Kapitel 8

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Es war der letzte Abend, ihres Aufenthaltes in diesem Hotel und es machte Krist schon ein wenig melancholisch. Ab Morgen, würde er wieder allein in seinem Zimmer in der WG schlafen müssen. Er fühlte sich jetzt schon gelangweilt, wenn er daran dachte.

Doch in diesem Moment nervte es ihn gerade ziemlich, das ihr Zimmer voll mit Leuten war, obwohl sie doch eigentlich schon auseichend im Hotel Restaurant den Abend hatten ausklingen lassen.

Aber es sollte ihn auch nicht wundern, waren die meisten schon etwas angeheitert und wollten sich einfach nicht abschütteln lassen, als sie auf Anraten von P' Fon, ihrer Betreuerin, alle ihre Zimmer aufsuchen sollten.

Demnach waren nun alle beide Betten besetzt, während man irgendeine alberne Show im Fernsehen laufen ließ, und nebenbei sinnfreie Gespräche führte.

Off konnte, ab einem bestimmten Punkt der Beschwipstheit, tatsächlich noch nerviger werden, als er es eh schon war.

Krist rollte ergeben mit den Augen, als dieser Oat in eine kleine Rangelei verstrickte und sich der Inhalt diverser Snacktüten großzügig auf seinem Bett und darum verteilte.

Ein Blick zu Singto, der sich zwischen Gunsmile und New eingequetscht befand zeigte, dass er ebenso etwas frustriert erschien.

Ice unterhielt sich derweilen mit Au Jun, der ein herzhaftes Lachen von sich gab auf etwas das Ice gerade erzählt haben musste. Au Jun konnte ebenso ein recht überdrehter Typ sein, vor dessen Späßen man sich manchmal in Acht nehmen musste.

Unglücklicherweise, machte auch keiner ihrer Gäste den Eindruck, als wolle er bald das Feld räumen.

Am liebsten würde sich Krist wieder ins Bad verziehen, aus dem er gekommen war und in dessen Türrahmen er immer noch stand, und von wo aus er sich das ganze Szenario anschaute.

Ein „Oh Shit!", parallel zum energischen Klopfen an der Zimmertür war zu vernehmen und da Krist gar nicht wissen wollte, was dieses „Oh Shit!", zu bedeuten hatte, öffnete er die Tür.

P'Fon stand mit verschränkten Armen vor ihm und schaute ihn streng an, bevor ihre Aufmerksamkeit ins Zimmer schweifte und sie ohne ein Wort an ihm vorbei zog.

Es würde am folgenden Morgen eine scharfe Zurechtweisung für sie alle geben, aber gerade eben war Krist froh, dass sie die anderen ohne Nachgiebigkeit aus ihrem Zimmer befehligte, hatten sich wohl andere Gäste über den Lärm beschwert.

Somit atmete er auch erst einmal erleichtert durch, als er die Tür wieder schließen konnte und er mit Singto allein war.

Mit ihm und dem Chaos, das zurückgelassen wurde.

Singto war schon dabei sämtliche Überreste des umherliegenden Knabberzeugs zusammenzulesen und in den Mülleimer zu werfen.

Krist's Blick fiel auf den großen, dunklen Fleck auf seinem Bett und er fluchte augenblicklich.

Jemand hatte wohl eine halbe Flasche irgendeines Getränks auf seiner Matratze ausgekippt, was auch das „Oh Shit!", erklären könnte.

So eine verdammte Sauerei!

Er konnte somit nichts anderes tun, als seine eingeweichte Bettdecke über die Brüstung des Balkons zu hängen in der Hoffnung, dass sie somit schneller trocknen würde. Bei der Matratze versuchte er sich mit Handtüchern zu behelfen.

Sauber bekam er sie nicht ganz, was ihm schon unangenehm war, dachte er an das Personal, das die Aufgabe der Reinigung zu erledigen hatte. Es würde wohl auch dafür noch Schelte geben, sollte dies als Extrakosten ihres Aufenthalts verrechnet werden.

Müde setzte er sich auf den Rand der feuchten Matratze und raunte unglücklich.

Die Nacht konnte er dann wohl auf dem Boden schlafen, mit nichts weiter als seinem Kissen, das als einziges unverschont geblieben war.

Singto war indes mit dem restlichen Saubermachen fertig geworden und sah nicht weniger mitgenommen aus, als er sich fühlte.

Gott, er war so müde.

Jemand schüttelte ihn leicht an der Schulter und Krist öffnete seine Augen ein wenig.

„Na komm." Er wurde kurz nach oben gezogen, nur um daraufhin wieder auf der Matratze zu landen.

Er wollte doch wirklich nur schlafen.

Man schob seine Beine auf das Bett und legte eine Decke über ihn. Und da man ihn nicht noch einmal ansprach, driftete er auch gleich wieder ab.



Es war bereits Morgen, als er wieder zu sich fand und verschlafen in den Raum blinzelte. Ein Blick auf sein Smartphone zeigte, dass es kurz vor sechs war.

In gut zwei Stunden, wäre ihr Aufenthalt hier dann also wirklich vorüber.

Er drehte sich zur Seite, um zu sehen ob Singto ebenso schon wach war, durfte aber feststellen, dass sein Blick geradewegs auf die Terrassentür fiel.

Etwas irritiert schaute er sich um.

Er lag nicht in seinem Bett, sondern in dem von Singto, von dem allerdings jede Spur fehlte. Sein eigenes Nachtlager war noch immer abgezogen und zeigte einen großen, blass-rosa Fleck, den er nicht gänzlich bereinigen konnte.

Er erinnerte sich trübe daran, dass ihm jemand ins Bett half.

Ungläubig, aber mit einem angenehmen warmen Gefühl, wurde ihm klar, dass Singto ihm sein Bett überließ.

Nur wo hatte er dann geschlafen?

Dessen Sachen waren jedenfalls schon soweit zusammengepackt.

Krist raffte sich auf und schlurfte ins Badezimmer für eine Dusche.

Noch immer etwas im Tran, kam ihm erst der Gedanke, dass er sämtliche Handtücher gestern für die Sauerei auf seinem Bett brauchte, als er tropfnass aus der Kabine stieg.

Schon im Begriff einen Fluch vorzubringen, sah er die beiden weißen, frischen Handtücher auf dem Rand des Waschbeckens liegen.

Singto hatte wirklich an alles gedacht.

Er nahm sich eines davon und trocknete sich ab, bevor er sich seine Unterwäsche anzog.

Er war wirklich noch nie jemand begegnet, der so selbstverständlich selbstlos und führsorglich agierte, ohne auch nur ansatzweise darauf aus zu sein, das man sich bedankte oder revanchierte.

Die Frage, warum Singto keine Freundin hatte, kam ihm abermals in den Sinn, als er sich die Haare trocknete.

Sie hätte mit ihm als Partner sicherlich nichts auszustehen.

Singto schien eigentlich genau das Bild von -idealem Freund- zu sein, was den meisten Frauen vorschwebte.

Er fragte ihn schon einmal danach, aber erhielt nur ein abtuendes Schulterzucken darauf.

Vielleicht sollte er ihm mal jemanden aus seinem Freundeskreis vorstellen. Noy Na kannte sicherlich auch noch ein paar nette Mädels.

Es sollte schon eine Person sein, die Singtos gütige Natur auch zu würdigen wusste. Er wollte ihn nicht mit jemandem wissen, der am Ende nur egoistische Vorteile für sich herausschlagen würde.

Er war noch immer in seine Gedanken vertieft, als es an der Tür klopfte und sie sich dann ein Stückweit aufschob.

„Krist?" Es war Singto's Stimme und Krist lächelte automatisch.

„Komm ruhig rein.", gab er diesem an und trocknete sich weiter seine Haare.

„Uhm... Ich wollte nur." Singto stand vor ihm, hielt seinen Blick jedoch seitlich gerichtet, als er mit einer Hand in Richtung Waschbecken zeigte.

Dessen Verhalten verwirrte Krist ein wenig, worauf er rasch an sich herabschaute.

Er war nicht nackt.

Zum Glück.

Erst dann wurde ihm bewusst, dass er sonst eigentlich immer ein kleines Problem damit hatte, sich so freizügig vor jemanden zu zeigen. Aber interessanterweise störte es ihn bei Singto nicht mehr.

„Bin gleich fertig. Du kannst also ruhig tun, was du zu tun gedachtest."

Singto schaute ihn folglich etwas überrascht an, trat dann aber mit einem kurzen Nicken auf das Waschbecken zu und begann sich seine Zähne zu putzen.

Krist machte sich indes daran, sein Schlafzeug wieder einzusammeln, damit er es nicht vergaß einzupacken.

Singto wirkte etwas abwesend über seinem morgendlichen Ritual, worauf sich Krist, mit einer neckenden Absicht, seitlich hinter ihn stellte.

„Danke, für letzte Nacht, P'.", säuselte er zweideutig, mit dem Erfolg, das sich Singto prompt an der minzigen Gischt in seinem Mund verschluckte.

Krist strich ihm mit einem breiten Grinsen über den Rücken, bevor er den Raum ver- und einen hustenden Singto zurückließ.


***

„Warum hast du mir nichts gesagt?!", Singto schaute reichlich überfordert auf Krist, der ihn böse anfunkelte und immer noch auf eine Antwort wartete.

„Ich dachte nicht, dass es derart wichtig wäre. Ich mache nie eine große Sache daraus.", versuchte er die Wogen zu glätten, was Krist sein Smartphone hervorholen ließ, und er ihm ein Foto vor die Nase hielt, das eindeutig ihn, Off, Oat und Gun zeigte.

Singto gab ein ergebenes Seufzen von sich.

„Das war nicht geplant. Ich traf P'Off zufällig. Er wusste Bescheid und da ich nicht unhöflich sein wollte, habe ich seine Einladung angenommen." Er hatte tatsächlich keine Ahnung, woher Off wusste, dass gestern sein Geburtstag war. Er hatte es ihm nie gesagt und er war niemand, der so etwas an die große Glocke hing.

Allerdings wurmte es ihn, das Off Krist dieses Foto zukommen ließ, was nun zu dieser recht angespannten Situation führte.

„Ehrlich, es tut mir Leid, wenn du dich ausgeschlossen fühlen solltest. Das war nicht meine Absicht."

Krist hatte ihn sofort abgefangen, als er heute zum Workshop auftauchte und es war nur zu deutlich gewesen, das ihm etwas gar nicht zu passen schien.

Nur was er nun tun sollte, um Krist wieder friedlich zu stimmen, wusste er auch nicht.

Im Hintergrund hörte er erheitertes Glucksen, was er Off und den anderen zuschreiben konnte.

Schön, dass sie wenigstens ihren Spaß zu haben schienen.

Krist indes, war noch immer erbost.

„Gibt es etwas, das ich tun kann, damit du es mir nicht weiter übel nimmst?", bot er ihm an, was Krist's Mimik etwas erweichen ließ und er kurz nachdachte.

„Geh mit uns aus. Heute Abend." Singto war etwas überrascht über diesen Vorschlag.

„Heute Abend ist etwas unpassend.", musste er jedoch antworten.

„Hast du etwas derart Wichtiges zu tun?", erkundigte sich Krist, in einem Ton, der verriet, dass er immer noch verärgert war.

„Nicht wirklich wichtig, aber..."

„Dann keine Wiederrede!" Damit war für ihn das Ganze beschlossen und Singto blieb nichts anderes übrig, als nachzugeben, wollte er nicht das Krist, den restlichen Tag über, derart gereizt auf ihn reagierte.


***


Als Krist meinte „Uns", hatte er nur abwägen können, wer „Uns" sein würde.

Noy Na lächelte ihn an, als sie ihn sah und wünschte ihm dann sogar noch nachträglich Alles Gute.

„Es freut mich wirklich, dass du uns Gesellschaft leistest. Ich hoffe der Film ist in Ordnung für euch. Wir hatten unsere Tickets vorbestellt, da wir erst jetzt die Zeit gefunden haben, ihn uns ansehen zu können.", verriet sie. Singto hoffte stark, das Krist wegen ihm nicht ein lange geplantes Date mit seiner Freundin gecrasht hatte, nur weil er darauf bestand, ihn ausgerechnet heute mitschleifen zu wollen. Aber so wie er Krist kannte, war das durchaus eine Möglichkeit.

„Oh, das ist übrigens Hana, eine gute Freundin von mir." Damit schob sie die schüchtern wirkende Frau an ihrer Seite leicht nach vorn, worauf diese ihn mit einem Wai begrüßte.

Sie war zierlich, mit langen, dunkelbraunen Haaren die zu einem verspielt wirkenden Zopf geflochten waren. Ein hellblaues Haarband zauberte einen weichen Kontrast in den dunklen Schopf.

Ihr Gesicht hatte softe, feminine Züge, wirkte aber etwas blass. Ihr Kleid war von schlichter Eleganz, die sie selbst ebenso ausstrahlte.

Er erwiderte die Geste mit einem freundlichen Lächeln und stellte sich Hana ebenso vor. Sie nickte leicht und schaute dann wieder auf ihre Hände, die ihre Handtasche augenscheinlich etwas fester hielten, als es notwendig war.

„Sie ist immer etwas schüchtern, wenn sie einen netten, jungen Mann vor sich hat.", meinte Noy Na etwas aufziehend, während sie Hana behutsam über den schmalen Rücken strich.

Diese senkte ihren Kopf mit roten Wangen.

Singto wurde das Gefühl nicht los, das diesem Treffen noch eine ganz bestimmte Absicht anhing.

Ein kurzer Blick auf Krist zeigte, dass dieser, unter der nun auf ihm liegenden Aufmerksamkeit, ebenfalls rot auf den Wangen wurde und er etwas steif zur Seite wegschaute.



Da sie ihre Tickets bereits hatten, war nichts daran zu ändern, das Singto und Hana nicht mit ihnen saßen, sondern Plätze einige Reihen vor ihnen zugewiesen bekamen.

So gesehen, kein Problem.

Es war sogar sehr praktisch, war ihr Ziel gewesen, das sich die beiden etwas besser kennenlernten. Er hatte Noy Na von seiner Idee wissen lassen, Singto jemanden vorstellen zu wollen. Sie erzählte ihm daraufhin von einigen Freundinnen von sich und Hana schien ihm, nachdem er auch ein Foto von ihr sah, einen Versuch wert.

Allerdings war nicht geplant gewesen, das Ganze derart überstürzt anzugehen.

Eigentlich war dieser Abend schon mit Noy Na verplant und er hatte sie mit seiner kurzfristigen Änderung zwar nicht verärgert, aber etwas perplex zurückgelassen. Als sie dann aber erfuhr, dass es mit Singto's Geburtstag zu tun habe, zeigte sie sofort Einsehen. Dass sie Hana mit einbezogen, war auch ein recht spontaner Einfall gewesen. Sie befand sich gerade bei Noy Na, als er sie anrief, nachdem er Singto mehr befohlen als vorgeschlagen hatte, ihnen heute Abend Gesellschaft zu leisten.

Und wie so oft, beugte sich dieser seinen Allüren.

Ob er herausgefunden hatte, dass dies auch ein Versuch war ihn verkuppeln zu wollen, war ebenso wahrscheinlich.

Singto war manchmal ahnungslos, wie er auch observierend sein konnte.

Nun hoffte Krist einfach nur, das er und Hana sich verstehen würden.

So wie es aussah, standen die Dinge recht gut, deutete er deren lockere Körpersprache richtig.

„Sie wird ihm schon nichts tun.", hörte er Noy Na ahnend neben sich sagen, die seine Hand in die ihre nahm und liebevoll drückte.

„Hm.", war alles, was er dazu sagen konnte.



Krist musste gestehen, dass er vom Film selbst nicht viel mitbekommen hatte, war seine Aufmerksamkeit immer wieder zu Singto und Hana gedriftet, selbst wenn er nur ihre Silhouetten ausmachen konnte.

Und irgendwie war er dann auch froh, als der Film vorüber war.

Er musste sich zurückhalten nicht einfach zu den beiden hinzugehen und sich in ihr Gespräch zu drängen, das diese gerade führten. Weswegen er dankbar war, das Noy Na seinen Arm griff und sich bei ihm einhenkelte, als sie darauf warteten, das Singto und Hana zu ihnen aufschlossen.

Die beiden Frauen setzten sich ein wenig ab, indem sie vorwegliefen und sich angeregt über den Film und womöglich noch etwas anderes unterhielten, was ihn mit Singto zurückließ.

Allerdings liefen sie schweigend nebeneinander her.

Es lag ihm auf der Zunge sich erkundigen zu wollen, wie er den Streifen den gefunden habe, aber irgendetwas hielt ihn ab, das Gespräch tatsächlich zu beginnen.

Das Singto ebenso nichts zu sagen versuchte ließ das Gefühl, dass dieser unzufrieden mit ihm sein könnte, weiter ansteigen.

Die Frauen hatten indes an einem der Straßenstände innegehalten und Noy Na winkte sie zu sich heran.

So, wie es sich für einen Gentleman auch gehörte, bezahlte Singto das Getränk, das Hana sich herausgesucht hatte, was diese mit einem entzückten Lächeln versah.

Noy Na stieß ihn leicht in die Seite, über diese Geste und schmunzelte ebenso.

„Das sieht doch schon mal vielversprechend aus.", wisperte sie ihm zu, was Krist abermals nur ein knappes „Hm.", von sich geben ließ und er den folgenden, prüfenden Blick seiner Freundin nicht einmal mitbekam.

Schließlich zogen sie weiter, bis sie das Restaurant erreichten, in welches er auch geplant hatte mit Noy Na gehen zu wollen, wären sie heute allein ins Kino gegangen.

Dann war es Singto, der ihn leicht gegen die Seite stieß.

Krist schaute ihn etwas zögerlich an.

Singto lächelte und es brachte Krist's Nerven dazu sich wenigstens ein Stück zu beruhigen.

„Es ist selten dich so still zu erleben. Alles in Ordnung?", hakte dieser nach und Krist nickte bestätigend.

„Jungs!" Noy Na schaute etwas mahnend zu ihnen, über ihr Ausbleiben, wies man ihnen schon einen freien Tisch zu.

Singto legte ihm eine Hand leicht an den Rücken. „Na los, bevor es noch Ärger gibt.", meinte er munter und ließ ihm den Vortritt.

Der restliche Abend verlief angenehm.

Hana war ebenso etwas aufgetaut.

Es war nicht zu übersehen, dass sie Interesse an Singto hatte.

Wer konnte es ihr verdenken.

Es schien, als wäre ihre Mission tatsächlich geglückt.

Somit wurde es später als geplant, bis sie sich daran machten sich voneinander zu verabschieden.

Allerdings hatten sie dieses Wochenende keinen Verpflichtungen zu folgen, weswegen niemand zu großer Eile drängte.

Noy Na würde sich zusammen mit Hana ein Taxi nehmen, hatten beide für den kommenden Tag ihre eigenen Pläne geschmiedet.

Krist freute sich auf etwas Entspannung und Faulenzen.

Er beobachtete, wie sich Hana nun wieder etwas schüchterner zeigte, als sie Singto eine „Gute Nacht.", wünschte, dann etwas zögerlich wirkte, bevor sie ihn um seinen LINE Kontakt bat.

Singto zeigte sich nicht irritiert und folgte ihrer Bitte mit einem seichten Lächeln.

Noy Na zeigte ebenso ein zufriedenes Gesicht.

Mit einem kurzen Kuss auf die Wange ihres Freundes verabschiedete auch sie sich von ihnen.

„Hat mich gefreut.", ließ sie Singto noch wissen, bevor sie ebenso in das Taxi stieg.

Kurz schauten sie ihm noch nach, als es sich von ihnen entfernte.

„Ich werde mich ebenso auf den Weg machen.", hörte er Singto neben sich sagen. „Danke für die Einladung.", fügte er hinzu und klang auch kein Stück unzufrieden.

Dennoch empfand Krist, das es nicht dem gerecht geworden war, was Singto sich verdient gehabt hätte. Zwar hatten sie sein Kinoticket und das Essen ausgegeben. Aber ein persönliches Geschenk, war es dennoch nicht gewesen.

Was ihn daran erinnerte, dass er noch etwas für ihn in seiner Tasche versteckt hielt.

Es war albern, aber er konnte sich nicht dazu überwinden, ihm das geben zu wollen, was er schon vor einiger Zeit aus einem Impuls heraus kaufte.

Es war ihm ins Auge gefallen und bevor er es richtig registrierte, hatte er es auch schon bezahlt, nur um dann festzustellen, dass es keine Erklärung gab, Singto so etwas zu schenken.

So nahe standen sie sich nicht.

Zumindest glaubte er, dass diese Art von Geschenk etwas zu viel erscheinen könnte, wo sie sich doch noch nicht so lange kannten.

„Ich bring dich noch zurück.", ließ er Singto wissen, der ihn mit einem überraschten Blick bedachte.

„Das musst du nicht." Krist spürte wieder diesen Trotz in sich aufkommen.

„Ich will es aber!" Singto atmete einmal kurz durch und nickte dann.

„Nehme dann aber ein Taxi nach Hause, damit ich mir keine Sorgen machen muss, dass dir etwas passiert. Verstanden?" Krist lächelte triumphierend und gab seinem P' das Versprechen, nicht mitten in der Nacht allein nach Hause zu laufen.



„Wenn du schon hier bist, ich hab noch etwas von dir, das ich dir gleich mitgeben kann." Sie hatten das Studentenwohnheim erreicht, in welchem sich Singto's Zimmer befand und auf dessen Hinweis hin, folgte ihm Krist nach oben.

Etwas eulenhaft, schaute er sich in der kleinen Räumlichkeit um. Er war schon einmal hier gewesen, als er Singto zu einem ihrer Workshops abholte. Nun allerdings wirkte dessen Zimmer kalt und spartanisch, ohne ein Anzeichen von einem persönlichen Touch.

„Du ziehst um?", erkundigte er sich somit, was Singto von einem der Kartons aufschauen ließ, den er gerade durchsuchte.

„Ich kann schlecht hier wohnen bleiben, wenn ich eine andere Uni besuche. Ich hatte Glück, das die Vermietung mir erlaubte noch ein paar Wochen hier zu bleiben, da ich durch unsere Abwesenheit, für den Dreh, einfach nicht dazu gekommen wäre, alles schon zu räumen. Dieses Wochenende ist aber Deadline, also muss ich bis morgen Abend alles geschafft haben." Dann drückte er Krist etwas in die Hand.

„Hier, ich packte es im Hotel ausversehen mit ein."

Krist schaute etwas unbeholfen auf das Shirt in seiner Hand, was allerdings nicht den Grund für seinen gerade aufgekommenen Zustand darstellte.

Singto's Erklärung erreichte, was er den gesamten Abend nicht abschütteln konnte.

Das Gefühl einfach nur egoistisch gehandelt zu haben, als er ihn zu dieser Verabredung nötigte.

Er hatte es verdrängt, weil er dennoch irgendwo meinte, dass er diesem etwas Gutes damit tun würde.

Aber wer war er, das er sich anmaßen durfte zu bestimmen, was Singto begrüßen würde und was nicht?

Dieser gab am Ende nur nach, weil er sich nicht weiter durch seinem kindischen Trotz genervt sehen wollte. Nachgegeben, obwohl er eigentlich etwas anderes zu tun gehabt hätte. Etwas das wichtig war. Das Zeit und Mühe beanspruchte.

Dennoch stellte er es zurück, um ihm diesen ungelegenen Gefallen zu tun.

Dabei war es von vorn herein nur eine Trotzreaktion gewesen, um seinen eigenen Frust irgendwie überlagern zu können.

Der Frust, der sich aufbaute, als er mitbekam, dass er keine Ahnung hatte wann Singto's Geburtstag eigentlich war.

Das P'Off und die anderen mit diesem feiern konnten.

Dass er selbst nie gefragt hatte, wann Singto's Geburtstag wäre.

Es wurmte ihn, das er sich abermals so ignorant vorkam, nur um dann nur noch ignoranter zu handeln.

Missmutig über sein eigenes Verhalten, verkrampfte Krist seine Hand in dem Stück Stoff, das er festhielt.

Dann senkte er beschämt seinen Kopf.

Er war so ein Idiot.



Singto entging der Gemütswechsel von Krist nicht, als dieser sein Shirt nahm, aber mit einem Male recht abwesend wirkte.

Etwas ging ihm durch den Sinn, das ihn zu beschäftigen schien, er aber nicht nachvollziehen konnte, worum es sich dabei handeln mochte.

Dann senkte Krist seinen Kopf, das er ihm nicht mehr ins Gesicht sehen konnte und er verfolgte, wie sich sein Körper deutlich anspannte.

Konnte es sein, das dieser durch seine Erklärung ein schlechtes Gewissen bekommen hatte?

Es mochte stimmen, dass ihm nun weniger Zeit blieb, um alles zu erledigen, aber das war dennoch nichts worüber er sich verärgert fühlte.

Er gab zwar zu, dass ihn die Sache mit Hana zuerst etwas aus dem Konzept brachte, aber irgendwo war es auch wieder typisch Krist gewesen, ihn mit so etwas ins kalte Wasser zu werfen.

Krist's unbefangene Art verlangte ein um das andere Mal, dass er sich urplötzlich mit einer Situation adaptieren musste. Und ja, es konnte durchaus anstrengend sein, aber manchmal auch eine Gelegenheit, sich selbst zu testen oder zu beweisen.

Niemand sonst, hatte ihn bis jetzt vor derart viele Herausforderungen gestellt und es machte Krist nur noch interessanter in seinen Augen.

Dieser wirkte momentan jedoch so verloren, das er nicht anders konnte, als ihm vorsichtig einen Arm über die Schultern zu legen.

Ein „Es ist schon ok.", rutschte noch über seine Lippen, bevor sich Krist unter seinem Arm zu ihm drehte und sich überraschend gegen seinen Körper lehnte.

Überfordert mit dieser Geste, stand Singto einfach nur da.

Indes suchten sich Krist's Arme ihren Weg um den Körper vor ihm.

„Es tut mir Leid...", murmelte er gedrückt, was nun auch Singto wieder zu sich kommen ließ und er Krist seinerseits leicht an sich zog.

„Schon ok.", wiederholte er sanft und strich Krist behutsam über den Hinterkopf.

Er kannte wirklich niemanden, der derart offen und ungeniert körperlichen Kontakt suchte, wenn er Halt, Vergebung oder Bestätigung suchte.

Singto stellte nicht zum ersten Mal fest, dass es ihm bei Krist erschreckend leicht fiel, sich darauf einzulassen.

Mit keinem seiner Freunde, war er je derart gefühlsbetont gewesen.

Allerdings war Krist auch einfach ein besonderer Charakter.

Wenn er ihn so hielt und über dessen Haare strich, erinnerte dieser ihn an ein übergroßes Kätzchen und es ließ ihn unwillkürlich schmunzeln.

Er konnte nicht sagen, wie lange sie hier standen, bis sich Krist schließlich rührte und etwas von ihm zurückzog.

„Lass mich dir mit dem Umzug helfen.", gab dieser dann recht resolut von sich und schien sich somit wieder gänzlich gefangen zu haben.

Und da er wusste, das Krist dies als eine Art der Wiedergutmachung brauchte, lehnte er dessen Bitte auch nicht ab, was ihm eines dieser Lächeln einbrachte, denen er irgendwo schon verfallen war.


***


Es dauerte bis in den Abend hinein, Singto's neues Apartment herzurichten.

Krist war froh, dass sie dies nicht hatten allein tun müssen. Schmerzte ihm jetzt noch der Rücken, von dem Geschleppe der sperrigen Möbelstücke.

Trotzdem war er auf eine gute Art und Weise erledigt, und fühlte sich nun auch nicht mehr ganz so mies, weil er Singto gestern von seinen Erledigungen abbrachte

Nun allerdings hatte er Hunger, war aber zu faul um sich von seinem Platz auf Singto's Wohnzimmerfußboden aufzuraffen. Nebenan hörte er, wie dieser sich mit Daeng und Sky unterhielt, zwei von Singto's Freunden, die ihnen geholfen hatten. Über das leise Geplätscher von Worten, fielen ihm langsam die Augen zu und er erlaubte sich ein wenig abzuschalten.

Das Vorbringen seines Namens und eine flüchtige Berührung, als habe ihm jemand seine Haare aus der Stirn gestrichen, holten ihn wieder zurück aus seinem Dösen.

Singto kniete neben ihm und schaute ihn amüsiert an.

„Warum schläfst du nicht auf der Couch?" Es war soweit still um sie herum, was Krist sich aufsetzen ließ und er sich umschaute.

„Die anderen sind schon gegangen.", nahm ihm Singto seine Frage vorweg, was Krist sein Smartphone hervorholen ließ, um zu sehen, wie spät es war.

Und tatsächlich, er hatte gut eine Stunde hier auf dem Boden zugebracht.

Das Knurren seines Magens war Hinweis genug für Singto, sich zu erheben und ihm eine helfende Hand hinzuhalten, um ihn nach oben ziehen zu können.

„Wie wäre es, wenn wir uns nach etwas zu essen umsehen? Bei der Gelegenheit, kann ich gleich die Nachbarschaft etwas erkundigen.", schlug dieser vor und Krist hatte nichts dagegen einzuwenden.



Es war erneut spät geworden, als Krist sich nun auch endlich auf den Heimweg machen wollte.

„Danke dir noch einmal für deine Hilfe." Es gab nichts zu danken, immerhin hatte er wieder etwas bei Singto gut zu machen.

„Keine Ursache.", ließ er ihn wissen. Und genau wie Hana gestern, fühlte er sich etwas schüchtern, als Singto sich mit einem „Schlaf später gut.", von ihm verabschiedete und gedachte sich zum Gehen abzuwenden.

„P', warte." Er hatte dessen Handgelenk noch erwischt, bevor dieser außer Reichweite gewesen wäre.

Fragend schaute Singto ihn an, als er sich ihm wieder zuwandte.

Krist griff zielstrebig in seine Tasche und holte ein kleines Päckchen hervor, das sich in Geschenkpapier eingewickelt befand.

Ohne ein Wort, schnappte er sich eine Hand von Singto, drückte das Päckchen in diese und war mit einem „Bis Montag.", auf und davon.

Singto blieb nichts weiter übrig, als perplex in die Richtung zu schauen, in die Krist so eilig verschwunden war und dann auf seine Hand, welche das Präsent festhielt.

Es war nicht größer als seine Handfläche und gab nach, wenn man es fester packte.

Er war neugierig, was es wohl sein könnte, wollte es aber auch nicht auf der Straße öffnen.

Also machte er sich mit einem leichten Lächeln und ohne weitere Umwege auf, zu seiner neuen Bleibe.

Ein leises Lachen zog durch sein Schlafzimmer, als er den Plüschanhänger in Form eines Löwen zu Gesicht bekam.

Dann lächelte er zugetan.

Der Löwe war in monochrom gehalten.

Liebevoll zupfte er an dessen Mähne, die einem Kranz aus schwarz-grauen Blütenblättern glich.

Der Löwe selbst schien zu schlafen, oder aber er war einfach nur zufrieden, konnte man in dessen Gesicht so etwas wie ein Schmunzeln ausmachen.

Rasch nahm er sein Smartphone aus der Hosentasche und machte ein Selfie, mit seinem plüschigen Namensvetter.

Singto: Ich denke er mag mich

, fügte er dem Bild hinzu und schickte es an Krist.

Ein Danke Sticker folgte außerdem.

Er legte das Gerät zur Seite, erwartete er nicht das Krist ihm jetzt noch antworten würde, wusste er das dieser recht geschafft war von diesem Tag.

Somit begab er sich auch erst einmal ins Bad, um sich zu duschen und für die Nacht fertig zu machen.

Er schmunzelte sofort wieder, als er zurück in sein Schlafzimmer kam und mini Singto zwischen seinen Kissen sitzen sah.

Sein Nachrichtenton ließ ihn aufschauen und er spürte wie sein Herzschlag sich erhöhte, als er feststellen konnte, dass er nicht nur eine Nachricht von Krist bekommen hatte.

Krist: Einer von euch hat aber eindeutig die schöneren Haare

Krist: Es war übrigens ein Paar

Als Anhang gab es ein Foto das Krist mit dem weiblichen, rosafarbenen Teil des Löwenpärchens zeigte.Singto biss sich, über diesen überaus niedlichen Anblick, überfordert auf seine Unterlippe.

Singto: Ich hoffe, sie ist nun nicht einsam

, antwortete er, fiel ihm einfach nichts anderes ein, ohne dass er etwas Unüberlegtes von sich gegeben hätte.

Krist: Sie hat mich

Singto: Stimmt

Krist: Wir können euch besuchen kommen

Singto schüttelte erheitert seinen Kopf, über ihre etwas kindliche Unterhaltung.

Singto: Wir würden uns freuen : D

Krist: P'...

Krist: Sorry noch Mal, wegen gestern

Es folgte ein Sticker von einem Bären der auf Knien um Verzeihung bat.

Krist: Gute Nacht, P'

Singto sah dies als den Hinweis, dass Krist nicht darauf aus war erneut gesagt zu bekommen, das er sich nichts vorzuwerfen habe, worauf er ihm ebenso eine Gute Nacht wünschte und sich noch einmal bei ihm für das Geschenk bedankte.

Krist schickte ihm einen Kussmund Sticker als Finale und Singto konnte nichts gegen den aufkommenden Rotschimmer auf seinen Wangen tun.

Dieser Kerl!


I wanna be the reason for your smile (german)Where stories live. Discover now