Der Blonde lachte und griff nach Aurelias Hand, um diese langsam in den Flur zu führen. Dabei ging er weiter rückwärts, um Aurelia im Auge zu behalten.

„Wer sagt denn, dass ich keine Adligen mag?", fragte er, zog Aurelia ein wenig dichter zu sich und beschleunigte seine Schritte.

Aurelia lächelte und ließ sich mitziehen, während sie darauf achtete, dass niemand sie bemerkte. „Diese Art von Adligen wirst du nicht mögen", versicherte die Rothaarige leise, aber mit einem sichtbaren Grinsen im Gesicht. „Sie verbieten einem jeden Spaß."

„Hm", machte Remus nachdenklich und drehte sich einige Male umher, um sicherzustellen, dass keiner in der Nähe war, als er Aurelia mit schnellen Schritten den Flur entlang zerrte, bis sie sicher in seinem Zimmer waren. „Ich hab schon einige Adlige kennengelernt. Sie finden mich 'amüsant'", äffte Remus nach und drückte Aurelia fast schon testend gegen die geschlossene Zimmertür.

Diese gab einen keuchenden Laut von sich, da sie nicht erwartet hatte, dass er sie so plötzlich gegen die Tür drückte und ihr mit einem Mal so nahe war. Auch wenn sie sich schon oft so nah gewesen waren, so war es doch immer wieder etwas Neues. Es war ein schönes Gefühl, was sie sich auch die letzten Wochen gerne zu Eigen gemacht hatte. Remus kam ihr immer näher, ging jedoch mit seinem Gesicht an ihrem vorbei, um es in ihre Haare zu graben und tief einzuatmen.

„Noch dazu riechen Adlige immer so wunderbar", murmelte er gedämpft gegen Aurelias Hals und machte keine Anstalten sich zu entfernen.

Aurelias Herz begann aufgeregt und heftig zu klopfen und sie atmete Remus herben, männlichen Duft ein. „Du riechst auch gut", murmelte sie, weil sie seinen Geruch wirklich gern hatte. Er war ihr mittlerweile so vertraut geworden, dass sie ihn ungern missen wollte. Remus gab ihr ein Gefühl der Sicherheit.

Aurelia legte ihre vergleichsweise kleinen Hände auf Remus muskulöse Schultern und spürte wie diese von einem unterdrückten Lachen zu beben begannen.

„Du schmeckst auch gut", murmelte er und bewegte leicht seinen Kopf, um ihre Haare zur Seite zu schieben und an ihrem Hals zu saugen.

Aurelia seufzte zufrieden und ihr war anzuhören, dass sie mehr wollte. Allerdings sollte sie dieses Mal nicht bekommen, was sie wollte. Gerade, als Remus Hand ihren Rock hochheben wollte, klopfte es an der Tür und beide sprangen auseinander, während Aurelia sich schnell wieder verhüllte und wie vereinbart in eine kleine Nische trat, um sich dort erst einmal zu verstecken.

Remus fuhr sich einmal richtend durch die Haare und atmete tief durch, als sich die Tür auch schon öffnete. „Remus, Aulus will trainieren und er fragt nach dir", erklang die brummende Stimme im Türrahmen, ohne einzutreten. Angesprochener seufzte genervt und rollte die Augen. Gerade noch rechtzeitig konnte er es verhindern zu Aurelias Nische zu schielen.

„Ist in Ordnung. Sag ihm ich komm gleich", erklärte der Blonde drängend und versuchte die Tür wieder zu schließen.

„Jetzt", beharrte der Mann und gab keinen Zentimeter nach. Remus knurrte widerwillig und hielt noch einen Moment inne, ehe er sich geschlagen gab.

„Na gut... dann werde ich jetzt mit dir gehen", murmelte Remus unzufrieden, jedoch laut genug, dass Aurelia ihn hören konnte. Sie war sich sicher, dass es wohl als stumme Entschuldigung an sie gedacht war.

Aurelia versuchte leise zu sein und schloss kurz die Augen. Dann lauschte sie und wartete sogar noch, als sich die Schritte eigentlich schon entfernt hatten. Sicher war sicher.

Schließlich trat Aurelia aus der Nische, legte ihr Ohr an die Tür und lauschte. Erst, als sie sich wirklich sicher war, dass niemand da war, öffnete sie die Tür einen Spalt. Als auch hier niemand zu entdecken war, huschte sie aus dem Zimmer und machte sich auf den Weg nach Hause. Auch wenn sie nicht genau wusste, was sie heute noch tun sollte. Sie hatte nicht viel vorgehabt und eigentlich gehofft den Tag mit Remus verbringen zu können.

Noch dazu hatte sich auch ihr Körper nach seinen Berührungen gesehnt. Es waren zwei aufregende Wochen gewesen, in denen Remus ihr oft seine Aufmerksamkeit geschenkt hatte, um sie zu beglücken und Aurelia hatte es ohne Scham genossen. Doch heute schien nichts aus dieser Aufmerksamkeit zu werden. Remus hatte sie verwöhnt und der Gedanke nun einen Tag ohne seine Zuneigung auszukommen war ihr zuwider.

Aurelia seufzte, als sie endlich ihr Zimmer wieder erreichte und sie entkleidete sich, ehe sie sich für ein heißes Bad bereit machte. Die Bäder ihrer Stadt waren berühmt, doch das Schloss besaß ein eigenes Bad für die Königsfamilie und eigentlich hatte sie vorgehabt dieses zu nutzen, als es an der Tür klopfte. Das Geräusch ließ sie zusammenfahren, doch sie war nicht mehr bei Remus, was hieß sie musste keine Angst haben. Aber wer war das?

Stirnrunzelnd griff Aurelia nach ihrem seidenen Morgenmantel, mit den feinsten asiatischen Stickereien, um sich diesen umzulegen.

„Ja, bitte?", rief die Rothaarige und hob ihre Haarpracht aus dem Kragen des Stoffes, als sie entgeistert die Schultern hängen ließ.

„Verzeiht die Störung, Prinzessin", erklang Bassus Stimme, welcher im Türrahmen mit gesenktem Blick innehielt.

Aurelia starrte ihn förmlich an, denn ihn hatte sie nun wirklich nicht erwartet. Aber sie hatte den Tag frei und sowieso nichts vor. Also konnte er ihr auch Gesellschaft leisten, dann war sie nicht so alleine.

„Was möchtest du, Bassus?", fragte sie, sortierte ihre Haare und schloss schließlich den Morgenmantel noch ein wenig mehr.

Der Schwarzhaarige hob leicht den Blick, als Aurelia sich von ihm abwandte und begann einige Haarklemmen aus ihrem Haar zuziehen und auf ihrem Schminktisch abzulegen.

„Ich habe Euch gesucht", setzte er vorsichtig an, während er Aurelias Bewegungen präzise beobachtete. „Ich dachte Ihr hätte vielleicht Lust mit mir in die Stadt zu gehen", beendete Bassus seinen Satz und blickte nun abwartend und hoffnungsvoll zu Aurelia.

Diese hielt kurz in ihrer Bewegung inne und schien zu überlegen. Dann setzte sie jedoch ihre Bewegung fort und legte eine weitere Haarnadel auf den Schminktisch. Als sie ihre Hand wieder hob und eine weitere Nadel aus dem Haar zog, fiel dieses plötzlich elegant an ihrem Rücken hinab.

„Gib mir ein bisschen Zeit, damit ich mich fertig machen kann. Dann können wir gern ein Stück gehen", sagte sie und versuchte möglichst unbeteiligt zu klingen. Dabei war sie wirklich neugierig.

Bassus blinzelte mit ehrlicher Verwunderung, da er wohl keine Zusage von Aurelia erwartet hatte. Mit einem kurzen Nicken und einem: „Sehr wohl, Prinzessin", verließ Bassus den Raum und schien vor der Tür zu warten. Immerhin konnte Aurelia keine Schritte vernehmen.

Was er wohl vor hatte?

Aurelia war es zwar nicht egal, aber solange sie ein wenig Zeit totschlagen konnte, würde sie seine Einladung annehmen. Außerdem konnte sie dann ein wenig durch die Stadt laufen.

Schnell suchte sie sich ein paar passende Kleidungsstücke heraus. Sie wollte nicht zu auffällig sein, aber dennoch würde sie ihren Stand zeigen müssen. Doch dazu würde ein wenig Haarschmuck reichen. Einige goldene Haarnadeln, welche sie als Adlig kennzeichneten und Armreife würden genügen. Immerhin hatte sie nur wenig Lust sich wieder eine elegante Hochsteckfrisur zu drapieren. Das wäre nun wirklich zu viel des Guten und die Mühe auch nicht wert. Außerdem sollte Bassus nicht denken, dass sie sich für ihn schön machte. Sonst kam er noch auf falsche Gedanken.

Aurelias Vermächtnis I - Ein Spiel um Lust & Liebe - BEENDETWhere stories live. Discover now