Kapitel 1

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"Na, hast du die Hochzeit gesehen?" fragte Juliet, meine Kollegin und beste Freundin, als ich Montagmorgens in unser Büro kam. Ihre mittellangen, schwarzen Haare waren wie immer zu einem Zopf zusammen gebunden und auch sonst war sie nicht besonders auf ihr Aussehen bedacht. Sie schminkte sich kaum und trotzdem war sie unglaublich hübsch. Ihre Augen strahlten. Wie immer, wenn sie von Hochzeiten sprach.

"Ja, sicher. Wenn schon mal eine Amerikanerin einen englischen Prinzen heiratet, dann muss ich so etwas sehen." sagte ich. Es war eine wunderschöne Hochzeit, das musste sogar ich zugeben, ich die Hochzeiten generell hasste. Und Könighäuser sowieso.

"Es war einfach traumhaft, richtig magisch, findest du nicht?" schwärmte sie. "Und ihr Kleid!"
Ich lachte.
"Ja es war super." gab ich zu.

"Super?" Juliet rümpfte die Nase.
"Wieso bist du nur so unromantisch?" fragte sie mich verständnislos. Diese Diskussion hatten wir schon seit ein paar Jahren und dennoch hätte ich nie eine passende Erklärung dafür.

"Ich frage mich, wie du bei dem Job noch so romantisch sein kannst. Wo du doch genau siehst, dass es diese Märchen in der Realität gar nicht gibt."

"Der Job hat damit nichts zu tun. Wohl viel eher die Verzweiflung dass ich immer noch Single bin." Sie zuckte grinsend mit den Schultern.

"Wenn du jedem Mann mit deiner romantischen Tour kommst, kein Wunder." neckte ich.
"Vorsicht. Ich habe eine Waffe." warnte sie mich spielend herausfordernd.
"Ich kann meine schneller laden als deine." ging ich drauf ein und lachte laut.

"Wie schön, was für eine tolle Stimmung hier. Leider wird euch das Lachen gleich vergehen." Andrew Barnes, der Chief - von allen geliebt und doch gefürchtet - kam in unsere Abteilung und stellte sich mit verschränkten vor uns.

"Was ist passiert?" Juliet war sofort bei der Sache. So romantisch und immer gut gelaunt sie war, so professionell war sie auch in Ihrem Beruf.
"Ein Mann wurde um 3 Millionen Dollar erleichtert. Aus einem Save der nicht zu knacken war. Henry und Martha kümmern sich schon um den Einbruch im Altenheim, also müsst ihr heute ran."

"In Ordnung. Der Fall klingt allerdings nach unserem Fantom, also sind wir diesmal wieder einmal die Idioten wenn wir den Fall nicht lösen können." meinte Juliet niedergeschlagen.
"Das Fantom?" fragte der Chief.
"Na, unser Danny Ocean. Der Super- Dieb der keine Spuren hinterlässt." erklärte sie und ich musste schmunzeln.

Vor etwa drei Jahren war das unser erster Fall, den wir nicht lösen könnten. Ein Kunstdiebstahl in einer Höhe von 20 Millionen Dollar und bis heute wurde der Dieb nicht gefasst. Ganz im Gegenteil, er treibt seitdem sein Unwesen in New York. Zum Glück wurden die meisten seiner Fälle dem anderen Team Henry und Martha aufgetragen, sodass nicht wir diejenigen waren, die sich ständig die Wutanfälle von unserem Staatsanwalt zu hören bekamen.

Dieser Dieb hinterließ nie auch nur eine Spur, keine Fingerabdrücke, keine Personen die etwas gesehen oder gehört haben und auch keine Indizien.
Zudem waren die Opfer immer steinreiche Bäcker, Politiker oder Firmenbosse, immerzu Menschen die viel zu viel Geld hatten und zudem in ganz New York dafür bekannt waren, dass sie jeder hasste.

Juliet war damals auf den Spitznamen Danny Ocean gekommen - wofür ich sie liebte - und seitdem nennen wir ihn alle in diesem Department nur noch so. Alle außer Andrew offenbar.
Der hob eine Augenbraue aber nickte dann und damit wurde der Fall uns übergeben.

Sofort machten wir uns auf und fuhren zum Tatort. Besser gesagt: ich fuhr und Juliet fing wieder an von der Traumhochzeit von Prinz Harry und Meghan Markle zu sprechen.

"Was war für dich das Highlight?" wollte sie von mir wissen, kaum als wir im Wagen saßen.
"Meins war ihr Schwur und natürlich der Kuss am Ende." Sie schwebte nahezu auf ihren Sitz. Ganz so als ob sich zwischen ihrem Hintern und dem Autositz eine rosafarbene Wolke gequetscht hätte.

The AffairDonde viven las historias. Descúbrelo ahora