6. Kapitel

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Der Wind rauschte wehte ohrenbetäubend laut und kitzelte Arkos Ohrenfell. Er presste sich auf den Boden und stellte sich vor, sich nie wieder von ihm zu lösen. Sein Schwanz machte eine kurze Kreisbewegung und er preschte mit einer anderen Löwengestalt auf seine Opfer zu, diese noch unwissend dastanden und erst jetzt bemerkten, was eigentlich los war. Doch bevor sie irgendein Warnsignal von sich geben konnten, brach ihnen Arko schon das Genick. Mit dem Erdmännchen im Maul, trottete er zu seinem und den seiner zwei Geschwister Felsen. Dort lauerte eine Löwin und beobachte, wie er anfing zu fressen. ,,Lass mir auch noch was übrig!", zischte sie zu ihm rüber. Ohne sie eines Blickes zu würdigen, antwortete er genervt: ,,Ich esse, so viel ich will. Hol dir deine Beute selber." Knurrend stand die kleine Löwin auf und verschwand im Gras. ,,Da ist wohl jemand mit der falschen Pfote aufgestanden.", lallte ein junger Löwe. Fluchend stand Arko auf und beschloss einen Spaziergang zu machen. Nachdenklich kickte er, den wenig Sand, hin und her. Bei einem vertrautem, dünnen Fluss machte er Halt und streckte seine Schnauze über das Wasser. Das Leben mit seinen Geschwistern hatte ihn kräftig und stämmig gemacht. Er sah schon sehr erwachsen aus, obwohl er noch sehr jung war. Arko schmunzelte über diesen Gedanken und dachte darüber hinweg, irgendwann ein Oberhaupt werden zu können. Auch wenn Corona und Max behaupteten, dass er das Oberhaupt ihrer kleinen Gruppe war, konnte er es nicht glauben. Sie zu Dritt, waren nicht einmal ein richtiges Rudel. Irgendwann würden sie sterben. In der Wildnis überlebt man nicht so einfach und das sollten Max und Corona ganz genau wissen. Doch sie hielten an den Gedanken fest, dass sie es schaffen und Arko dafür das perfekte Oberhaupt werden würde. Selbst wenn er einmal das kleine Rudel verließ, könnte er sich kein neues Suchen. Er wäre niemals in der Lage einen anderen Löwen dazu zu bringen, sich zu verziehen. Verletzungen wären das Einzige, was er sich davon holen würde. Sein Fressen müsste er sich wortwörtlich erkämpfen und das Schlimmste: er wäre ganz allein. Ohne Familie, ohne Freunde und sonst auch jemanden. Zum ersten Mal, seit dem Tison vertrieben worden war, dachte er an seine Freunde. Sie wurden alle ermordet. Von diesem herzlosen Bastard. Aber Tison hatte ihm ja erzählt, dass Löwen das so machen und das dazu gehört, wenn man Oberhaupt wird. Arko konnte sich es einfach nicht vorstellen, wie Tison auch nur kleine, unschuldige Junge tötete. Ein Schauder lief durch Arkos Fell und ihm wurde blitzschnell klar, dass er das auch machen müsste, würde er Oberhaupt werden. Knurrend schüttelte er den Kopf. So etwas würde er nie in seinem Leben tun. Nie! Er würde keine Mutter von ihren Jungen trennen oder ein Junges von seiner Mutter. Das ist doch zu herzlos.

Durch das Nachdenken, merkte er nicht, wie die Sonne sich dem Horizont zuneigte. Als es ihm auffiel hob er blitzschnell seinen Kopf und lief den Weg zurück, den er gekommen war. Als er Max und Coronas Stimme wahr nahm, hielt er sofort an. Sollte er lauschen oder einfach hingehen? Er beschloss, zu lauschen. ,,Du hast heute super gejagt, Max!", fing Corona das Gesprach an. Max antwortete stolz: ,,Dankeschön! Übrigens.. ist dir aufgefallen, dass Arko sich total komisch verhält?" Arko kniff die Augen zusammen und dachte, dass er sich gar nicht verändert hatte und das würde ihm auch seine Schwester auch gleich bestätigen. ,,Ja! Das ist mir auch schon aufgefallen. Heute, als ihr von der Jagd kamt, hab ich ihm ganz nett gesagt, er solle mir auch was übrig lassen und er fährt mich gleich an, als ob ich Freya geköpft hätte!", bejahte Corona. Ein leises Knurren entfur Arko. Niemals hatte Corona ihn "nett" gefragt und er hatte sie auch nicht so "angefahren" wie sie das ausdrückte. ,,Jedenfalls ist er neben der Spur. Hälst du es für klug, ihn weiter als unser Oberhaupt zu aktzeptieren?", zischte Max und knurrte dazu noch. Fassungslos starrte er in den Himmel. War er wirklich so ungeeignet als Oberhaupt? Mit Max hatte er auf jedenfall noch ein Wörtchen zu reden! ,,Ich halte es langsam auch nicht mehr für klug", sprach Corona und machte eine kleine Pause ,,aber ich denke, er hätte eine zweite Chance verdient. Ich meine Oberhaupt zu sein ist bestimmt nicht leicht.." Grinsend nickte Arko, auch wenn er wusste das Max ihn nicht sehen konnte. Aber der musste auch noch sein Kommentar ablassen: ,,Oder er ist so lange kein Oberhaupt mehr von uns, bis er es verdaut hat und überhaupt! Oberhaupt von zwei Löwen. Das ist nicht das Schwerste der Welt!" Wohl oder übel, musste Arko sich eingestehen, dass schon etwas dran war an seiner Aussage. "Oberhaupt von zwei Löwen. Das ist nicht das Schwerste der Welt!", murmelte Arko nochmal in sich selbst hinein. Corona knurrte inzwischen auch: ,,Hör zu! Ich weiß jetzt nicht, warum du Arko nicht als Oberhaupt willst, aber ich finde ihn passend und er hat es verdient!" ,,Verdient?! In welchem Sinne? Was hat er bedeutendes getan, hm? Nichts! Ich weiß ja nicht was du willst, aber ich bin gegen ihn als Oberhaupt!", rief Max aufgebracht zu Corona. Was hatte dieser Löwe gegen ihn? Was hatte Arko falsch gemacht? ,,Arko bleibt Oberhaupt. Ob du es willst oder nicht. Du musst ja nicht bleiben! Such dir deine andere Überlebensquelle, sterbe, verotte oder bleib einfach hier und gib Arko eine zweite Chance!", krächzte Corona wütend und Arko fragte sich langsam, warum Corona so fest bei ihrem Standpunkt blieb. Ihm reichte es jedenfalls. Er stand auf und ging mitten durch die Beiden durch, wobei er Max noch einmal feindselig anfunkelte, der ihn ebenfalls seine gefletschten Zähne zeigte.

Arko wusste: dieses Thema war noch lange nicht geklärt..

Lion Claws - VerstoßenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt