Teil 1

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Mein Name ist Sophia Anderson. Ich bin vor 5 Tagen 16 Jahre alt geworden und lebe im 23. Jahrhundert. Um genau zu sein ist es 6 Uhr morgens am 20.05.2268. Wie jeden Morgen um diese Zeit klingelt mein Wecker und ich stehe ohne weiteres auf. Mein Vater hat mir einmal erzählt, dass es früher etwas gab, dass sich "Schlummertaste" oder so ähnlich nannte. So etwas gibt es nicht mehr. Es ist uneffizient nicht gleich beim ersten Weckerklingeln aufzustehen und entspricht nicht unbedingt unseren Richtlinien. 6 Uhr ist die perfekte Zeit aufzustehen, denn ich gehe immer 10 Uhr Abends ins Bett und habe somit die ideale Schlafdauer, um problemlos den Tag zu überstehen.

Meine Mutter, mein Vater und mein kleiner Bruder Tobias folgen dem gleichen Prinzip. Wir sind eine ganz normale Famile, denn wir entsprechen der Norm und darüber bin ich sehr froh. Ich habe schon einige Geschichten über Familien gehört, die nicht in dieses Idealbild passen und was mit ihnen passiert ist.

Mein Tag beginnt wie immer mit dem Weg in unser Bad. Es ist ausreichend groß und mit einer Toilette, einer Dusche und einem Waschbecken ausgestattet. Also alles was man benötigt. Am Waschbecken angekommen gebe ich behutsam Zahnpasta auf meine Zahnbürste, um zu verhindern das etwas daneben gerät. Ich bekomme nur aller drei Monate eine Tube und einmal ist es mir passiert, dass ich die letzte Woche keine mehr hatte. Meine Eltern wollten mir nichts von ihrer abgeben, da sie meinten es entsprechen nicht den Vorgaben und ich müsse mich nunmal der Norm anpassen. Damals habe ich es nicht verstanden, aber heute tue ich das. Auch wenn es nur eine Kleinigkeit ist würde ich bevorzugt werden, denn ich hätte mehr Ressourcen zur Verfügung gestellt bekommen.

Es ist die höchste Priorität unserer Regierung dies zu verhindern. Denn Gleichheit ist unser höchstes Gut. Jeder Mensch ist gleich und hat genau das gleiche verdient.

Nachdem ich mir die Zähne geputzt habe, bürste ich mir meine Haare und flechte sie mir schnell zu einem Zopf, denn diese Frisur ist für Frauen am Mittwoch üblich. Jeder von uns hat einen genauen Plan, der uns anhand der Wochentage vorgibt welcher Frisur und welche Anziehsache wir an diesem Tag tragen sollen. Heute bedeutet das für mich eine schwarze Hose und ein grauer Pullover. Ich würde lügen, wenn ich sage, dass sie sich von den gestrigen besonders unterscheiden. Meine Sachen befinden sich in einer kleinen weißen Kommode in meinem Zimmer. Sie sind alle in den Farben schwarz, grau und weiß gehalten. Es gibt zwar keine offizielle Regel, die besagt wie wir unsere Kleidung tragen müssen und die Veränderung der uns vorgegebenen Mittel untersagt, aber ich kenne niemand der sich getraut hat die Kleidung einmal anders zu tragen. Es würde schließlich nicht der Norm entsprechen. Man wäre anders und würde damit gefährden ein Aufsässiger zu werden. Niemand weiß was mit ihnen passiert, aber es traut sich auch niemand zu fragen.

Nachdem ich mich fertig angezogen habe, treffe ich mich genau 6.15 Uhr zum Frühstück mit meiner Familie. Wie jeden Morgen besteht dieses aus einem Brötchen mit einfachem Aufstrich, einem Apfel und einem Glas Saft. Mehr sehen die Ressourcen für jeden Einzelnen nicht vor. Meine Eltern unterhalten sich über die bevorstehende Rede von Präsident Smith. Er wird heute Nachmittag in unsere Stadt kommen und seinen alljährlichen Vortrag halten. Es ist das erste Jahr an dem auch ich daran teilnehmen darf, denn ich bin nun endlich 16. Am Nachmittag werde ich mich dafür mit allen Anderen auf dem Marktplatz versammeln. Es herrscht zwar keine offizielle Anwesenheitspflicht, aber ähnlich wie mit der Kleidung ist es ein ungeschriebenes Gesetz. Alle Dinge, die man tut und die die Gleichheit gefährden könnten, haben Konsequenzen. Es ist allgemein bekannt, dass man strenger kontrolliert wird, wenn man aufgefallen ist. Ich finde das gut, sehr gut sogar. Ich fühle mich sehr wohl in dieser Welt, in der wir Leben. Früher gab es Kriege, starke Konflikte, ja sogar Völkermorde! Das kann zum Glück alles nicht mehr passieren, denn nun Leben wir alle als Einheit zusammen. Und genau das drückt auch unser Motto aus: Einheit, Gleichheit, Sicherheit. Es soll uns allen vor Augen führen wonach wir streben und für was wir Leben: Eine Welt in der das Schrecken von Früher keine Chance mehr hat.

Vielleicht wäre dann alles anders...(Kurzgeschichte)Where stories live. Discover now