AKT III

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AKT III

(Bühne wie vorher. Komplette Dunkelheit.)

DOBROSCHIN: Ist das Exodus?

SCHT: Nein, er hat heute Urlaub

KATHARINA: Natürlich kriegen Sie das Mehl nicht zurückerstattet.

DOBROSCHIN: Der Frühling ist an meinen Schultern blind. Hier ist die Morgendämmerung, hier ist sie. Ich kann beten.

KATHARINA: Bevor du fragst: Requiem ist auch krankheitsbedingt abwesend.

(Immer noch absolute Dunkelheit. Lichtblitz. Scht ist nicht mehr zu sehen. Absolute Schwärze. Lichtblitz. Dobroschin ist nicht mehr zu sehen. Absolute Schwärze. Dies kann und soll von einem fortwährendem Geräusch begleitet werden, beispielsweiße schnelle Schläge oder aufeinander reiben eines Beckens, begleitet von schnellen Triangelschlägen und/oder einer schnellen, unrythmischen Trommel. Gemäßigtes Licht. Katharina immer noch in der Mitte, links und rechts leere Stühle. Zugerichtetes Redepodest. Der Schaukelstuhl wird als Trümmerhaufen vorgefunden. Katharina schaut nur noch in eine Richtung. In der Mitte der Bühne eine weiße Schicht Staub/Pulver breit gestreut)

KATHARINA: (legere Haltung; möglicherweise rauchend) So habt ihr euch also entschieden. Interessant. Sehr klug. Ich stehe hier, ohne meiner Tasse. Ich stehe hier als ein Nichts. Wo ist denn nun die Rose? (Pause.) Sie hast sich rot gefärbt. (lehnt sich zurück.)

(STIMME HINTER DER BÜHNE und MÖNCH tragen ein Tischchen mit Tonbandgerät auf die Bühne. KATHARINA erhebt sich und geht zum Tischchen und lässt das Aufnahmegerät laufen. Beide ab.)

STIMME DOBROSCHIN: Ich denke nicht, dass das jetzt noch was bringt.

KATHARINA: Es ist nur für eine Nacht

SCHT (schreiend) Wie soll ich denn das meinem Hausmeister erklären?

KATHARINA:: Weißt du noch, als ich Nürnberg runtergefallen bin, weil meine Absätze zu hoch waren?

SCHT: Und hiermit verkünde ich feierlich...dass, ihr mich mal alle könnt!

DOBROSCHIN: Ist das Exodus?

SCHT: Nein, er hat heute Urlaub

KATHARINA: Natürlich kriegen Sie das Mehl nicht zurückerstattet.

DOBROSCHIN: Der Frühling ist an meinen Schultern blind. Hier ist die Morgendämmerung, hier ist sie. Ich kann beten.

KATHARINA: Bevor du fragst: Requiem ist auch krankheitsbedingt abwesend.

(Es sind zwei Schüsse zu hören. Aufnahme stoppt. Licht nur auf Katharina.)

KATHARINA: Das also ist meine Heimat. Also. Heimat, ich kenne Volksfeste, Heimat, Identität, Heimat. Hat das etwas mit Liebe zu tun? Nein, ich denke nicht. Gottlob hat man uns verschont. Ich dachte schon, die Sekretärin wolle nie gehen. Und da fragte er mich doch tatsächlich, ob der Laster voller Decken es über die Grenze geschafft hat. Der Laster. Und nicht ich. Die Laster der Welt so d ja auch ganz andere. Leben. Leben und Heimat. Das wollte er ausdrücken, nein, nein, es stimmt, dass wir mit ihm besser dran waren. Alle sind fort. Aber wir bleiben, natürlich sagen wir, dass wir diesen Mann nicht kennen. Nie gesehen, werden wir sagen. (lehnt sich erneut zurück)

( Drei Kinder, K1, K2 und K3 kommen auf die Bühne. Sie stellen sich in die Mitte, das Redepodest hinter ihnen. Dreieckspostion. Sie sehen sich kaum an.

K1: Also du kriegst Flax.

K2: Ich will Flax nicht.

K3: Hören sie, verehrter Herr, dass wir das tolerieren was Herr Schanko ihnen sagt? Sehen sie, General Mist hat sich darauf vorbereitet.

K1: Das Tribunal erklärt sie für schuldig.

K3: Mein Papagei ist tot.

K1: Es gab da mal einen bunten Kuchen.

K2: Ich will die Streusel.

K3: Mein Mann ist tot.

K1: Und sie sagten mir doch tatsächlich, er hat keinen Plan; stellen Sich vor, ein Verteidigungsplan!

K2: Der Mandant lädt die Zeuge auf einen Kaffe ein.

K1: Fall nicht rein. Ach warte, es gibt hier keine Löcher.

K3: Dass macht dann 98,34 bitte.

K2: War es nicht immer etwas mit 18.

K1: 34 stimmt doch schon.

K3: Geld und Lamm.

K1: Wann war das ?

K3: Herr Schanko kriegt Flax

(Kinder ab).

KATHARINA: Also was wolltest du mir sagen? Ja, ich hab etwas Wein. (Pause) Habe ich in der Melchgasse gefunden. (Pause) Natürlich. (Pause) Aber was denn sonst als zerbombt.

STIMME HINTER DER BÜHNE: Ich kenne diesen Mann nicht. Nein, nein ich habe nie applaudiert. Das können sie mir doch alle nicht anhängen. Meine Enkelkinder sind ehrenvolle Menschen, nein, ja das kann nicht sein. Ja. Keinerdings. Nein. Ich glaube es bald auch.

KATHARINA: (geht zum Trümmerhaufen, der einst ein Schaukelstuhl war, und inspiziert ihn. Währenddessen M1 und M2 mit stark verstaubtem Anzug, Hut und Aktentasche einmal durch die Bühne spazieren, im schnellen Schritte) Ob da noch was ist? Was da wohl noch war? Will ich mich auflösen? Nein, ich denke nicht. Will er sich hingeben? Wie soll ich mich an etwas erinnern, dass nie stattgefunden hat? Der sprießende Oktober gab mir Brennholz. Was ein Glück. (Die Kinder tragen das Redepodest von der Bühne.)

MÖNCH:(hinter der Bühne) Sei klug wie die Schlange, aber ohne falsch wie die Schlange. (einzelne, tiefe Glockenschläge sind zu hören. Zwischendurch viel Pause, KATHARINA begibt sich wieder auf ihrem Platz.)

(Ein Haufen von Menschen, alle unter anderem in Hosenträgern und mit Strohhalmen bewaffnet, begeben sich zur Mitte, kriechen im Staub herum, und versuchen diesen, durch den Strohhalm zu konsumieren. Es bildet sich aus dieser Gruppe ein Anführer heraus, der stramm steht, hinter ihm formatieren sich die restlichen Mitglieder. Marschierend wie Militär gehen sie von der Bühne ab. Katharina beugt sich stark nach hinten, Gesicht nach oben. MÖNCH auf die Bühne)

MÖNCH: Die heilige Dreifaltigkeit (Mönch verbeugt sich, winkt dabei mit seinem Tuch und ab. Absolutes Schweigen.)

Licht, so langsam wie möglich, abdrehen. (während der Dämmerung werden seitlich verteilt drei Klopapier-rollen auf die Bühne geworfen).

Черное яйцоWhere stories live. Discover now