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Als ich fertig war mit essen, hievte ich meine Matratze bei Seite und hob eine der abgenutzen Holzdielen hoch. Darunter befand sich ein abgewetzter Briefumschlag, welcher das Geld enthielt, welches am Ende des Monats noch übrig war. Dort schob ich das restliche Geld hinein, legte den Umschlag zurück und brachte Diele und Matratze zurück an ihren Platz. Dann wandte ich mich an Luna. "Folgende Idee:", begann ich und setzte mich während des Sprechens im Schneidersitz wieder auf mein Bett, "wir verticken die Uhr, beziehungsweise lassen sie verticken und gehen uns von dem Geld mal wieder ein paar ordentliche Klamotten holen. Du gehst außerdem zum Frisör. Ich denke, ich würde dann auch mit kommen." Luna nickte begeistert und sprang auf. "Oh und neue Schuhe brauche ich auch! Meine sind schon komplett kaputt gelaufen.", fügte sie hinzu und griff in ihre Bauchtasche, welche sie unter dem Pulli immer bei sich trug. Dort zog sie die silberne, schwere Uhr hervor und grinste. Auch ich erhob mich, da sie scheinbar sofort los wollte und grabschte nach dem Portmonee, welches ich dann fest umklammerte. "Eventuell sollte ich mir auch mal so ne Bauchtasche besorgen. Die sind echt praktisch.", sagte ich im hinausgehen. Im Hausflur hockte fat Tom, der wie ein Pitbull das Haus bewachte. Luna und ich grüßen knapp im Vorbeigehen und waren froh darüber, dass er nun im Hausflur lungerte. Er war ein besserer Schutz, als ein funktionierendes Schloss.
Mit den ins Gesicht geschlagenen Kapuzen meines dunkelgrauen Pullis und Lunas schwarzem, den kaputten Hosen und den abgetragen Schuhen sahen wir echt wie Penner aus. Solche, bei denen man lieber die Straßenseite wechselte. Da einige Leute dies tatsächlich taten kamen Luna und ich zügig voran. Im Augenwinkel sah ich eine hellrosane MC Handtasche, doch bevor meine Hand auch nur in ihre Nähe gekommen war, verschwand die Frau schon wieder im Gedränge.

Luna und ich betraten wenige Minuten später eine Seitengasse und meine Freundin klopfte an eine dunkle Tür aus Eichenholz. Nach kurzem Zögern wurde diese geöffnet und ich betrat nach Luna den stickigen Raum. Dann gab ich ihr das Portmonee und sie lief weiter nach hinten, während ich an der Tür blieb. Ich ging nie gerne nach hinten. In dem schlechten, aus Neon Röhren stammendem Licht und der schlechten Luft wurde mir einfach unwohl. Die Minuten verstrichen elend langsam, doch schließlich kam Luna mit einem Bündel Geld zu mir zurück und quietschte im Versuch, ihre Freude so leise wie möglich zu zeigen: "500$! 500$!" Ihre Augen leuchten und auch ich musste grinsen. Mit einem Schauder dachte ich 7 Monate zurück, als wir beide kein Glück hatten und ich sogar Luna von zwei Cops befreien musste, weil sie versucht hatte nach drei Tagen ohne essen sich ein Brötchen zu stehlen.
Schnell verließen wir den Laden und mischten uns unter die Leute. An einem angesagten, aber sehr günstigen Modegeschäft grinsen wir uns kurz an, bevor wir es betraten. Dort trennten wir uns erst einmal und ich begann zu stöbern. Letztendlich entschied ich mich für eine schwarze, blickdichte Sportleggins für 20$ und einen dunkelgrünen Pullover für 15$ dazu kam ein hellblaues T-Shirt für nur 5$, schließlich wollte ich auch noch ein neues Paar Schuhe. Dies hatte ich jedoch erst in der Umkleide entschieden, als ich meine verdreckten und kaputten billig-Treter neben den neuen Kleidungsstücken nur noch deutlicher wahr nahm. Als ich Luna fand, drehte sie sich gerade in einem schönen, kurzen Rock in mattem schwarz vor einem Spiegel. "Ich find' ihn hübsch", kommentierte ich und sie sprang einmal kurz in die Luft, bevor sie kichernd wieder in der Umkleide verschwand. Als sie raus kam hatte sie ebenfalls einen Pulli und ein Shirt dabei, sowie den Rock. An der Kasse entdeckte ich einige der Bauchtaschen, von denen Luna eine hatte und nahm mir auch davon eine Alles zusammen machte 120$, doch das war es uns Wert. Mit den Tüten gingen wir zum nächst besten Schuhladen, wo wir beide schnell fündig wurden. Mit einem neuen und teuren (50$) Paar Sneaker kam ich hinaus. Luna hatte sich diese ebenfalls gekauft.
Auf dem Weg zum Frisör trafen wir auf einen dunklen Kater, welcher erst einmal von uns beiden ausgiebig gestreichelt wurde.
Im Frisörsalon angekommen, stellten wir fest, dass nur wenige Pläzte besetzt waren und wir sofort ran kamen. "Was möchten sie denn?", fragte eine korpulente junge Frau und lächelte meinem leicht verunsicherten Gesicht im Spiegel freundlich zu. "Ehm,...  Einmal gerade schneiden.", antwortete ich, während Luna schon aufgeregt mit ihrer Frisörin redete. Die Frau hinter mir nickte. "Ich würde dir auch noch eine Pflegespühlung verabreichen um dein Haar wieder zum strahlen zu bringen, wenn das in Ordnung ist." Ich nickte und versuchte freundlich zu lächeln, was jedoch in einer unansehnlichen Grimasse endete. Dann lächelte sie und holte ihr benötigtes Werkzeug. Eine halbe Stunde später saß ich mit nach Pfefferminze duftenden Haaren auf einem Stuhl im Wartezimmer und wartete auf meine Freundin. Als sie endlich kam, verschlug es mir fast den Atmen. Sie hatte sich, ganz ihrem Namen treu, die Haare in einem Galaxy-blau-lila Ombree gefärbt und strahlte wie ein Honigkuchenpferd. Arm in Arm verschwanden wir auf Toilette und tauschten unsere alten Sachen gegen die neuen, bevor wir den Laden verließen und uns unter die Leute mischten.

I'll hunt youWhere stories live. Discover now