Safe. || Nathan Prescott OS

147 10 0
                                    

„Du dummer, kleiner Junge." hörte ich die Stimme von Mark. Ich kroch verzweifelt auf dem Boden herum, versuchte meine Wunde am Bauch zu drücken um die Blutungen zu stoppen, aber gleichzeitig zu fliehen. Tränen flossen über mein Gesicht. Gleich war es vorbei. „Hättest dich lieber nicht auf mich eingelassen, was?" Sein Lachen klang noch lange in meinen Ohren nach, während ich mich hinter dem Schreibtisch versteckte. „Aber entfliehen kannst du nicht. Ich werde dich umbringen!" Die letzten Worte schrie er und mir entfuhr ein Wimmern. Was hatte ich bloß angestellt? Warum mussten diese Sachen mir passieren? Ich hätte mich einfach umbringen sollen. Plötzlich hörte ich ein Schreien. Nein, nicht irgendein Schreien, Mark's Schreien und es klang schmerzerfüllt. „Nimm das, Motherfucker." hörte ich Chloe. Erleichterung machte sich in mir breit, allerdings auch Angst. Was würde sie jetzt tun? „Nathan, wo bist du?" rief sie und ich nahm ihre schweren Schritte wahr. Ich wollte rufen, allerdings brachte ich nur ein schwaches „Hier." hervor, ehe meine Augen sich schlossen.

„Sauerstoff! Er braucht Sauerstoff!" war das erste was ich hörte, als ich aufwachte. Ich schaffte es nicht, meine Augen aufzumachen, aber ich bekam alles mit. „Sein Puls wird langsamer." Ich spürte die Hektik. Plötzlich kam ein stechender Schmerz hoch, als jemand etwas in meine Schusswunde drückte. „Es tut mir leid, Junge." Ich hörte die Stimme einer jungen Frau. „Ich werde die Kugel rausholen und die Wunde vernähen. Aber danach liegt es ganz an dir, ob du lebst oder stirbst." Ich wollte schreien, als sie mit einem Skalpell die Kugle herausholte, aber ich konnte nicht. Stattdessen wurde alles schwarz.

„Nathan.." War ich tot? „Ich weiß, wir hatten einen schwierigen Start. Und ich habe dich noch nie wirklich gemocht, aber...das hier hast du wirklich nicht verdient." War das Chloe? Ich versuchte etwas zu sagen, brachte aber nicht heraus. „Egal, wo du jetzt bist, ob du mich hörst. Bitte komm zurück." Dann spürte ich, wie sie meine Hand nahm und vorsichtig drüber strich. Dann verschwand sie.
„Chloe." war das erste, was ich hervorbrachte. Langsam konnte ich meine Augen öffnen. Ich wollte mich aufsetzen, keuchte aber vor Schmerz auf, weshalb ich reglos liegen blieb. Chloe war hier gewesen. Und das war mit Abstand das netteste, was sie je zu mir gesagt hat. Und sie war die einzige, die hier war. Meine Eltern waren nicht da, nicht Max, nicht V. Nur Chloe.
Als die Arzthelferin reinkam, sah sie mich wach und holte sofort die Ärzte. Diese untersuchten mich, wechselten den Verband und gingen wieder, bis auf eine Ärztin. „Nathan." Sie lächelte mich sanft an und ich erkannte ihre Stimme. Das war die Ärztin, die mich behandelt hatte. „Ich bin froh, dass du wach bist." Ich brummte leise: „Ich auch." Ich schaute sie ernst an und realisierte plötzlich, dass sie mir irgendetwas sagen wollte. „Nathan, du hast dich sicherlich gewundert, warum deine Familie nicht hier war." Ich schluckte und nickte leicht. „Nun..." Sie nahm meine Hand. „Du weißt von dem Sturm?" Ich nickte. „Der Sturm hat ganz Arcadia Bay verwüstet und einige Opfer gefordert. Darunter auch..deine Familie." Ich riss die Augen auf. Meine Mum? Mein Dad? Tot? „Sie sind..?" Ich brachte es nicht über die Lippen, allerdings bestätigte sie mir meine Vermutung. So viele Emotionen stürzten auf mich hinab, Wut, Trauer, Entsetzen, Angst und...Erleichterung. Mein Vater hat mein Leben zu meiner persönlichen Hölle gemacht. „Wir haben Chloe Price Bescheid gesagt, dass du wach bist. Sie war die einzige, die hier war. Rede mit ihr." Sie lächelte schwach und ging raus. Kurze Zeit später kam Chloe rein. „Chloe..." murmelte ich und wagte es nicht, sie anzusehen. „Es tut mir so Leid, was ich dir angetan habe." Ich spürte, wie sie sich auf mein Bett setzte. „Ich wünschte, ich könne die Zeit zurückdrehen und alles rückgängig machen, aber das kann ich nicht. Deshalb hoffe ich, dass du mit verzeihst." Ich schaute in ihre Augen und realisierte zum ersten Mal, wie schön sie war. „Ich habe dir längst verziehen, Nathan." erwiderte Chloe lächelnd. „Sonst hätte ich dich nicht gerettet, du kennst mich." Ich lachte kurz und leise, dann fragte ich: „Wo ist Max?" Chloe seufzte. „um ehrlich zu sein, weiß ich das nicht." Ich sah sie fragend an. „Sie...Nach dem ganzen Zeug, was wir erlebt hatten, ist sie irgendwie durchgedreht. Sie ist komplett zerstört. Ich wollte ihr helfen, aber sie ließ mich nicht." Chloe schaute nach unten. „Hey, nicht traurig sein, das steht dir nicht." flüsterte ich und nahm ihre Hand. Sie lächelte traurig und sah mich an. „Ich habe sie geliebt, Nathan." flüsterte sie und ich schloss kurz die Augen. „Ich weiß, Chloe." Als ich die Augen öffnete, befänden wir uns in einem langen, leidenschaftlichen Kuss. Ich hatte keine Ahnung, wer den ersten Schritt gemacht hatte, aber ich bemerkte, wie sehr ich sie brauchte.

Safe. || Nathan Prescott OSWhere stories live. Discover now