Kapitel 1 - „Die Lichter der Stadt"

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Weit hinten am Horizont konnte man die Lichtglocke der Stadt erkennen. Die Stadt war umringt von einer meterhohen Mauer, die es unmöglich machte, auch nur einen Teil der Stadt zu erkennen. Zudem war es unmöglich überhaupt diese Mauer zu überwinden. Rauskommen, geschweige denn reinkommen, war nicht möglich. Die Stadt war das Einzige weit und breit, dass auch nur irgendeine Form von Leben versprühte. Von weit hörte Max leise die Klänge der Stadt. Das Rauschen der Autos, das Brummen der Baustellen und, wie sollte es anders sein, die Geräusche der Drohnen. Ihr Summen gelangte über diese weite Entfernung bis an sein Ohr, doch er hätte sich lieber gewünscht sie nicht zu hören. Die Drohnen waren nicht ohne Grund am Himmel: sie suchten ihn. Max war aus den Klauen des größten, offen gehüteten Geheimnisses der Welt geflohen: der Anstalt.

Allein nur wenn Max an diesen Namen dachte, zog sich alles in ihm zusammen. Die Art, wie er dort behandelt wurde, die Weise wie sie mit ihm umgegangen sind. Wie ein wildes Tier, das selbst jeden Tag darum fürchten musste, dass es sein Recht auf Leben verliere. Alles nur, weil diese seltsame Familie an die Macht kam.

Ein immer lauter werdendes dumpfes Geräusch ließ Max vom Boden aufschauen. Eine kleine Gruppe von Drohnen flog in seine Richtung. Schnell rannte Max wieder zurück in den tiefen dunklen, aber dichten und schützenden Wald, der direkt hinter ihm lag. Seine Position am Rand des Waldes nutzte er nur zum Beobachten. Er rannte den ihm schon gut bekannten Weg entlang und gelangte nach einigen Momenten an seinem Lager an. Unter dichten Blättern versteckt, hatte er die wenigen Habseligkeiten die er noch besaß, verstaut. In der Nähe befand sich ein kleiner Fluss, der ihm das nötige Wasser spendete. Er kroch unter die aus Ästen und Blättern gebauten Verstecke. Von oben sahen sie aus wie ein Teil des Waldes. Nur so konnte er sich vor den Drohnen verstecken. Und das schon seit zwei Jahren. Es wunderte ihn immer wieder, dass sie noch nicht aufgehört hatten nach ihm zu suchen.

Ruhig lag er auf dem Boden und hörte, wie das Summen der Drohnen lauter wurde. Durch einen kleinen Spalt konnte er sie am Himmel erkennen. Sie wären jeden Moment über ihm gewesen, doch soweit kamen sie nicht. Ein lautes Geräusch kam auf und Max schaute erschrocken nach oben durch den Spalt. Die Drohnen standen still am Himmel und bewegten sich nicht mehr. Die Drohnen waren große Kugeln, er schätzte einen Durchmesser von gut zwei Metern, die in der Mitte einen weißen Ring hatten, der leuchtete. Doch das sonst weiße Licht, welches sie ausstrahlten, wurde blau und sie drehten um. Langsam flogen sie zurück in Richtung Stadt. Hatten die Drohnen ihn entdeckt? Warum haben sie ihn dann nicht gefangen genommen? Max schwirrten diese Fragen durch den Kopf, doch er konnte es sich nicht erklären. Dabei waren sie doch so dicht wie immer gekommen. Auch das blaue Licht verwunderte ihn stark, denn so weit er wusste, gab es keine Stufe „blau".

Nachdem die Drohnen in sicherer Entfernung waren, kam Max aus seinem Versteck gekrochen. Seine Abdeckungen waren in den letzten Tag in Mitleidenschaft gezogen. Ziemlich oft kamen die Drohnen hier raus, und flogen den Wald ab. Doch warum das alles passierte, wollte Max eigentlich nicht mehr wahrhaben. All dieser Aufwand nur wegen ihm? Warum ließen sie ihn nicht in Ruhe?

Während Max im Dunkeln nach Zweigen und Blättern in der Umgebung suchte, erinnerte er sich wieder an die Zeit in der Stadt, und wie er dort hinkam.

Die Stadt. [Mauz]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt