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Müde schleppe ich meinen Koffer die Treppe runter. Keuchend stelle ich ihn ab und blicke darauf hin, direkt in die Augen meiner Mutter, die mich genauso müde ansieht. »Morgen, mein Schatz«, murmelt sie, während sie mir den schweren Koffer abnimmt und zum Auto geht, um diesen zu verstauen.

»Morgen« gebe ich etwas gelangweilt von mir, woraufhin ich mir nur ein Stirnrunzeln einfange. »Alles okay, mein Schatz?« Fragt sie mich und blickt skeptisch drein. »Ja, keine Sorge, ich bin nur etwas müde.« Sie glaubt mir, wenn auch etwas widerwillig.

Ich gehe voraus, steige ins Auto, ohne meinen Vater zu begrüßen und stecke mir meine Kopfhörer in die Ohren. Mein Magen kribbelt vor Aufregung, wenn ich an Hogwarts denke.

Kaum am Gleis 9 3/4 angekommen, nimmt mich meine kleine Familie in den Arm und schenkt mir ein paar Abschiedsküsse. »Du schickst uns doch eine Eule, so wie jedes Mal, oder?« Fragt mein Vater, woraufhin ich nur nicke, meine Koffer nehme und in den Zug steige.

Ich suche das Abteil, in dem Harry, Ron und Ginny normalerweise immer sitzen. Als ich dieses Abteil finde, sind Harry und Ginny jedoch bereits eingeschlafen und Ronald ist verschwunden.

Nach ein paar Minuten, in denen ich nicht mehr getan habe als aus dem Fenster zu schauen, auf Ron zu warten und Harry beim Schnarchen zuzuhören, beschließe ich ein paar Runden durch die Abteile zu stöbern.

Als ich aus meinem Abteil komme, sehe ich schon Luna, die bei der netten Dame ein paar Kürbispasteten kauft.

»Hey Hermine!« Ruft sie mir freundlich zu, als sie mich mit ihren großen Augen entdeckt.

Hinter ihr steht Neville, der seine Arme um sie geschlungen hat und ihr bei dem Tragen der Kürbispasteten hilft.

So hätte ich auch mit Ron sein können.

Ich verwerfe den Gedanken. Ich möchte jetzt nicht an so etwas denken. Aber irgendwann musst du mit ihm reden. Mischt sich meine innere Stimme ein.

Ich schüttele meinen Kopf, als könnte ich die Gedanken wie eine Wolke einfach verschwinden lassen. Meine Beine tragen mich weiter zu einem Abteil, im hinteren Teil des Zuges. Ron steht vor einer offenen Tür. Die Hände zu Fäusten geballt und mit einem wütenden Gesichtsausdruck starrt er die Personen an, die vor ihm zu stehen scheinen.

Ich komme etwas näher und als ich nah genug stehe, um mehr zu erkennen, sehe ich den blonden Haarschopf, den ich überall wiedererkennen würde.

Draco Malfoy steht lachend vor Ron und seine "Freunde" direkt hinter ihm.

Ich komme dazu. Rons Blick wird weicher. »Hermine.« »Halt die Klappe, Ron«, sage ich monoton und blicke Malfoy durchgehend ins Gesicht. »Granger« bringt er schwer über seine Lippen und sagt es schon beinahe freundlich. Vielleicht denkt er noch an die Ferien. Ich verfluche mein Gewissen und bringe es zum Schweigen.

»Malfoy«, sage ich ebenso streng und packe daraufhin Ron am Arm und ziehe ihn mir nach. »Was sollte das, Ronald?« Sage ich etwas genervt, doch er zuckt nur mit den Schultern. »Wie?« Frage ich und mache daraufhin sein Schulterzucken nach.

»Er sollte nicht hier sein.« Mehr sagt er nicht. Innerlich würde ich ihn gerne um Verzeihung bitten. Aber das geht nicht. Mein neues Leben läuft ebenso ab. Ich breche die Herzen der Jungs und werde ein "böses Mädchen".

Vielleicht bist du nicht dafür geschaffen.

Mein Gewissen versucht, mit mir zu spielen, aber ich ignoriere es gekonnt.

»Hast du nichts dazu zu sagen?« Ron sieht mich noch immer traurig an und ich muss mich wirklich beherrschen, um ihm nicht in die Arme zu springen. Ich weiß, dass das, was passiert ist, unverzeihlich war, aber wiederum gab genau das, was passiert ist, mir den Mut, mein neues Leben zu beginnen.

»Nein, habe ich nicht und ich bereue auch nicht, was ich getan habe« Seine Augen weiten sich für einige Sekunden und sein Kiffer spannt sich an. In meinem Blickwinkel sehe ich, wie er seine Hände zu Fäusten ballt. Habe ich es zu weit getrieben?

Du hast ihm nur gesagt, dass du es nicht bereut hast, eure Beziehung für immer zerstört zu haben und diesen Jungen für immer gebrochen zu haben.

Mein Gewissen versetzt mir einen Stich.

Warum muss es immer so verdammt ehrlich zu mir sein?

Ich gehe in unser Abteil. Wortlos und still setze ich mich hin und betrachte die grüne Landschaft, die langsam immer mehr ins graue Licht gedämmt wird.

»Hermine ... Hermine!« Ich schrecke auf. Ich muss wohl eingeschlafen sein. Harry steht mit einem breiten Grinsen vor mir. »Wir sind da!« Sagt er voller Freude und hält dabei weiterhin Ginnys Hand, die jedoch meinen Blicken aus dem Weg geht.

Ich nicke leicht bedrückt und dennoch glücklich. Ich suche nach meinem Koffer. »Harry, hast du meinen Koffer gesehen?« Aufgeregt suche ich alles noch ein viertes und ein fünftes Mal. »Nein, guck doch mal in den anderen Abteilen, vielleicht ist er ja woanders?« Seine Antwort klingt mehr wie eine Frage. Ich folge Harrys Rat und durchsuche die verschiedenen Abteile. Gerade als ich eine weitere Tür öffnen möchte, höre ich aus diesem Abteil Stimmen. Als ich erkenne, wessen Stimmen es sind, läuft mir ein Schauer kalt über den Rücken.

»Es ist deine Schuld, Malfoy! Wärst du nicht gewesen!« Ron ist rot vor Wut. Warum geht er auch wieder zu ihm?

»Was dann? Hätte das Wiesel dann eine Freundin?« Er lacht ihn dreckig aus. Doch aus seiner Stimme meine ich Bedauern zu hören und auch ich bedauere, wie sehr ich ihm weh getan habe.

»Du bist schuld! Wärst du nicht gewesen«, seine Stimme zittert. Er spannt sich an und schlägt neben sich gegen die Wand. »Hättest du sie nicht geküsst, hätte sie mich doch nie verlassen!«

Tränen laufen über Rons Gesicht und ich höre ihn schluchzen. Mein Herz bricht bei diesem Geräusch. »Weißt du, Weasley, es gehören immer zwei dazu« Malfoy redet monoton. Als wolle er diesen Mann nicht noch mehr brechen. Schnell renne ich zurück zu meinem Abteil. Meine Gedanken sind schon längst nicht mehr bei meinem verschwundenen Gepäck.

Als ich jedoch wieder die Tür zu unserem Abteil öffne, steht der noch eben verschollene Koffer an seinem alten Platz. Kurz darauf höre ich Gelächter. Mein Kopf schnellt in die Richtung des Geräuschs und ich sehe, wie zwei junge Schüler davonlaufen. Diese kleinen Mist-Blagen.

HC

Dramione | She wants it that wayWhere stories live. Discover now