Mango

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Keyden Sicht

Ob sie sich wohl bei ihm ausgeheult hat? Ob sie ihm verraten hat, was zwischen uns beiden passiert ist? Nein. Sonst hätte er nicht so reagiert.

Er steht auf sie. Er hätte Stress und hinterher das Weite gesucht.

„Erde an Key", schnipste ein Kumpel vor meinem Gesicht mit seinen Fingern. „Was ist denn heute schon wieder los? Seit Tagen bist du schon wo anders. Welche konnte so gut Stöhnen, sodass sie immer noch in deinem hohlen Kopf rum schwirrt?", meinte er gehässig.

Ich konnte es nicht halten und drückte ihn leicht weg von mir.

Weg mit dir.

Ich kassierte jedoch nur einen blöden Blick und wurde danach nicht mehr beachtet. Er hätte es auch ausnutzen können und mir eine reinhauen können, tat er aber nicht.

Er hatte Angst.

„Ich muss los.", verabschiedete ich mich und machte die Suche nach der brünetten Schönheit.

Den ganzen Abend hatte ich gestern darüber nachgedacht, weshalb Blondie aufgekreuzt ist. Ich wollte wissen, was sie ihm erzählt hat.

Castillo?", fragte ich vorsichtig und drehte das Mädchen vor mir um.

Mist.

Ich bekam einen verwirrten Blick, der sich nach meinem Anblick und Realisieren, wer gerade vor ihr stand, zu einem schmachtenden Lächeln formte.

„Nein, aber ich bin da, wenn du mich brauchst.", zwinkerte sie und drehte sich nun ganz zu mir.

Ich lachte auf. „Sorry, bist nicht die, die ich brauche.", als ich das sagte, schaute sie bedrückt auf ihre Füße und hielt inne.

„Sorry ich-", ich wollte mich entschuldigen, keine Ahnung wieso.

„Alles gut!", unterbrach sie mich. „Ein Mädchen wie ich und ein Junge wie du? Niemals haha."

Bei ihren Worten holte ich tief Luft.

Mädchen wie sie?

Ich wollte niemals jemandem das Gefühl geben, weniger Wert zu sein. Nur, dass ich weiß, wo es lang geht.

„Es tut mir aber leid, so hätte ich nicht mit dir umgehen sollen.", ich nickte ihr aufrichtig zu und wandte mich dann wieder dem Gang zu.

Ich hatte noch eine Mission zu erledigen.

„Hey", ich wurde in einen anderen Gang gerissen und atmete den deftigen, süßlichen Geruch ein, der in meine Richtung wehte.

Caroline Fennings. Hübsches Mädchen. Blond und zickig. Ziemliche Klette. Ach und ja, besitzergreifend.

„Oh ehm hey Care, ich hab gerade wirklich keine Zeit...", doch ehe ich weiter sprechen konnte, legte sie ihren Zeigefinger auf meine Unterlippe.

„Ich möchte davon nichts mehr hören. Du meintest, du meldest dich!", warf sie mir sichtlich traurig und enttäuscht vor.

Wieso waren denn alle auf einmal so sentimental?

„Care, Süße, ich habe keine Zeit...", log ich ihr ins Gesicht. Das war eine Notlüge!

Sie lachte leise und verdrehte daraufhin die Augen. „Keine Zeit? Key, Süßer, du begegnest mir jeden Tag in der Schule und würdigst mir nicht einmal einen Blick von dir. Also Babe, wann lädst du mich zum Essen ein?", klimperte sie mit ihren Wimpern.

„Gar nicht", kam es plötzlich hinter uns und wir schraken ein wenig zusammen.

Diese niedliche Stimme von Aria. Warte, Aria?

Ich drehte mich um und erblickte die funkelnden Augen, die in meine blickten.

„Was?", gab ich schrill, aber dennoch leise hervor. Ich verschluckte mich fast, ich war verwirrt und überfordert.

„Und du bist?", fragte Blondchen neben mir nach.

Aria nickte daraufhin und öffnete den Mund, doch in dem Moment als sie zu sprechen anfing, erklang der Dong, das Zeichen für den Beginn der nächsten Stunde.

Caroline legte ihre weichen Lippen auf meine Wange und schenkte mir noch eine Umarmung, bis sie sich aus dem Staub machte und mich immer noch überfordert stehen ließ.

Ich schaute zurück zu Aria, die ebenfalls peinlich berührt durch die Gegend sah.

„Ich...eh...gehe dann mal.", sie zwirbelte ihre Haare um den Finger und drehte sich mit ihrem Rücken zu mir, ich hielt sie auf und drehte sie wieder zurück, sodass sie nah bei mir stand.

Ihr Atem prasselte förmlich in mein Gesicht und ihr fruchtiger Geruch, den ihre Haare trug, verschaffte mir schon die Genugtuung für den ganzen Tag.

Mango.

„Was war das gerade?", ich grinste spitzbübisch.

„Was war was?"

„Na das gerade."

„Keine Ahnung."

Mein Griff wurde nicht angenehmer und das Verlangen, sie genau jetzt gegen die Wand zu pressen und sie stürmisch zu küssen, wird auch nicht gerade milder.

Sie macht es mir echt schwer.

Kannst du mich loslassen?", das tat ich dann auch und schaute sie entschuldigend an.

„Ich muss mich wohl entschuldigen, hm?", versuchte ich die unangenehme Situation zu retten, vergeblich.

„Das hast du schon und ich habe sie nicht akzeptiert.", gab sie schlicht von sich.

„Na aber du kannst mir doch nicht ewig böse sein, ich-", ich verstummte. Ich wusste nicht, was ich wollte. Ich wollte ein gutes Verhältnis zu der Kleinen hier, das war es wohl.

„Du, was?", hakte sie nach.

Ich runzelte die Stirn.

„Ich möchte dich zeichnen.", platzte es auf einmal aus mir heraus.

„Mich zeichnen?", sie lachte.

Ich nickte nur stumm.

„Aha, und wieso?"

Ich hielt meine Hand an den Nacken und dachte nach. Wieso? Na weil ich dich wunderschön finde und dich der Welt zeigen möchte.

Aber das konnte ich ihr nicht sagen...

„Weil ich ein Projekt vorhabe und dafür eine Statue brauche. Da du gerne Zeichnest und ich auch, trifft sich das doch gut.", versuchte ich, es halbwegs glaubwürdig zu gestalten.

Sie jedoch hob nur eine Braue und seufzte letztendlich.

„Na schön. Aber ich verzeihe dir trotzdem nicht. Du musst daraus lernen und wenn ich das tue, dann wird das nichts."

Sie hatte Recht. Ich musste mich ändern und sie half mir dabei.

Thank you, Aria Castillo.

Guten Abend,

ich werde jetzt gleich nach einem Künstler Ausschau halten, den ich zeichnen werde:)
Und ihr so?

Haut rein:3

The Untypical Bad Boy Where stories live. Discover now