Kapitel 2 - „Tee zum Abschied"

54 7 7
                                    

Vor 5 Jahren...

„Na mein Kleiner, geht es dir schon besser?", fragte der große Polizist den kleinen Max. Dieser nickte nur und trank einen weiteren Schluck von dem Tee, den ihm der Polizist vor wenigen Minuten brachte. Sie saßen beide auf der Polizeistation und warteten auf seine Oma. Diese sollte jeden Moment auftauchen. Max schwirrte in seinen Gedanken noch immer bei dem Autounfall. Wieder erinnerte er sich an das laute Knallen, als das andere Auto in ihres rammte. Das knirschende Geräusch des Metalls und das explosive Geräusch der Fenster, als das Glas zerbarst. Das Letzte an was er sich erinnern konnte war der laute Schrei seines Vaters. Dann spürte er nur noch Leere und Schwärze. Sein Gedächtnis konnte sich nicht mehr erinnern, was dann passierte. Das nächste was ihm nur einfiel war, dass er im Krankenhaus im Bett aufwachte. Um ihn herum standen viele Geräte, die piepsten und irgendwelche Sachen anzeigten. Doch mit seinen gerade einmal dreizehn Jahren konnte Max nichts davon so richtig auf Anhieb verstehen. Auch warum er hier lag, wusste er zu erst nicht. Nach einigen Minuten kam ein Arzt rein, der ihm versuchte die Situation zu erklären, doch das alles brachte nichts. Max verstand nicht was los war, und das einzige was er in diesem Moment brauchte, waren seine Eltern. Doch wie er erst später verstand, war es dafür bereits zu spät. Sie kamen bei dem Autounfall ums Leben, und so war Max nun alleine. Nachdem einige Tage im Krankenhaus vergangen waren, in denen er anfing die Situation zu verarbeiten, kamen Polizisten und holten ihn ab. Seine Oma sollte ihn aufnehmen. Die Polizei machte sie ausfindig und bat sie, den kleinen Max aufzunehmen. Sie stimmte zu, und so warteten Max und der Polizist, dessen Namen Max immer wieder vergaß, weil er so eigenartig war, auf der Polizeistation auf sie.

Mit einem lauten Knall öffnete sich die Tür und eine kleine Frau, hohen Alters, gekleidet in einem samten roten Abendmantel trat ein. Ihre Handtasche wurde von einem Mann im Schwarzen Anzug getragen. Er ging einige Meter hinter ihr und sah sehr müde aus. Er nahm der alten Frau den Mantel ab. Er redete kurz mit dem Polizisten und die Frau nickte nur mehrmals. Max nahm schon freudig an, dass dies seine Oma war, und der Mann, der leicht vor ihr stand, sein Opa. Er zappelte auf dem Stuhl, auf dem er saß, hin und her. Doch nach wenigen Minuten gingen beide auch schon wieder, ohne Max auch nur eines Blickes zu würdigen. Etwas enttäuscht schaute der kleine Max nach unten auf seine Tasse, die nun schon wieder leer war. Vielleicht waren sie es ja gar nicht. Der Polizist verschwand ebenfalls und nun saß Max wieder alleine in der Eingangshalle.

Max schaute sich ein wenig um und entdeckte das Fenster, welches ihm beim Reinkommen schon aufgefallen war. Er stand auf und stellte die Tasse auf seinen Stuhl. Er ging langsam in die Richtung des Fensters. Für ihn war die Welt so neu. Er war noch nie im inneren Stadtkreis. Er stieg auf die kleine Bank die vor dem Fenster stand und schaute nach draußen. Er konnte von oben die Stadt erkennen. Die ganzen Autos fuhren umher und viele Menschen waren auf den Straßen unterwegs. Alles sah so sauber und ordentlich aus; ganz anders, als Max es von zu Hause kannte. Doch schon in diesem Moment musste er wieder an sein Zuhause denken.

Seine Eltern hatten nicht viel Geld und mussten daher am Rand der Stadt leben. Er kannte nur die hohen Mauern, die auf der einen Seite ihren Garten begrenzten. Ein kleiner Graben führte davor entlang. Seit seiner frühsten Kindheit hat sich Max gefragt, was es hinter dieser Mauer gab, und, ob er außerhalb oder innerhalb der Mauern war. Doch wann immer er etwas wissen wollte, gaben ihm seine Eltern keine Antwort. Das einzige, was er nur hörte war, dass er mit niemanden drüber reden dürfe. Und Max hielt sich daran. Er redete mit niemanden über die Mauer. Und das, obwohl es für ihn immer das Wichtigste war. Jeden Tag schaute er aus seinem Zimmerfenster auf die graue Mauer und fragte sich, was hinter ihr sei. Wenn er weit nach oben schaute, erkannte er sogar, dass sie oben ein Geländer hatte. Also konnte man mit Sicherheit auf ihr entlanglaufen. Für Max warf das aber immer nur wieder neue Fragen auf.

In seinem Zimmer lag ein bisschen Spielzeug rum. Es war nicht viel, aber es reichte ihm. Die anderen Jungs aus seiner Straße spielten oft mit ihm draußen. Für Max war sein einfaches Leben normal. Er kannte diesen Trubel aus dem inneren Stadtkreis nicht. Aber umso schlimmer war für ihn die Erinnerung, dass seine Eltern genau dann gestorben sind, als sie mit ihm einen Ausflug in den Park machen wollten. Einmal im Jahr durften die Bewohner des äußeren Rings in den inneren Ring fahren. Das war für alle ein besonderer Tag. Max musste sich ordentlich anziehen und durfte auf keinen Fall schlecht aussehen. Immerhin wollte man vor den Bewohnern im inneren Kreis ja einen guten Eindruck machen, erklärte ihm seine Mutter immer wieder.

Und so sind sie auch in jenem Jahr morgens losgefahren, wie viele andere aus seiner Straße auch. Sie trafen sich immer im Park und verbrachten den Tag dort, bis sie abends wieder zurück in den äußeren Kreis mussten. Damals fand Max das alles noch so spannend.

„Da bin ich wieder.", hörte Max hinter sich den Polizisten und drehte sich um. Dieser hielt in der Hand zwei Tassen. „Leider hat deine Oma eben angerufen und meinte, dass es etwas später wird. Sie stehen noch an der Kontrolle vom inneren Kreis. Aber als kleine Aufmunterung, habe ich dir noch einen Tee gemacht. Und wenn du den leer getrunken hast, dann ist auch ganz sicher deine Oma hier.", erklärte der Polizist und setzte sich wieder auf den Stuhl, der im großen Warteraum der Polizeistation an der Wand stand. Der Raum wirkte schön eingerichtet; mit den teuersten und besten Möbeln. Für Max war auch dies neu. Er kannte so einen Luxus von ihrem einfachen Leben am Rand nicht. Umso begeisterte war er, von diesem tollen Getränk, das der Polizist dort hatte. Max wusste, dass es Tee gab. Immer zu Weihnachten, wenn es kalt wurde, brachte sein Vater Tee von der Arbeit mit. Dieser Arbeitete im inneren Kreis als Turmwart. Was genau das war wusste Max allerdings nicht. Sein Vater sprach mit ihm nicht über seine Arbeit, weil er meinte, dass Max noch zu jung dafür sei. Aber den Tee mochte er trotzdem.

„Danke.", flüsterte Max leise, als er sich wieder auf seinen Stuhl setzte und die Tasse vom Polizisten nahm. „Na los, trink schon.", meinte dieser und nahm einen großen Schluck aus seiner Tasse. Auch Max setzte an und trank fasst die halbe Tasse leer. Immerhin, war Max auch schon einer der Großen. Mit einem breiten Grinsen stand der Polizist auf, und brachte die alte leere Tasse von vorher weg.

Max blickte sich im Raum und wollte endlich nach Hause. Wie seine Oma war? Ob sie so war, wie seine Mutter ihm sagte. Eine stattliche reiche Frau? Auch wenn sie nicht in der Stadt lebte, so war sie doch höheren Standes. Was das alles bedeutete verstand Max aber ohnehin nicht. Ihm wurde nur so warm von dem Tee.

„Kann ich mal zur Toilette?", fragte der kleine Braunhaarige, als der Polizist zurückkam. „Na klar.", meinte dieser nur und zeigte Max den Weg. Doch kurz vor der Tür wurde ihm schwarz vor Augen und er verlor sein Gleichgewicht und fiel um.

~~~

Ohjeee was mit Max wohl los ist😰...

Heey😁
Okay also ich denk mal hier kommen jetzt so alle paar Tage neue Kapitel. Ich freu mich echt auf die FF und hoffe für euch bleibt es spannend🙈

Hab euch lieb😜❤

Die Stadt. [Mauz]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt