Der Erste...

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Ich lief durch den langen Tunnel, aus Neugierde. Was ich sah? Tausende Engel, wunderschöne Brunnen und riesige, glänzende, weiße Flügel von den Engeln. Ich war im Himmel!

Tja, falsch gedacht.

Als ich durch das goldene Tor laufen wollte, knallte ich stattdessen gegen eine unsichtbare Wand. Eine hallende Stimme sprach zu mir, das Tor wäre nur für Menschen, die sich verabschiedeten betretbar. "Wie hätte ich es denn tun können?!" Schrie ich in die Luft. Ich bekam keine Antwort, das Einzige was passierte, war dass ich aufeinmal in einem dunklen Raum war. Ich schwebte und eine Stimme flüsterte mir zu: "sei bei mir... gehorche meinen Anweisungen! Ich erkläre...: du hast mich begrüßt. Du hast 'hey' gesagt, bevor du zu mir kamst... Ich bin dein herr, dein Täufel!" Sollte das etwa heißen, ich komme nicht zu den Engeln sondern verrotte bei dem Täufel?! Ich konnte es nicht fassen, doch die Stimme erklärte, ich solle warten bis ich ein Opfer gefunden hätte und dieses sterben ließ. Ich sollte mir aussuchen: Selbstmord, erstochen, Herzinfarkt, Tumor, ertrinken, usw. Und wann. Das errinerte mich an Death Note; nur musste ich den Opfern etwas zureden und sie bis zu den Engeln und dem Täufel begleiten... Ich sollte ab diesen Moment an Massenmörder im Jenseits sein! Ich begriff erst nicht genau, was der Sinn war, fing jedoch an, Leute sehe zu können. Einige rannten über die Straße und andere saßen in Bussen. Es war, als wären Monitore vor meinen Augen und ich kann damit jeden einzelnen Menschen beobachten. Als erstes entschied ich mich, zu sehen was passiert wäre, wenn ich in der Schule angekommen wäre. Bis jetzt ist die Nachricht dass Kinder auf dem Schulweg gestorben sind wohl noch nicht bis zur Schule gekommen. Ich sah meine beste Freundin wie sie einen Max fragte, ob er mich gesehen hätte. Am Liebsten würde ich zu ihr rennen und sie umarmen aber ich bin tod. Sie tut mir so sehr leid...
Die schulklingel schällt und alle gehen in ihre Klassenräume. Meine beste Freundin ist verunsichert, begibt sich aber trotzdem in ihren Klassenraum. Der Lehrer geht in die Klasse und begrüßt sie. Danach fragt er, wo ich sei und schiebt die Schuld auf den Bus. Er sollte wohl später kommen.
Er fing mit dem Unterricht an und antwortete auf dumme Fragen von meinen ehemaligen Mitschülern. Auf einmal war eine Durchsage des Schulleiters zu hören:

Liebe Schüler, liebe Lehrer:
Soeben habe ich eine Info erhalten, dass ein Schulbus in den Kanal gestürzt ist. Dabei sind 7 Menschen um ihr Leben gekommen. Ich bitte daher darum, dass auf vermisste Personen hingewiesen wird. Danke und Ende der Durchsage.

Allen Klassenkameraden war ein starker Schock anzusehen und meine beste Freundin wurde blass und sprachlos. Ihr war die Angst ins Gesicht geschrieben.

Irgendwie wollte ich sie bei mir haben und sie für immer hier behalten... Ich könnte ihr das Leben nehmen, damit sie bei mir sein kann aber das würde ich ihr niemals antun! Sie hat eine tolle Familie, viele Freunde, einen Freund und einfach ein wunderschönes Leben. Das kann ich ihr nicht einfach wegnehmen und außerdem würde sie in den Himmel kommen und nicht zu mir. Konnte ich das nicht irgendwie beeinflussen? Ich wusste es nicht.

Ich wollte keinem Menschen das Leben nehmen, nein, so war ich nicht.

"Du musst es tun. Durch dich sterben die leidenden und die Alten. Ohne dich leben die Menschen ewig! Natürlich gibt es noch mehr von deiner Sorte, aber auch du hast das Schicksal der Menschen in der Hand. Du kannst auch einen stillen und schmerzlosen Tod einführen. Es ist ganz deine Entscheidung."

Die Stimme von vorhin sprach zu mir und ließ mich erschaudern. Komisch, ich konnte fühlen! Überrascht kniff ich mir in den Arm, um herauszufinden, ob ich Schmerz spüren konnte. Und tatsächlich! Ein kleiner Schmerz durchdrang meinen Körper. Ich entschied mich, weiter zu suchen... nach leidenden. Verschiedene Monitore liefen an meinen Augen vorbei und einer war mir aufgefallen. "STOP! Der hier!" Rief ich aufgeregt. Sofort hielt das Bild an. Es war ein alter Mann, der im Krankenhaus lag. Er sah sehr traurig aus und unzufrieden. Keinen Schimmer Hoffnung oder Freute sah ich in seinen matten, grauen Augen. Seine Augen funkelten nicht mehr und ich hatte Mitleid. "Wie kann ich ihn erlösen? Was muss ich tun?" Fragte ich in die Luft.

"Sprich es einfach aus"
Ertönte die Stimme.

"Er soll einschlafen, nachdem seine Familie ihn das Letzte Mal gesehen hat. Die Krankenschwestern sollen ihn nicht zurückrufen können."

Auf einmal kamen 4 Leute in den Raum des Mannes. Eine ca. 80 jährige Dame setze sich auf sein Bett und streichelte durch seine grauen Haare. Noch nichtmal dann machte sich ein Lächeln bemerkbar. Ein kleines Mädchen gab ihm daraufhin ein gemaltes Bild und, wahrscheinlich die Mutter von ihr, legte es auf den kleinen Schrank neben dem Bett. Sie uns unterhielten sich alle ein wenig, der Mann redete aber nich mit. Als sie alle schließlich das Zimmer verließen, schließte der Mann seine Augen und der Monitor fing an zu piepen und der Herzschlag ist zu einem Strich geworden. Einige Schwestern rannten in das Zimmer und versuchten ihn zu retten, es gelang ihnen aber nicht. Schließlich kamen andere und brachten ihn weg. Das war's. Ich habe einen leidenden, alten Mann getötet.


Massenmörder im JenseitsWhere stories live. Discover now