(1) Mein Geheimnis

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KAPITEL 1
Mein Geheimnis

„Ich kann nicht glauben, dass es morgen schon soweit ist." Dan zupfte ein paar weiße Katzenhaare von seinem Umhang. „Du wirst mir fehlen, weißt du."

„Du wirst mir auch fehlen, Dan." Ich zog mir meine übergroße, schwarze Jacke an. „Hauptsache du schreibst mir ab und zu mal."

„Wie könnte ich das nicht tun?" Dan grinste. „Du bist im Prinzip meine Schwester und das bleibt auch so, wenn du nach England ziehst."

Ich lächelte ihm zu. Dan, der mein Cousin zweiten Grades war, war in dem Herrenhaus direkt neben unserem aufgewachsen und war mein bester Freund seit ich denken konnte. Ich hatte noch nie länger als ein paar Wochen ohne ihn verbracht und mir graute es schon jetzt davor, ab sofort von ihm getrennt sein zu müssen.

Die große Tür flog vor uns auf und wir traten zusammen in den kalten August-Regen. Die Straßen von Schwarzenberg lagen grau und verlassen im Unwetter. Ich zog mir die Kapuze über die hellbraunen Haare und eilte durch die dunklen Gassen.

Schwarzenberg, eine kleine Stadt nahe Hannover, war bereits vor hunderten von Jahren gegründet worden. Seither bevölkerten nur die reichsten Hexen und Zauberer das Städtchen.

Der Eingang zum Herrenhaus der Familie Berghaus war längst nicht so prunkvoll wie die Villen, die es umgaben. Beinahe meiner kompletten Familie waren die Berghauses etwas suspekt. Wenn auch sie eine uralte Zaubererfamilie waren, sie unterschieden sich von der Art von Familie, die meine eben war.

Dan öffnete das Zauntor und ich trat hindurch. Ich klingelte und eine alte Hexe mit krummem Rücken öffnete die Tür.

„Guten Tag Frau Berghaus!" Dan verbeugte sich in gespielter Höflichkeit und Emilias Großmutter grinste ihm amüsiert zu.

„Daniel und Noa, schön euch zu sehen. Emilia kocht gerade Kaffee, möchtet ihr auch einen?"

„Sehr gerne", antworteten wir beide wie aus einem Munde und traten nach ihr in die Eingangshalle. Ich kannte viele Zaubererfamilien, deren Häuser von alten Stammbäumen und uralten Schwarzweiß-Aufnahmen von besonders verdienstreichen Familienmitgliedern geschmückt waren, aber hier war es ganz anders. Hier hingen bunte Familienbilder, auf denen niemand arrogant in die Kamera blickte. Alle lachten fröhlich in die Kamera.

Die Atmosphäre war so viel anders als bei mir zu Hause. Kein Wunder, dass ich gerne bei Emilia zu Besuch war.

Meine beste Freundin stand an der Küchentheke und hantierte wild an der Kaffeemaschine rum. „Verdammter Mist", fluchte sie. „Wieso kann Oma nicht einmal auf den blöden Muggelkaffee verzichten? - Oh, hi Noa und Dan!" Sie trat hervor und schloss mich fest in den Arm.

Dann machte sie einen Schritt zurück und funkelte ihre Großmutter wütend an. „Ich krieg es nicht hin, okay? Ich verstehe das Ding nicht."

Die Großmutter seufzte, schmunzelte und betätigte ein paar Knöpfe an der Maschine. Der Kaffee floss in die ersten beiden Tassen. „Setzt euch doch schon mal", forderte sie uns drei auf und nickte auf den großen Esstisch, an dem meine komplette Familie Platz gefunden hätte.

Als alle mit Kaffee versorgt waren, entstand eine peinliche Stille. Plötzlich seufzte Emilia. „Du kannst morgen noch nicht gehen. Ich kann doch meine Zeit nicht für immer mit dem verbringen." Sie deutete auf Dan.

„Ja, Noa!", gab er zurück, „das kannst du nicht tun! Ich hasse sie doch so sehr."

„Wir sehen uns doch wieder. Wir halten unsere Pläne trotzdem ein. Wenn wir mit der Schule fertig sind, dann ziehen wir nach Dublin und machen da weiter, wo wir aufgehört haben."

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