunde und sie brannte. Hektisch zog ich meinen Umhangärmel über das Handgelenk.

„Nichts", log ich unglaubwürdig und drehte meinen Blick von ihm weg.

„Ja, ist klar." Fred seufzte leise. „Kann ich dir irgendwie helfen? Möchtest du in den Krankenflügel?"

„Ich hab nichts!", sagte ich, diesmal lauter und griff meine Tasche. „Sorry, ich muss zu Alte Runen." Eilig sprang ich auf und ging mit schnellem Schritt aus dem Korridor heraus. Fred folgte mir nicht. Er sagte auch nichts mehr dazu.

SINISTER || Harry Potter FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt