Kapitel Neunundzwanzig

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Das ist nicht real. Das bilde ich mir nur ein.

"Tu mir das nie wieder an", höre ich Yoongi mit zitternder Stimme sagen. Ich sah zu ihm auf und musste schlucken. Seine Augen waren glasig und sein Blick saugte jedes Detail meines Gesichtes auf, als hätte er Angst, ich wäre jemand anderes. Mit seinen Händen umrandete er mein Gesicht und kam mir immer näher. Wenn unsere Lippen sich jetzt berühren, kann ich nie wieder davon los kommen. Mit meiner Hand drückte ich ihn von mir weg und ging einige Schritte zurück. In seinen Augen sah ich, wie sehr ihn diese Geste verletzte.

"Es ist besser so." Meine Stimme war eiskalt denn obwohl ich ihm in die Arme laufen wollte, musste ich ihn dazu bekommen, mich zu vergessen und das funktioniert am besten, wenn er mich hasst.

"Ist es nicht. Für wen soll das deiner Meinung nach besser sein?"

"Für dich", flüsterte ich.

"Für mich? Inwiefern ist es besser für mich, durch die Hölle zu gehen weil du nicht da bist?"

"Es ist vielleicht jetzt so, aber später wird es anders sein. Du wirst mich vergessen und jemand besseren finden." Ich wollte mich schon umdrehen und gehen, doch Yoongi hielt mich erneut fest.

"Es gibt aber niemand besseren. Warum verstehst du das nicht?"

"Weil es stimmt. Ganz einfach."

"Natürlich stimmt es nicht. Die Person die ich liebe bist du und kein anderer. Denkst du wirklich, irgendetwas könnte das ändern?"

"Alles könnte das ändern. Wenn ich bleiben würde, hättest du irgendwann genug von mir und würdest mich nur als Ballast sehen. Ich bin nicht gut für dich."

"Baby, du bist alles was ich brauche und noch viel mehr. Ich könnte niemals genug von dir haben. Wenn dein Kopf irgendwann die überhand gewinnt, dann helfe ich dir und wir schaffen das gemeinsam. Aber bitte. Lass mich nicht alleine." Seine Stimme war kurz davor abzubrechen. Erneut sammelten sich Tränen in seinen Augen. Ich hatte Yoongi zuvor noch nie weinen sehen aber wenn es nach mir ging, sollte sich das auch nicht wiederholen. Mein Herz fing an zu bluten bei dem Anblick. So gerne ich ihn auch in den Arm nehmen wollte, ich konnte nicht. Ich sollte versuchen stark zu bleiben.

"Es tut mir leid." Ich entriss mich von seinem Griff und entfernte mich von ihm. Ich weiß, dass im Grunde genommen, mein Kopf der einzige ist, der dieser Beziehung im weg steht aber es fällt mir unglaublich schwer ihn abzuschalten. Es funktioniert nicht.

"Jimin, sieh mich an." Anstatt ihn anzusehen, starrte ich lediglich auf den Boden. Ich durfte nicht nachgeben. Ich hatte das Gefühl, völlig unter seiner Kontrolle zu sein. Was wahrscheinlich sogar stimmte. Yoongi machte einen Schritt auf mich zu, weshalb ich einen nach hinten machte. Seine Nähe war nicht gerade Planfördernd. Das ganze Spiel ging solange, bis ich durch einen Baum in meinem Rücken aufgehalten wurde.

"Das Spiel ist aus, Baby." Yoongi stütze sich mit seinen Händen, neben meinem Kopf am Baum ab. Es gab kein Entkommen für mich. Dennoch traute ich mich nicht ihn anzusehen. Ich würde ihm sofort wieder verfallen.

"Sieh mich an", flehte er. Ja er flehte. Er war nicht wütend oder dominant. Er bat mich und das war der Moment indem ich schwach wurde. Ich hob meinen Blick und unsere Augen trafen sich sofort. Ihm lief stumm eine Träne die Wange runter. Ich legte meine hand an seine Wange und wischte sie mit meinem Daumen weg. Kopfschüttelnd zeigte ich ihm, dass er nicht weinen sollte.

"Tu das nicht. Ich bin es nicht wert", flüsterte ich.

"Du bist mir alles wert", flüsterte er ebenso zurück. Ich spürte, wir auch mir die Tränen kamen. Schnell versteckte ich mein Gesicht hinter meinen Händen. Nicht schon wieder sollte er mich gebrochen sehen.

"Versteck dich nicht vor mir. Ich weiß, du willst nicht das ich dich schwach sehe aber für mich bist du nicht schwach. Du warst einfach zu lange stark und es wird zeit, dass du deinen Gefühlen freien Lauf lässt. Hör auf ständig zu denken, dass dich das unattraktiv macht oder das du dadurch in meinen Augen schlechter wirkst. Ich liebe dich so wie du bist und einfach alles an dir. Glaub mir, Baby. Bitte."

"Ich kann nicht. Wie kannst du etwas an mir lieben, was ich über alles hasse? Ich hasse es schwach zu sein und immer zu weinen. Wie kann man so etwas bitte lieben?"

"Ganz einfach." Ich entfernte meine Hände von meinem Gesicht und sah wie Yoongi mir immer näher kam. Unser Atem streifte sich bereits und bereitete mir eine angenehme Gänsehaut. Unsere Oberkörper berührten sich und ich spürte, trotz der vielen Kleidung, seinen schnellen Herzschlag. Zögerlich verband er unsere Lippen und entfachte wie jedes Mal ein Feuer in meinem Körper. Ich versuchte ihm zu widerstehen, schaffte es allerdings nicht. Als ich erwiderte wurde der Kuss fordernder und weitere Tränen verließen sowohl meine als auch Yoongis Augen. Ich krallte mich in seinem Oberteil fest und zog ihn noch näher an mich. Wie sehr ich seine Nähe vermisst und gebraucht habe und das obwohl wir nur wenige Tage getrennt waren. Keine von uns wollte den Kuss lösen, aus Angst, den anderen nie wieder so spüren zu können jedoch blieb uns aufgrund von Luftmangel nichts anderes übrig. Als wir uns lösten starrten wir uns gegenseitig weiter in die Augen. Anhand unserer Augen konnte man so viele Emotionen ablesen für die keine Worte nötig waren. Mein Griff wurde schwächer und ich ließ meine Arme schließlich fallen. Meinen Kopf senkte ich ebenfalls.

"Wieso siehst du nicht, dass wir zusammen gehören und sich das niemals ändern wird. Vertrau mir Baby und lass dich darauf ein." Ich zögerte noch immer denn ich hatte Angst. Dieselbe Angst, die ich auch zuvor hatte. Meine Stirn lehnte ich an Yoongis Schulter und dachte über alles nach. Mein Kopf schmerzte schon wegen den viele Gedanken die ich hatte.

"Ich weiß nicht, ob ich das schaffe."

"Du kannst das. Ich bin mir sicher. Und weißt du woher ich das weiß?" Ich schüttelte den Kopf.

"Weil du nicht alleine bist. Du hast mich, du hast die Jungs und du hast Jihyun." Abrupt riss ich meinen Kopf nach oben und sah Yoongi panisch an.

"Ich kann nicht. Ich kann ihn nicht treffen. E-er hasst mich und i-ich b-bin schuld, ich..."

"Baby, hör mir zu. Du trägst keine Schuld. Ich weiß nicht, wie ich dir das ausreden kann aber DU TRÄGST KEINE SCHULD, okay? Und Jihyun weiß das auch. Es ist wie er gesagt hat. Der LKW Fahrer der euch entgegen kam und eingeschlafen ist, trägt die alleinige Schuld. Also bitte hör auf so zu denken."

"Es geht nicht. Ich kann es nicht abstellen." Yoongi nahm mein Gesicht in seine Hände und zwang mich in anzusehen.

"Dann lass mich dir helfen. Auch wenn ich es dir jeden Tag aufs neue sagen muss, ich werde es tun. Ich werde dich jeden Tag wissen lassen, dass du unschuldig bist, zumindest was das angeht", sagte er schmunzelnd und brachte somit auch mich zum lachen. Spielerisch schlug ich ihm gegen die Brust wodurch auch er lachte. Wie sehr ich ihn vermisst habe.

"Ich liebe dich", flüsterte ich. Ein breites Grinsen zierte sein Gesicht und er kam mir wieder näher.

"Ich liebe dich auch", sagt er gegen meine Lippen ehe ich sie miteinander verband. Meine Arme verschränkte ich hinter seinem Nacken und er zog mich an meiner Hüfte näher zu sich. Ich wollte ihm glauben aber kann ich das auch wirklich?

Do you love me? - Yes, I do ~ YOONMINWhere stories live. Discover now