II. Nachtbus (des Grauens)

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Willkommen im Fahrenden Ritter. Mein Name ist Ernie Prang und ich bin auf der heutigen Fahrt ihr Schaffner." Mit hochgezogenen Augenbrauen beobachtete Ernie, wie sechs Menschen und ein Kleinkind, gefolgt von zwei, erstarrt in der Luft schwebenden, Zauberern, in den Fahrenden Ritter einstiegen. Einer der Menschen hatte pinke Haare und drückte ihm eine Handvoll Münzen in die Hand. Der Junge, der vor den erstarrten Schwebenden lief zwinkerte ihm zu, deutete auf die beiden und gab mit einer universellen Handgeste zu verstehen, dass die beiden etwas über den Durst getrunken hatten.
Immer noch besser, als die Alte, die mit ihrem Babytroll quer durchs Königreich reisen wollte, dachte Ernie und zuckte mit den Schultern.

Die Zeitreisenden und ihre Anhängsel verkrümelten sich in die hinterste Reihe des Busses, wo sie sich erschöpft auf zwei gegenüberstehende Betten fallen ließen.

„Sollten wir sie aufwecken?", fragte Lily vorsichtig, denn Teddy sah noch immer aus, als wäre er einem Nervenzusammenbruch nahe.
„Lass uns erstmal alle durchatmen", schlug Victoire sanft vor, „Harry? Ist alles in Ordnung?"
Harry sah nicht viel besser aus als Teddy. Erst all der Stress mit Mr Weasley, Voldemort und seinen Träumen und jetzt das. „Was passiert jetzt?", fragte er und fühlte sich dabei wie ein kleines Kind, „Ihr seid aus der Zukunft, ja? Einer Zukunft, in der ich Erwachsen bin und..." und euer Vater bin. Die Worte kamen ihm nicht über die Lippen, so absurd erschienen sie ihm, doch die anderen nickten.
„Ich bin Lily Luna. Aber nenn mich hier besser Luna. Das ist Albus, oder einfach Al", Albus nickte zustimmend, „und James ist allgemein als Jamie bekannt", Jamie sah weniger begeistert aus, „und das ist Regulus", das Kleinkind war in ihren Armen eingenickt, „und wir sind deine Kinder, was grade richtig seltsam ist." Da musste Harry ihr zustimmen. Dennoch beruhigte ihn dieses Wissen. Er würde alt genug werden um Kinder zu bekommen. Das war doch etwas. Aber... „Benenne ich wirklich meinen... meinen Sohn nach Dumbledore?"
„Leider", murrte Albus und beschloss, gar nicht erst von seinem zweiten Namen anzufangen. Seit er nach Hogwarts gekommen war, hatte er diesen Namen verleugnet.

„Und wohin fahren wir jetzt?"
Teddy, der bis eben auf dem Rücken auf dem Bett gelegen und sich dort die Schläfen massiert hatte, richtete sich ruckartig auf. „Nach Godric's Hollow. Dort müssten James und Lily wohnen. Ich hoffe nur, dass sie noch nicht versteckt sind, aber wenn James betrunken durch London ziehen kann sollten wir Glück haben", erklärte er. „Die große Frage ist, was wir dann machen. Wir müssen herausfinden, wo Harry, Ron, Draco und Scorpius gelandet sind und ob wir es noch einmal riskieren können, den Zauber anzuwenden um erst Harry in seine Zeit und dann uns in unsere Zeit zurück zu bringen."
„Was wäre, wenn wir Voldemort in dieser Zeit töten?", fragte Harry und war positiv überrascht, als niemand bei der Erwähnung des Namens zusammenzuckte, „Könnte ich, also das ich aus dieser Zeit, dann ganz normal aufwachsen?" Teddy verzog mitleidig das Gesicht. Er verstand Harrys Wunsch, mit seinen Eltern aufzuwachsen besser als jeder andere. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals bei dem Gedanken, seinen Vater bald womöglich als Gleichaltriger gegenüberzustehen und er fragte sich, wie Harry sich wohl beim Anblick seines erstarrten Vaters fühlte.
„Ich weiß es nicht Harry. Vielleicht verschlimmern wir dadurch auch nur alles", sagte er mit sanfter Stimme doch Harry zog zornig die Augenbrauen zusammen. „Noch schlimmer? Was könnte denn noch schlimmer werden, als Voldemort?! Ich könnte mit meinen Eltern aufwachsen! Wir könnten so viele Leben retten! Cedric! Meine Eltern! Er hat sie getötet!" Harry versuchte seine Stimme leise zuhalten, aber sie zitterte vor Wut.

„Harry, meine Eltern wurden auch von Todessern getötet. Du hast mich aufgezogen. Ich weiß wie du dich fühlst. Aber wir können nicht vorhersagen, was passieren wird, wenn wir die Vergangenheit verändern. Vielleicht werden wir alle nie geboren. Wir könnten ein Paradox erschaffen oder vielleicht lösen, alle außer dir, sich in Luft auf!" Auch Teddy hatte Schwierigkeiten seine Stimme zu beherrschen. Er atmete tief durch. Und fuhr mit ruhiger Stimme fort: „Harry, ich weiß, wie sehr dich das alles mitnimmt. Ich kenne dein erwachsenes Selbst und ich sehe, wie sehr es dich, also ihn, immer noch beeinflusst aber wir können das nicht übereilt beschließen. Lass uns erstmal nach Godric's Hollow gehen, vielleicht können wir Kontakt zu Dumbledore herstellen."

Harry schluckte. „Aber, wir besiegen Voldemort doch. In der Zukunft. Oder?", fragte er. Und sah in die Runde. Teddy, der Junge mit den, inzwischen wieder blauen, Haaren, der sich so viele Sorgen machte. Die blonde junge Frau, die je eine Hand auf Lily Lunas und Albus' Schulter gelegt hatte. Lily Luna, die den kleinen Regulus fest im Arm hielt und ihn mit großen Augen ansah. Albus, der seinen Blick durch den Bus schweifen ließ und immer wieder zu Teddy sah und Jamie. James Sirius, der sich neben seinen Namenspaten auf das Bett gekniet hatte und fasziniert sie und Harry anblickte. Lebten sie in einer friedlichen Welt? Ohne Voldemort? Was meinte Teddy damit, dass Voldemort ihn auch als Erwachsener noch beeinflusse?

„Ja, Harry. Du besiegst Voldemort." Es war Victoire, die das Schweigen brach und ihn anlächelte. Ihr Lächeln war so wunderbar beruhigend. „Aber wir können dir nicht sagen wie."
„Warum? Weil ihr es nicht wisst oder nicht wollt?"
„Weil wir es nicht wissen, Harry und weil wir noch nicht geklärt haben, inwiefern wir die Zukunft beeinflussen dürfen."
Harry verengte seine Augen. Das Mädchen sah einfach sehr bekannt aus... „Bist du mit Fleur Delacour verwandt?"
Victoire nickte. „Ich bin Victoire Weasley. Fleur ist meine Mutter." Harry wand sich zu Teddy. „Und du bist der Sohn von Tonks und Lupin, aber ich habe dich aufgezogen?"
„Teddy Lupin, zu Diensten, Dad", witzelte Teddy sarkastisch und seine Haare verloren an Farbe, bis sie so grau-blond waren, wie Harry sie von Lupin kannte. So sah er dem Professor erstaunlich ähnlich. Wobei sich Harry nicht vorstellen konnte, dass Remus Lupin je ein Piercing hatte. Geschweige denn vier, wie Teddy.

Harry schüttelte den Kopf. Das war alles so surreal. Wenn doch wenigstens Ron und Hermine hier wären.

„Nächster Halt, Godric's Hollow!"

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