Goddess of Speed

504 5 2
                                    

An dieser Stelle entschuldige ich mich im Voraus für diverse Logikfehler, da ich zum Zeitpunkt, an dem ich das hier geschrieben und hochgeladen habe, selbst noch nicht so weit in der Serie war, als dass ich über alle eigentlich nötigen Infos verfügt hätte. :/
___

Genre: Thriller, Übernatürlich
Rating: P12
Spoiler-Alerts: Killer Frost (und ihre Zukunft), Savitar (seine Identität und Meinung zu Jesse Chamber Wells)

Gerade war sie wieder zurück auf Erde-02. Jesse Quick und ihr Vater Harrison Wells standen vor dem Portal und sahen sich um. Es schien sich nichts verändert zu haben. Im Labor sah es noch genauso aus wie zu dem Zeitpunkt, in dem sie es verlassen hatten.
„Trautes Heim", sagte Harry in gewohnt bissiger Manier.
Jesse versuchte sich an einem Lächeln. Aber wenn sie ehrlich war, wäre sie gerade lieber bei Wally. „Ich gehe meine Freunde besuchen", verkündete sie und war bereits weg, als Harry den Mund öffnete, um zu protestieren.
Sie raste durch die Stadt, die Gebäude an Central City flogen nur so an ihr vorbei. Sie liebte dieses Gefühl. Der Wind in den Haaren und auf der Haut, die Elektrizität, die ihren Körper in Form von Blitzen umzuckte. Die Freiheit. Die Geschwindigkeit.
Sie hielt vor einem schmutzig-weiß gestrichenen Haus mit dunklem Satteldach, wie es für dieses Wohngebiet typisch war. Der Vorgarten war ein wenig verwildert und die Mülltonnen quollen über. Aber durch die Fenster drang der warme Schein eines Kaminfeuers. Hier wohnte Missy.
Jesse freute sich unglaublich, ihre beste Freundin endlich wiederzusehen. Eine Zeitlang hatte sie geglaubt, sie würde nie wieder auf Erde-02 zurückkehren können, da Zoom diese terrorisierte und sie eine von den Personen war, die er nutzen konnte. Wenn auch nur als Geisel, was sie ein wenig an ihrem Wert als Mensch hatte zweifeln lassen.
Sie drückte auf die Klingel, neben die auf einen durch Regen aufgequollenen Zettel mit Kugelschreiber Roth geschrieben worden war.
Es dauerte, aber sie wartete geduldig, da sie Schritte hören konnte. Endlich wurde die Türe geöffnet. Das Mädchen mit den langen, fließenden schwarzen Haaren, das dort stand, sah sie einen Moment ausdruckslos an, dann flog sie ihr um den Hals und erdrückte sie fast.
„Jesse!", jubelte Missy, als sie sich von ihrer besten Freundin löste. Auf einmal sah sie sich panisch um und zog sie in die Diele des Hauses. Die Tür schloss sie hinter sich ab. „Was tust du hier? Verschwinde sofort wieder!", zischte sie und drehte sich zu Jesse um. Ihre Pupillen waren unnatürlich geweitet und zuckten wild hin und her. Sie hatte Angst, das sah Jesse sofort. Erst jetzt bemerkte sie, dass die Jüngere extrem blass war. Noch blasser als sonst.
„Geht es dir gut?", fragte sie besorgt.
Missy antwortete zu schnell. „Ja, natürlich." Ihr Rucken mit dem Kopf wirkte fahrig.
Skeptisch legte Jesse die Stirn in Falten. Sie glaubte ihr kein Wort. Aber wenn sie nichts sagen wollte, sollte sie es wohl dabei belassen. Das sagte ihr jedenfalls ihr Verstand. Ihre Instinkte dagegen gaben ein stetes helles Piepen von sich wie eine tickende Bombe. Sie ignorierte es. Alles war gut. Zoom war tot, und das ein für alle Mal.
„Setz dich doch", sagte Missy und machte eine nervöse Bewegung in Richtung Sofa.
„Hast du was zu essen?", wollte Jesse verlegen lächelnd wissen. Ihr Magen grummelte vorwurfsvoll. Sie hätte zuhause etwas zu sich nehmen sollen, bevor sie hierhin gekommen war.
Missy lief sofort in die Küche. „Klar. Warte einen Moment." Die Sätze klangen wie vom Band gesprochen.
Während ihre beste Freundin sich weiterhin seltsam verhielt und ungewöhnlich lange in der Küche werkelte, stand Jesse auf und betrachtete den Inhalt einer verglasten Vitrine. Verschiedene Weingläser befanden sich darin. Missys Eltern tranken gerne mal etwas und gingen mit dem Thema auch locker um. Ihr eigener Vater war da viel strenger. ‚Gehirnzellenmord' nannte er es, wenn sie das Thema Alkohol ansprach, den sie rechtlich gesehen auch noch nicht konsumieren durfte. Inzwischen war das aber auch gar nicht mehr interessant für sie, wo sie nun nur noch laufen musste, um berauscht zu sein. Auf eine wunderbare Art und Weise.
Plötzlich sah sie etwas in der Spiegelung des Glases der Vitrine. Hinter ihr stand jemand oder etwas. Sie fuhr herum. Ihr Puls war in die Höhe geschnellt und sie war sich sicher, dass er mit einem normalen Gerät nicht einmal mehr messbar wäre.
Ein Monster stand in Missys Wohnzimmer. Oder jemand in einem Monsteranzug. Wer wusste das schon?
Sie wagte nicht, sich zu bewegen.
Jesse Quick." Seine Stimme hatte ein Vibrieren inne. Ein Speedster also. Woher kannte er ihren Namen? „Ich bin Savitar, Gott der Geschwindigkeit. Ich will, dass du mit mir kämpfst. Zu meinem Team gehörst."
Jesse zwang sich zu einem Lächeln. Wer war das und von welchem Team sprach er? Es konnte nichts Gutes sein. Sie war sich ziemlich sicher, dass sie einen Springer vor sich hatte, der – sehr wahrscheinlich – gegen Barry arbeitete. Es war ja nicht so, als hätte sie nicht bereits mehr als genug mit solchen Leuten zu tun gehabt. Gott sei Dank befand sich das Sofa zwischen ihnen.
Killer Frost sollte auch bald zu mir gehören, ich will sie demnächst rekrutieren", sagte Savitar ohne jede Emotion und kam ums Sofa herum.
Sie wich ein bisschen zurück. „Wer ist das?" Das war ihr tatsächlich ein Rätsel.
Caitlin Snow heißt sie mit bürgerlichem Namen."
Zischend sog Jesse die Luft zwischen den Zähnen ein. „Dr. Snow? Wieso dann Killer Frost?"
Sie ist ein Metawesen. Und zwar ein mächtiges."
Jesse schüttelte den Kopf und machte eine abwehrende Handbewegung. „Dr. Snow ist ein Mensch."
Das war sie. Bis Barry Flashpoint erschaffen hat. Davor lag die Chance, dass sie von der dunklen Materie nicht beeinflusst wird, bei eins zu hundert. Durch Barrys Spielerei ist einer von den neunundneunzig anderen Fällen eingetreten. Sie ist Killer Frost."
Da war wohl nicht mit ihm zu reden. Und von Flashpoint hatte sie noch nie etwas gehört. Sie verstand nicht wirklich, wovon er redete. Caitlin sollte ein gefährlicher Meta sein? „Wieso sollte sie sich dir anschließen?", fragte sie.
Barry wird den Fehler machen, ihre dunkle Seite nicht zu akzeptieren", erklärte Savitar. Er hatte sich derweil kaum bewegt. „Sie wird sich nach und nach ausgeschlossen und als Gefahr empfinden. Der beste Moment, um sie zu rekrutieren. Sie wird Ja sagen."
Jesse konzentrierte sich darauf, langsamer zu hören, um die Stimme vielleicht wiederzuerkennen, obwohl sie das nicht wirklich erwartete. So viele Speedster kannte sie nicht. Aber einen Versuch war es wert. „Sie arbeiten gegen Team Flash?"
So kann man das sagen."
Sie erkannte die Stimme sofort, obwohl sie boshaft verzerrt war. „Barry?"
Ich bin nicht Barry, verstanden?" Er machte eine Pause, sah sie ein paar Sekunden stumm an. Dann ging er auf alle Viere. Verdutzt beobachtete sie, wie sich ein paar Platten auf dem Rücken seines Anzugs bewegten. Es bildete sich eine Öffnung. Ein Mann mit einem ihr wohlbekannten Gesicht erhob sich aus der Anzughülle. Seine eine Gesichtshälfte war mit wulstigen Brandnarben bedeckt und seine Haare waren ungeschnitten und fettig, aber es war unverkennbar er. „Ich sehe nur so aus. Ich bin eine zukünftige Version von ihm. Ich bin jemand ganz anderes, glaub mir, Jesse."
„Okay?" Wie kam sie nur am besten aus dieser Situation raus? Sie hatte im Gefühl, dass sie nicht lebendig nach Hause kommen würde, wenn sie nicht tat, was er wollte. Aber gegen Barry zu arbeiten kam für sie gar nicht infrage. „Aber mich brauchst du gar nicht, Savitar. Ich bin nur ein weiterer Speedster im Multiversum."
„Mach dich nicht überflüssig. Das solltest du nie. Denn du bist es nicht." Seine Stimme vibrierte nicht mehr. Fasziniert betrachtete sie ihn beim Sprechen. Es war seltsam, jemand Böses mit dem Gesicht eines Freundes zu sehen. „Du bist besonders. Team Flash verdient dich nicht. Sie sehen nicht dein wahres Potential. Dabei warst du viel schneller als Barry und sogar Wally. Göttin der Geschwindigkeit." Er lächelte schmierig.
Bei der Nennung von Wallys Namen war sie zusammengezuckt. Erst jetzt war ihr klargeworden, dass er jede Menge Leute gegen sie in der Hand hatte, die ihr etwas bedeuteten. Er kannte sie alle. Er war der zukünftige Barry. Er wusste, wie er S.T.A.R. Labs betreten konnte, ohne einen Alarm auszulösen.
„Du kannst sie alle retten."
Jesse schnaubte verächtlich. Hielt er sie für so dumm? „Indem ich gegen sie kämpfe? So ein Quatsch."
„Ich will nur Iris."
Das machte noch weniger Sinn als wenn er jetzt behauptet hätte, er wollte Barry tot sehen. „Iris? Wieso Iris?", hakte sie nach. Was konnte er von Iris wollen? Sie war bloß Journalistin und Barrys feste Freundin. Mehr nicht.
„Sie muss sterben", sagte Nicht-Barry schonungslos und schien seine Aussage überhaupt nicht schockierend zu finden.
Jesse dagegen sah ihn wie vom Donner gerührt an. „Das kann nicht dein Ernst sein."
„Doch. Sie wird noch viel Ärger machen, wenn ich sie nicht töte. Wie viel, kannst du gar nicht ahnen." Das klang eindeutig verbittert. Was könnte Iris denn anrichten, dass Barry sie nicht mehr liebte, sondern hasste? Ihr fiel nichts ein.
„Das würde eine Singularität auslösen, allerdings in deiner Zeit", meinte Jesse vorsichtig. Sah er das denn nicht, dass sein Handeln seine Zeitlinie ins Chaos stürzen würde?
Auf einmal war er wütend und verzog sein Gesicht zu einer Fratze, ehe er begann zu brüllen: „DAS IST UNWICHTIG! SIE HAT MIR MEINE KRÄFTE GESTOHLEN, IN DEM MOMENT, IN DEM ICH SIE WIRKLICH GEBRAUCHT HÄTTE!"
Jesse beschloss, dass es ungefährlich war, sich wieder zu setzen, trotz des bedrohlichen Moments. Solche Wutausbrüche kannte sie von ihrem Vater. Man war erst richtig eine Zielscheibe für Aggressionen, wenn man stur stehen blieb. Abstand war immer gut, und da sie den hier nicht anders bekommen konnte als sich zu setzen, weil Savitar nur anderthalb Meter von ihr entfernt stand, musste das eben sein.
„Du bist wirklich die geduldigste Gesprächspartnerin, die ich je hatte neben Iris", sagte Savitar wie aus dem Nichts.
„Ich würde das hier nicht mehr wirklich als Gespräch bezeichnen, sondern als Diskussion", widersprach Jesse. Es war nicht gut, wenn er sie mit seiner offensichtlich verhassten Exfreundin verglich.
„Wie du meinst. Das ist einer der Gründe, weshalb ich dich auf meiner Seite haben will", sprach er ungerührt weiter und setzte sich zu ihrem Missfallen ebenfalls auf das Sofa. „Du bist nicht nur schnell, sondern auch noch schlau. Mit fünfzehn Highschoolabschluss, inzwischen längst auf dem College. Genauso ein Nerd wie ich, nur hochbegabt."
Sie seufzte. Savitar gab einfach nicht auf. „Lass uns Klartext reden. Ich möchte nicht mit dir zusammenarbeiten, aber ich kann sehen, ob ich verhindern kann, dass Iris so etwas tut."
Er schlug mit der Handkante auf die Sofalehne, die perfekt abgetrennt zu Boden fiel.
Missbilligend verzog Jesse den Mund, sagte aber nichts.
Savitar stand auf und stieg wieder in seinen Anzug. Als er wieder voll angekleidet vor ihr stand, sah er auf sie hinunter. Sie war nie größer als Barry gewesen, aber diesmal fühlte sie sich noch kleiner als sonst.
Wir sehen uns, Jesse", sagte er. „Das war nicht das letzte Wort."
Sie salutierte scherzhaft, ein wenig übermütig, weil er endlich einen annehmbaren Abstand zu ihr hielt. „Dann auf Wiedersehen. Ich werde Iris im Auge behalten, versprochen." Wenn der zukünftige Barry seine damalige Freundin für ein Problem hielt, dann war das wohl nicht ganz ungerechtfertigt.
So lange werde ich nicht warten. Auf Wiedersehen." Und weg war er in einem Blitz.
Eine Weile sah Jesse zur Stelle, wo er bis eben noch gestanden hatte, da fiel ihr auf, dass aus der Küche gar kein Geräusch mehr gekommen war. „Missy?", rief sie.
Ihre beste Freundin trat ängstlich in den Türrahmen. „Ist er weg?"
„Ja." Jesse sah die Jüngere misstrauisch an. „Du wusstest, dass er kommen würde."
Missy sah zu Boden. „Stimmt. Er sucht schon seit Tagen öffentlich nach dir. Wo warst du eigentlich?"
„Paralleluniversum", antwortete der Speedster wahrheitsgemäß. „Und da muss ich demnächst auch wieder hin. Savitars Probleme lösen, nehme ich an."
„Du bist ein Speedster, nicht wahr?", versicherte sich Missy.
„Ja. Die Göttin der Geschwindigkeit." Dass ihr das nur nicht zu Kopf stieg.

___

Geplant ist eine AU mit Missy Roth alias „Void" als Hauptperson, allerdings der von Erde-01, also erwartet nicht die Missy aus diesem Oneshot.

~ "The Flash" ~ Oneshot-SammlungWhere stories live. Discover now