Kapitel 1 ~ Was war das?

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PoV Lana

"Wenn ich den Vampir erwische, der mein Messer geklaut hat, kann der was erleben." knurrte ich, während ich und Niclas auf das alte Gebäude zugingen. Jennifer ging etwas weiter hinter uns. Nachdem wir vor sechs Monaten wieder in die Villa gezogen waren, war sie bei uns und wollte jetzt mal mit uns raus auf die Jagd.
Das letzte halbe Jahr war ziemlich ruhig gewesen.
Der einzige Niederschlag war Saskias tot. Sie war vor vier Monaten friedlich im Schlaf gestorben. Leon, Erik und Niclas hatte das ziemlich aus der Bahn geworfen, obwohl es uns alle bedrückt hatte. Aber letztendlich hatte sie das Ableben bekommen, dass uns anderen verwehrt bleiben würde. Keiner von uns würde einfach einschlafen und nicht mehr aufwachen. Wenn wir sterben wollten, musste man uns bewusst töten.
Ein Preis, den man zahlen musste, wenn man ein übernatürliches Wesen war.
"Crispin wird ziemlich sauer sein, dass wir einfach abgehauen sind." flüsterte Jenny und ich verdrehte die Augen.
"Wir können machen was wir wollen. Crispin ist nicht unser Vater." Niclas neben mir schnaufte und sah sich wachsam um, als wir das alte Gebäude betraten. Wir wussten schon länger, dass hier ein Vampirnest war, aber bisher waren sie immer unauffällig gewesen. Bis jetzt. Die Mordrate der anliegend Städte und Dörfer war aufeinmal sehr stark angestiegen. Leon und Ronald waren daraufhin in die Leichenhalle eingebrochen und hatten herausgefunden, dass alle Leichen fast Blutleer waren. Crispin wollte sie bald sowieso verjagen, also würde er auch nichts dagegen haben, wenn wir uns hier mal umsahen und mein Messer zurückholten, welches mir einer von denen geklaut hatte.
"Ziemlich still hier für ein Vampirnest. Und wenig Blut." gab Jenny zu denken und folgte uns durch die dunklen Gänge.
"Du hast recht. Meinst du, sie erwarten uns?" fragte ich und warf Niclas einen fragenden Blick zu.
"Schon möglich. Sie kennen Crispin ja. Aber dann sollten sie auch wissen, dass sie eigentlich keine Chance gegen ihn haben." Ein lautes Brüllen, welches beinahe die Wände beben ließ, ließ uns innehalten.
"Was war das?" fragte Jenny leicht eingeschüchtert und auch ich hatte sowas noch nie gehört. Es konnte von keinem Wesen stammen, dem ich schonmal begegnet war.
Bei Niclas sah das ganze wohl anders aus. Er wurde verdächtig blass um die Nase.
"Welche Mondphase haben wir?" fragte er und sah sich mit aufgerissenen Augen wachsam um.
Ich musste nicht lange nachdenken.
"Neumond." Zu dieser Zeit war ein Werwolf immer am schwächsten. Villeicht war das nicht der beste Tag, um ein Vampirnest zu erforschen.
"Wir müssen gehen. Jetzt!" forderte Niclas und drehte sich um, um das Gebäude zu verlassen.
Und erstarrte.
Am Ende des Ganges stand ein Mann, offenbar ein Vampir, seine Eckzähne sah man deutlich.
Sie waren viel länger, als gewöhnlich. Aber am auffälligsten waren seine komplett schwarzen Augen, es war unmöglich etwas weißes in ihnen zu finden.
Wieder stieß er dieses laute Brüllen aus und kam auf uns zu.
"Lauft!" rief Niclas uns zu und zog Jenny am Arm hinter sich her. Kurz war ich verwirrt. Wir waren zu dritt, er war alleine.
Warum liefen wir weg? Wir liefen nie weg.
Niclas bog in einen kleinen Raum ab und schloss die Tür hinter uns.
Schob den Riegel davor.
Stellte einen der alten Schränke vor der Tür ab.
Niclas war nicht einfach vorsichtig, er hatte Angst.
"Okay. Wir gehen durch das Fenster da." Er deutete auf ein kleines Fenster etwa zwei Meter über dem Boden.
"Komm, ich helfe dir." Er machte eine Räuberleiter für Jenny und diese klettete elegant aus dem Fenster. Zwar verstand ich immer noch nicht, wieso wir davon liefen, aber ich kannte Niclas schon lange. Wenn er vor etwas Angst hatte, dann nicht umsonst. Also ließ ich mir von Niclas hochhelfen und gerade als ich mich wieder aufrichtete, hörte ich, wie es an der versperrten Türe donnerte.
"Niclas, beeil dich!" rief Jenny, während ich schonmal bis zum Auto joggte uns es startete. Kurz danach kamen Niclas und Jenny dazu und stiegen schnell ein. Sofort fuhr ich los und sah Niclas auffordernd an.
"Was war das? Sowas habe ich noch nie gesehen."
Niclas fuhr sich kurz durch die Haare und sah immer noch beunruhigt nach draußen.
"Ein Berserker."

Seher - Die GefährtenWhere stories live. Discover now