Es gibt gegrillte Jungs zu Thanksgiving

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Ich kam wieder zu mir, wollte aber nicht die Augen öffnen. Eine kalte Brise gab mir eine Gänsehaut. Ich war auf jeden Fall draußen. Der Boden war hart und kalt. Beton wahrscheinlich. Ich hörte eine Jungs stimme. Es war kein Schatten. Die Stimme sagte: „Ist sie immer noch nicht aufgewacht?" Jemand tippte mich mit einem Schuh an. Etwas weiter entfernt von mir hörte ich ein klackern, dann ein pfffffft. Eine zweite Jungs stimme sagte: „Bin fertig. Was machen wir mit dem Mädel?" Der erste Typ schlug vor: „Wir können sie hier liegen lassen. Oder wir lassen sie hier runter fallen, aber dann stirbt sie und liegt mitten auf der Straße." Ich überlegte wo ich sein könnte. Meine Hinweise waren: etwas wovon man herunterfallen konnte und dann starb und auf der Straße lag. Noch dazu war das Material auf dem ich lag, aus Beton und ich war draußen. Ich hatte nur einen Einfall. Ich lag auf dem Dach eines Betonbürogebäudes. Ich öffnete einen Augenspalt und ich hatte recht gehabt. Als einer der Jungen sich mir näherte, schloss ich erschrocken meine Augen. Die zweite Jungstimme fing an zu sprechen: „Okay Kommen wir zur zweiten Frage. An welchem Gebäude setzten wir unser nächstes Zeichen?" Zeichen? Da ging mir ein Licht auf. Diese beiden Jungs mussten Sprayer sein. Die erste Jungstimme schlug vor: „Wie wäre es mit einem der Häuser des alten Fabrikgeländes außerhalb der Stadt. Du weißt schon, dass wo früher Ziegelsteine hergestellt wurden!" Was?! Dieses alte Fabrikgelände war die Resistance! Wenn die beiden Jungen dorthin gehen würden, würden sie entweder herausfinden das die Resistance dort war und es der Polizei oder so erzählen, oder sie würden von unserem Stromnetz über der Mauer und auf dem Dach gegrillt werden. Ich hoffte, dass der zweite Junge die richtige Antwort gab. Doch dieser stimmte seinem Kollegen zu: „Da müssen wir es nicht einmal auf dem Dach machen. Da ist eh keiner, die finden das bestimmt viel zu spät heraus!" Tja das würde das Ende für diese Jungs bedeuten, denn die Wahrscheinlichkeit, dass sie wegkommen würden und den Standort der Resistance jemandem erzählen konnten lag bei 25%. (Schätze ich so, ich war nie gut in Mathe.) Ich wusste nicht, warum es so ein Problem für mich war, wenn die beiden sterben würden. Schließlich hatten mir die beiden einen Sack über den Kopf gezogen und mich auf ein Dach verschleppt! Aber wollte ich sie trotzdem nicht grillen lassen, wie den Truthahn an Thanksgiving! Ich entschied mich das richtige zu tun. Das richtige war aufzustehen, die beiden fertigzumachen und sie dann irgendwo einzusperren, bis es morgen war und sie nicht mehr sprayen konnten. Also schlug ich die Augen auf. Der erste Junge bemerkte das sofort, zeigte auf mich und rief: „Sie ist aufgewacht! Pass auf das sie nicht abhaut John!" Der zweite Junge, der anscheinend John hieß, lief auf mich zu und wollte mich auf dem Boden, oder besser, Dach festhalten. Ich war aber schon aufgestanden. John versuchte also mich vom Dach zu schubsen. Ich wich ihm aus, das machte irgendwie Spaß, denn ich hatte gegen viel bessere Kämpfer als ihn gekämpft. Das hier war ein Spaziergang für mich. Als der andere Junge dazu kam, wurde es sogar noch lustiger. Als der versuchte, mir mit der Faust ins Gesicht zu schlagen, legte ich erst richtig los. Ich trat den anderen Jungen, sodass er hinfiel. In der Zwischenzeit kam John von hinten. Er wollte mir einen Schlag versetzten, aber ich hielt seinen Arm fest und drehte ihn auf seinen Rücken. So zwang ich ihn zu Boden. Als er vor mir auf dem Boden mit dem Rücken zu mir kniete, trat ich ihn sodass er hinfiel. Der andere Junge hatte sich aufgerappelt und versuchte mich erneut anzugreifen. Er lief auf mich zu wie ein American Footballspieler. Ich wich einfach zur Seite aus und er stolperte über seinen Kollegen John. Ich lächelte und sperrte sie in einen Putzmittelschuppen auf dem Dach. Dann rannte ich zur Treppe, die vom Dach ins Gebäude führte. Als ich wieder auf der Straße angekommen war, rannte ich den Weg zur Resistance weiter. Ich traf eine Straße vor der Straße an der die Resistance führte auf Nick. Und wenn ich sage 'traf', dann meine ich das diesmal wörtlich. Ich rannte in ihn herein. „Nikki!", rief er erschrocken. „Ich sollte dich holen!" Ich sagte hektisch: „Jaja ich weiß. Lass uns jetzt schnell zur Resistance. Es könnte sein, dass mich zwei Gangstersprayer verfolgen." Er runzelte die Stirn, aber ich hatte keine Zeit zum erklären. Ich nahm seine Hand und schleifte ihn zur Resistance zurück. Als wir in einem warmen, hellen Besprechungsraum angekommen waren, atmete ich aus. Jenny, Moritz, Nayra und Lee waren schon da. Sie schauten mich komisch an. Ich fragte mich was das sollte und schaute an mich herab. Meine Haare waren zerzaust, meine Kleidung hatte Risse und ich konnte mir meine abgehetzten Augen vorstellen. Nayra fragte: „Was ihm Namen des Kledders ist denn mit dir passiert?!" Ich fragte erst gar nicht was Kledder hieß, es war irgendetwas auf Camdrisch (Schattensprache). Ich erzählte ihnen was mir passiert war. Nick und ich hatten uns jetzt auch an den großen Tisch gesetzt. Er meinte: „Aber es war richtig, dass du sie davon abgehalten hast sich zu grillen!" „Ja, aber kommen wir zu dem Grund, aus dem du hier bist.", warf Jenny dazwischen. Ich stöhnte auf. Das hatte ich schon total vergessen. Jenny lächelte: „Jaaa das werden wir noch besprechen. Warum bist du heute einfach abgehauen?" Mist! , dachte ich, warum hatte ich mir auf dem Weg keine Antworten einfallen lassen! Ich stotterte los: „Ich... ähm habe Lee gesucht." Ich schaute zu ihm herüber. Er schaute mich erwarten an. Ich konnte das irgendwie nicht. Vielleicht musste ich auch nicht alles erklären. Vielleicht würde Lee mich schon verstehen, bevor ich die ganze Geschichte erzählt hatte. Also fuhr ich fort: „Ich hab ihn auch gefunden." Lee schaute verwirrt, er konnte sich ja auch nicht daran erinnern, dass ich ihn gefunden hatte. Jenny war auch verwirrt: „Wieso hast du ihn nicht zu Moritz und mir gebracht? Und wieso warst du dann die restliche Pause auch nicht da?" Ich erzählte weiter: „Ich konnte nicht zu ihm. Er war mit Claire in einem Chemieraum. Sie nervte ihn und dann schrie er ihr ins Gesicht..." Hier brach ich ab. Lee wich Farbe aus dem Gesicht. Der Moment, an dem ich ihm nicht mehr erzählen musste, war eingetreten. Dachte ich jedenfalls. Er hatte schon weiter voraus gedacht. Er dachte, dass ich schon wusste, wen er gemeint hatte. Die anderen warteten noch darauf, dass ich meine Geschichte beendete. Moritz brach die Stille: „Und? Was hat er geschrien?" Ich schaute auf meine Hände auf dem Tisch. Dann schaute ich Lee an. Der starrte vor sich hin. Jenny fragte ihn: „Ich denke Lee kann uns auch verraten was er zu Claire sagte." Er schaute auf. Sein Gesicht war schneeweiß. Seine grünen Augen zuckten hin und her. Dann sagte er leise: „Ich sagte ihr... sie solle mich in Ruhe lassen, ich habe eine Freundin." Nick lächelte verwirrt: „Du hast aber keine Freundin. Also hast du sie angelogen, was ist dabei?" Ich sprach dazwischen: „Er hat nicht gelogen. Ich konnte es heraus hören. Wirklich!" Moritz zeigte mit einem Zeigefinger auf mich und mit dem anderen auf Lee: „Ihr seid doch nicht..." Lee und ich sagten gleichzeitig: „Nein." Jenny schaute Lee an: „Wen meintest du dann?"Lee fuhr sich nervös durch die Haare. „Okay.", gab er schließlich nach, „Ich sage es euch."

Resistance ~ Return of the 1. GenerationWhere stories live. Discover now