Kapitel 2 ~Unglücklich einsam...~

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Das saß er also vor mir.

War das Zufall? Ich glaube nicht. Vielleicht Schicksal? Julia hätte das auf jeden Fall so ausgedrückt.

Ich wusste gar nicht so recht, was ich von ihm halten sollte. Sein Dasein schüchterte mich auf irgendeine Art und Weise ein.

Er war groß, hatte blond braune Haare, helle Augen und ein unheimliches Selbstbewusstsein. Eben so, wie ich mir tatsächlich immer meinen Freund vorgestellt hatte. Das lag aber auch daran, dass die meisten, nein, alle Typen in Filmen und Büchern genauso aussahen.

Warum war mir Ben noch nie zuvor aufgefallen? Es war Anfang des Schuljahres meines dritten Jahres auf der High-School. Ich meinte fast alle Schüler schon einmal gesehen zu haben. Vor allem die Footballspieler glaubte ich alle zu kennen. Ob er überhaupt Football spielte?

Ich drehte mich einmal zu seinem Tisch um. Seine Freunde saßen auf den Tischen herum, beobachteten Ben genau und lachten amüsiert auf, als sie meinen Blick bemerkten. Sie trugen alle grün-weiße Jackets, die Uniform für unser Sportteam.

Ich drehte mich wieder um. Jap, Ben war Footballspieler.

,,Sieht so aus, als ob dich meine Freunde gut finden", er schaute einmal an mir vorbei zu seinen Freunden und ließ gleichzeitig meine Hand los, die er bis jetzt gehalten hatte.

Ich verdrehte unauffällig meine Augen. Alles andere an ihm konnte man wohl wegschmeißen. Ich hatte einmal gehört, dass man einen Menschen in den ersten sieben Sekunden einschätzen konnte. Doch bei Ben war ich mir nach wie vor unsicher. Einerseits wirkte er total liebevoll, andererseits konnte ich mir gut vorstellen, dass er zu Denjenigen gehörte, die meist stumm und einsam in den Klassen rumsitzen. So wie ich, stellte ich mit Ironie fest.

Nein, soweit wollte und konnte ich es nicht kommen lassen. Ich ließ mich eindeutig zu schnell beeinflussen. Nur weil Julia ein Auge auf ihn geworfen hatte und er mir jetzt gegenübersaß, heißt das noch lange Nichts.

Ich versteckte meine Hände unter dem Tisch und wischte mir die rechte Hand an meiner Jeans ab, da sie durch den Händedruck schwitzig geworden war. Ich sah ihm weiter in die Augen und fragte mich, was er wohl von mir wollte. Er schien meine Gedanken zu lesen, denn er stütze sich am Tisch ab und öffnete den Mund.

,,Du bist Anastasia Hall, richtig?", er schien sich über irgendetwas zu freuen, sicher war ich mir da aber nicht.

,,Jap, das bin ich", ich lächelte ebenso freundlich, dennoch schüchtern zurück.

,,Du schreibst doch für die Schülerzeitung, oder?"

,,Ja. Also nein. Ich schreibe nur manchmal einen Artikel oder ein Gedicht", ich lief leicht rot an, weil ich einerseits total stolz auf mich war, dass ich für die Schülerzeitung arbeitete, andererseits weil ich diese Unterhaltung ungern mit Fremden führen wollte.

,,Oke.", er verschränkte seine Finger ineinander und sah einmal auf seine Uhr. Was wollte er denn nun, fragte ich mich leicht genervt. Er schien etwas nervös zu sein. Als er nach kurzer Zeit immer noch nicht reagierte, packte ich entschlossen meinen Rucksack und stand mit einem Ruck auf. Er bemerkte meine genervte Geste, denn er erhob sich ebenfalls und packte mein Handgelenk.

Wärme schoss durch meinen Körper, als sich seine große Hand wie ein Schleier um mein Handgelenk legte. Im Hintergrund vernahm ich lautes Zischen und Gelächter seiner Freunde. Bestimmt hatten sie irgendeine Wette abgeschlossen.

,,Bitte warte Anastasia! Ich möchte dich noch was fragen", er zog sanft an meinem Handgelenk, damit ich mich wieder hinsetzte. ,,Ich meine es ernst"

Ich entzog mich seinem Griff, musterte ihn von oben bis unten und stemmte die Hände gegen die Hüften. ,,Ich habe für sowas echt keine Zeit. Man merkt ganz genau...", ich drehte mich bewusst in die Richtung seiner Freunde, damit sie mich verstehen konnten. ,,...dass du es nicht ernst meinst", ich verschränkte die Arme und wartete seine Reaktion ab.

Until you dieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt