Verwirrt runzelte ich die Stirn und aufeinmal überkam mich das brennende Gefühl, angestarrt zu werden.

Und da kam mein äußerst schnell denkendes Gehirn auch mal auf die Idee, dass es vielleicht ganz schlau wäre, sich umzudrehen.

Phelan ließ nicht von meinem Bein ab, während ich Eza und Cole den Rücken zukehrte.

Und da sah ich sie. Alec und die anderen, wie sie genau vor mir standen, nur wenige Meter von mir entfernt und mich musterten.

Und in diesem Moment wurde mir wieder schrecklich bewusst, was dieses äußerst riskante Treffen hier eigentlich als Ziel gehabt hatte.

Und es kotzte mich an, dieses ganze, bizarre Bild, wie meine Familie, mein Rudel, sich fast wie eine kleine Armee hinter mich aufstellte, so, wie es Alecs Clan bei ihm tat.

Zwei gegensätzliche, verfeindete Seiten, die sich gegenüberstanden.

Und zu meinem Pech gehörte der Junge, in den ich mich wohl hoffnungslos verliebt hatte, zur gegnerischen Seite.

Alec stand mir gegenüber, vielleicht vier Meter zwischen uns, mit unergründlichem, neutralen Blick und ich hasste den Gedanken jetzt schon, dass es uns nicht mehr möglich war, miteinander zu reden wie wir auf der Rückreise geredet hatten. Zumindest nicht in der Öffentlichkeit.

Ein Stückchen weiter hinter Alec standen Lila und die anderen, gefolgt von dem ganzen Clan.

Oh Halleluja, das würde bestimmt spaßig werden...

Ob es wohl auffallen würde, wenn ich jetzt einfach kreischend und wild mit den Armen umherfuchtelnd in den Wald flüchten würde?

Vermutlich ja... Und mit ganz viel Glück würde mich ein gewisser Ven dann auch noch ganz galant zurück schleppen, ob ich nun wollte oder nicht.

Apropos gewisser Ven. Für den Bruchteil einer Sekunde genehmigte Alec sich, die kleinen Kinder zu mustern, die sich an mich schmiegten und allein bei dem Blick dieses verdammten Jungen begann mein Herz, schneller zu klopfen.

Ob es ihm wohl genau so ging?

Herzen waren eine bescheuerte Sache. Wer hatte bitte die beschissene Idee gehabt, Menschen ein Herz zu geben...? Das verursachte nur Probleme und mit ganz viel Glück starb man sogar dran...

Die Stille, die sich über die Lichtung legte, war mehr als nur unangenehm und ich hielt mich davon ab, schwer zu schlucken, bemühte mich um eine aufrechte Haltung, wie Alec es mir gesagt hatte.

Mein Blick huschte über sein Gesicht und weil ich mit so einer unangenehmen Stimmung wirklich nicht umgehen konnte, komplett nervös und aufgelöst war, tat ich das Aruna-typischste, was ich nur tun konnte.

Na mein Zuckerschnütchen, glücklich?

Den Moment, in dem meine Gedanken bei Alec ankamen, konnte man ihm genau von den Augen ablesen.

Ohne ersichtlichen Grund, zumindest für die anderen, weiteten sie sich und ein ersticktest, halb schnaubendes, halb glucksendes Geräusch verließ seine Kehle, auch wenn er es mehr oder weniger erfolgreich mit einem Husten zu verbergen versuchte.

Alle starrten ihn an.

Ich wusste nicht, ob er mir leid tun sollte oder nicht, weil es vielleicht ganz schlau wäre, die Haltung vor all diesen Leuten zu wahren, doch die Hirn-zu-Matsch Geschichte bei nervenaufreibenden Situationen kannte mittlerweile sicherlich jeder, deshalb konnte ich mir einfach nicht helfen.

Doch noch bevor das Getuschel losgehen konnte, erregte etwas anderes die Aufmerksamkeit der starrenden Leute.

Lila drängte sich mit großen Augen an Alec vorbei und starrte mich mit zusammengepressten Lippen an.

Aruna - Die Rote GöttinWhere stories live. Discover now