»Sie waren da«, hauchte ich heftig blinzelnd und immer noch zitternd, doch Alec zog mich einfach wieder seufzend zu sich heran und strich mir beruhigend über mein Haar, während ich mit aller Macht versuchte, mich zu beruhigen.

»Es ist vorbei Aruna... er ist tot. Kein Wunder, dass du Albträume hast...«

Doch ich schüttelte einfach weiter den Kopf, während ich mich an ihm festkrallte und meine Atmung zwang, wieder normal zu gehen.

»Nein... nein«, keuchte ich und fing wieder an, heftig zu zittern.

»Das war kein normaler Traum Alec... so war es nicht... nein...«

Vollkommen wirr murmelte ich vor mich hin, nicht in der Lage all das vernünftig zu verarbeiten.

Doch da, plötzlich, ohne Vorwarnung, drückte Alec mich von sich weg, doch umschloss mit seinen Händen im nächsten Moment mein Gesicht und sah mich aus ernsten Augen an, strich mir behutsam eine Träne von der Wange, während ich heftig blinzeln musste, nichts anderes tun konnte, als ihn einfach anzustarren.

»Jetzt hör mir mal gut zu Nervensäge.«

Bei der Lautstärke seiner Stimme zuckte ich unwillkürlich leicht zusammen, doch kaum war ihm »Nervensäge« über die Lippen gekommen, schien sich etwas in mir auf merkwürdige Art und Weise langsam zu beruhigen, während es in meinem Bauch kribbelte.

Langsam zwang ich mich, tief durchzuatmen, auch wenn ich das leichte Zittern immer noch nicht unterdrücken konnte.

»Du hast schreckliche Dinge gesehen Aruna, keiner weiß das besser als ich. Dinge, die niemals jemand sehen sollte. Du hast Leute sterben sehen. Leute, die du liebst. Ich weiß, durch welches Grauen du gegangen bist, aber jetzt ist es vorbei, okay? Es ist vorbei. Ich bin hier und bald sind wir wieder Zuhause. Es wird vielleicht nicht leicht, aber wir werden das schaffen, verstehst du? Vielleicht dauert es, aber unser Leben wird weiter gehen und ich werde alles dafür geben, dass es so normal sein wird, wie nur irgends möglich.«

Ein leises Lächeln stahl sich auf sein Gesicht, während er den Kopf leicht schief legte und mich betrachtete.

Ich hatte gar nicht bemerkt, wie ich den Atem angehalten hatte, wusste nicht, wann genau das Zittern aufgehört hatte, wusste nicht, wann diese Wärme meine Angst verscheucht hatte.

»Okay?«, fragte Alec und sah mich fast liebevoll an.

Und ich nickte. Ganz langsam nickte ich, beinah vorsichtig.

»Okay«, erwiderte ich mit leiser, brüchiger Stimme, was Alec ein zufriedenes Lächeln entlockte, während ich selber noch ein wenig benommen war.

»Gut«, erwiderte er zufrieden.

Und dann beugte er sich plötzlich vor. Noch ehe ich richtig realisieren konnte, was geschah, hauchte er mir einen kleinen, zarten Kuss auf die Lippen, der endgültig dafür sorgte, dass all diese Anspannung von mir abfiel.

Nur ein Traum Aruna, nur ein Traum, allein die Tatsache, dass Mabelle Pin einfach so hatte berühren können, zeugte davon, sagte ich mir, während ich anfing zu grinsen, wie so ein dummes, verliebtes Mädchen.

Naja, dachte ich und musste grinsen. Genau das war ich vermutlich auch. Dumm und verliebt. Ein dummes, verliebtes Mädchen.

Alec hob eine Braue, während er sich an die Wand hinter sich lehnte, die Arme verschränkte, sein Grinsen allerdings nicht verbergen konnte.

»Was?«, fragte er feixend und strich sich ein paar Strähnen aus der Stirn.

»Bin ich so überwältigend?«

Aruna - Die Rote GöttinWhere stories live. Discover now