Traurige Augen

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Demetri POV:

Ich hasste es einfach sinnlos in der Gegend rumzustehen. Mitten auf dem Marktplatz und aufpassen. Und wieso? Weil Heidi sich aufgeregt hatte als ich mal nicht mit ihr ins Bett wollte. Was dachte sie sich eigentlich? Wir waren nicht zusammen und ich fühlte nicht auch nur ansatzweise was für sie. Tja dann war sie aus meinem Zimmer gestürmt. Eine Stunde später hatte sie mich während des Dienstes zur Sau gemach,t was für ein Idiot ich doch war. Ich hatte darauf nur gesagt, sie solle doch mal die Luft anhalten. Dann kam Aro vorbei und was soll ich sagen? Hier stand ich nun. Zusammen mit Felix und passte auf die Menschen auf. Gelangweilt sah ich über die Piazza.

Gab es etwas armseligeres als Menschen? Wollten Geld und würden sich untereinander für alles verraten, nur um besser dazustehen. Sie sollten ihr kurzes Leben genießen und nicht ihre Kinder anschreien, die wenigstens ein bisschen das taten, was man eigentlich machen sollten. Leben und Spaß haben. Manchmal vermisste ich es ein Mensch zu sein. Sorgenlos zu sein und einfach die normalen Alltagsprobleme zu haben. Nicht, dass ich mit meinem Leben im Schloss nicht zufrieden bin. Ich liebte die Arbeit im Schloss und wenn Felix dabei war umso mehr. Ich war ein angesehener Mann in der Wache und das genoss ich auch in vollen Zügen.

„Wie sinnlos die doch ihre Zeit verschwenden.",meinte Felix neben mir und ich nickte. „Stimmt, aber mal ganz ehrlich. Manchmal hätte ich gerne ihre Probleme.",sagte ich dann und sah weiter gelangweilt in die Menge. Felix neben mir grinste und sah mich ungläubig an. „Du vermisst es ein Mensch zu sein?",fragte er mich. Ich überlegte kurz. „Manchmal schon.",antwortete ich dann ehrlich. Felix sagte nichts darauf. Gern hätte ich in seinen Kopf geschaut und geguckt, ob er mich nun für blöd erklärte oder ob er ernsthaft darüber nachdachte, ob da nicht doch was dran war. Währenddessen ließ ich mein Blick weiter schweifen.

Ein Mädchen erregte meine Aufmerksamkeit, das mit gesenktem Kopf hinter einem Mann herlief. Erst als er einkaufte, traute sie sich scheinbar sich umzusehen. Sie sah sich die Menschenmassen an und schien aber wenig begeistert. Während sie sich weiter umsah, fing ich an sie zu mustern. Ihre Haare waren blond und gingen ihr etwa bis zur Mitte ihres Rückens. Ihre blauen Augen sahen traurig aus, soweit ich das erkennen konnte. Außerdem war sie nicht gerade groß. Ich schätze sie auf 1,65m und im allgemeinen war sie doch sehr hübsch.

Hübsch? Ach komm Deme seit wann ist ein Mensch hübsch? Ich schüttelte den Kopf und sah weiter gelangweilt durch die Menge. Doch dann spürte ich einen Blick auf mir. Wieder sah ich in ihre Richtung und nun konnte ich ihr genau in die Augen sehen. Ihr Gesicht war für das eines Menschen wirklich schön. Sie hatte eine kleine Stupsnase, schmale Lippen, die deswegen aber nicht weniger schön waren und große blaue Augen. Auch wenn ich die Schönheit der Vampire kannte, wusste ich nicht, wann ich das letzte Mal so was wunderschönes gesehen hatte. Ich bemerkte, dass wir uns genau in die Augen sahen.

Wahrscheinlich würde sie mich aber nicht richtig sehen können. Immerhin trug ich meinen Umhang und stand zusammen mit Felix im Schatten einer Hauswand. Wie konnte sie uns überhaupt entdecken? Nicht das es unmöglich war, aber die meisten Menschen auf dem Markt nahmen uns gar nicht war. Plötzlich wurde sie von dem Mann, wahrscheinlich ihrem Vater, lauthals gerufen. Nicht freundlich eher wütend. Schnell nahm sie die Tüten und ging dann zum Auto zurück. Felix, der meinen Blick wohl beobachtet hatte, stieß mich an der Schulter an und ich sah zu ihm. Er grinste nur.

„So sehr vermisst du es also ein Mensch zu sein? Ich meine klar, die Kleine war nicht schlecht, aber sie ist ein Mensch Deme.",erinnerte er mich. Ich sah nochmal zu dem Auto und konnte einen Blick auf ihren Hinterkopf werfen. Ein leichtes Lächeln umspielte meine Lippen. Dann schüttelte ich den Kopf. „Also echt. Du brauchst dringend eine Frau.",lachte mein bester Freund und legte mir eine Hand auf die Schulter. Ich verdrehte die Augen und nahm dann seine Hand von meiner Schulter. „Daran wird's liegen.",sagte ich sarkastisch und ging dann zurück in Richtung Schloss, weil unsere Schicht zu ende war. So ein Blödsinn.

Ich war die letzten tausend Jahre auch ohne Gefährtin klar gekommen, was sollte ich also jetzt mit einer? Wenn ich Sex wollte konnte ich mir genau so gut eine der Wachenmitglieder nehmen. Heidi oder sonst eine Frau die willig war mit mir das Bett zu teilen. Seit so vielen Jahren ging es ohne und es würde auch weiter ohne gehen. Eine Frau würde mich doch nur von der Arbeit abhalten oder nicht? Mein Leben war doch gut so wie es war. Dennoch konnte ich nicht leugnen, dass mir manchmal doch die Nähe einer Frau fehlte,,für die ich was empfand. Jemand mit dem ich reden konnte und der mich verstand.

Nicht, dass ich das mit Felix nicht auch konnte, aber das war nun mal was anderes. Ich verwarf den Gedanken und betrat mein Gemach. Dann nahm ich erst mal eine ausgiebige Dusche und zog mir andere Sachen an. So legte ich mich dann in mein Bett. Die Blondine von vorhin schlich sich wieder in meine Gedanken. Ihre traurigen blauen Augen. Irgendwie hatte ich Mitleid mit ihr. Ich konnte mir das nicht erklären. Es war einfach so. Trotz, dass sie so traurig geguckt hatte, schien sie nicht hilflos. Sie hatte nicht den Eindruck gemacht, dass sie jeden Moment zusammenbrechen würde oder sonst was.

Ich wusste nicht wieso ich gerade an sie denken musste, aber es machte mir auch aus irgendeinem bestimmten Grund auch nichts aus. Ein Lächeln stahl sich erneut auf meine Lippen. Einige Stunden lag  ich auf meinem Bett, las oder schaute Fernsehen, aber immer wieder war sie da. Irgendwann entschied ich mich dann raus zu gehen. Raus in die dunkle Nacht um einen klaren Kopf zu haben. Vielleicht würde das die Blondine aus meinen Gedanken verjagen.

Wenn du mich rufst werde ich dich findenWhere stories live. Discover now