Zwei Polizisten an der Tür

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Das Bild im Gang hing wie immer, etwas schräg, etwas verstaubt aber doch voller Leben. Das Bild zeigte meinen Dad, meine kleine Schwester Kaitlyn und mich beim Campen letzten Sommer. Dads Hand ruhte auf meiner Schulter, seine andere Hand hat er um die strahlende Kaitlyn gelegt. Im Hintergrund sah man einen See. Mum hat dieses Foto geschossen. Ich strich mit meiner Hand den Staub vom Foto und musste grinsen. Das war vermutlich der schönste Sommer seit Jahren. Von unten dringt das unmelodische pfeifen meiner Mutter zu mir hoch. Plötzlich klingelte es. Dad hat wohl wieder seine Schlüssel vergessen, dachte ich mir. Schnell rief ich ein „Ich geh schon!" durch das Haus ehe ich die Treppe runter stürmte. Wenige Sekunden später hatte ich schon die Tür geöffnet. Zwei Männer standen vor mir. Doch keiner der beiden war Dad. Bei genauerem Hinsehen entpuppten sie sich als Polizisten. Der eine war Stephen, Dads Partner. Den anderen kannte ich nicht. „Hallo Mathew", begrüsste mich Stephen. „Ist deine Mum da?" Misstrauisch nickte ich. Stephens Stimme klang anders als sonst. Sein ganzes Auftreten war anders. Der sonst immer fröhliche Polizist wirkte bedrückt und traurig. Seine Augen waren blutunterlaufen. Was war passiert? „Mum", rief ich. „Ja Schatz?" „Stephen ist da", rief ich wieder. „Dann lass ihn doch rein. Er kann gleich zum Abendessen bleiben. Es ist gleich fertig" „Mum, ich glaube du solltest an die Tür kommen" Ein Deckel wurde auf die Pfanne gelegt, unser Herd gab Pfeifgeräusche ab und daraufhin stand Mum neben mir. Sie hatte noch ihre rosa geblümte Kochschürze an. Ihre dunkelblonden Locken hatte sie sich hochgesteckt und Perlenohrringe schmückten ihre Ohren. Mum sah aus wie dreissig, obwohl sie schon sechsundvierzig war. Sie sagte immer, dass ihre Liebe zu Dad sie jung hielt. Mum herzlicher Blick wechselte zuerst zu Überraschung, dann zu Schock und liess sie mit einem entsetzten Ausdruck zurück. Sie sah wie um Jahre gealtert aus. „ Misses O'Brian, ich bin Officer Leger. Dürfen wir rein kommen?", fragte der mir fremde Polizist. Meine Mutter nickte und führte die Polizisten ins Wohnzimmer. „ Was ist los Mummy? Wo ist Dad?", fragte Kaitlyn. „Komm wir gehen nach oben Katy", sagte ich schnell. Katy wollte schon den Mund zum Protest öffnen, schloss ihn jedoch schnell wieder, als sie Mums Blick begegnete. Stattdessen nickte sie einfach und flitzte die Stufen zu unserem Zimmer hoch. Ich folgte ihr. In unserem Zimmer angekommen sagte ich zu ihr: „Katy, ich werde runter gehen und dem Gespräch zuhören. Ich will, dass du hier wartest." „ Zu lauschen meinst du wohl eher. Ich will mitkommen." „Du bist zu jung Katy" „Ich bin keine drei mehr, Mathew! Ich weiss dass etwas mit Dad passiert ist. Ich bin nicht dumm und ich will wissen was!" Genervt stöhnte ich auf, nickte aber. Auf Zehenspitzen schlichen wir uns zur Treppe, sodass uns niemand sehen konnte. Gedämpft drangen von unten die Stimmen zu uns herauf. „Unser Beileid, Miss O'Brian. Ihr Mann ist tot." Eine Leere erfüllte mich. Mein Dad war tot. Katy neben mir war zur Salzsäule erstarrt. Mum unten war ganz still. Ich stellte mir vor, wie sie auf dem Sofa sass ihre Augen geschlossen und verzweifelt nach Fassung rang, während ihr Tränen über die Wangen liefen. „Wie?", fragte sie. „Ihr Mann war schon auf dem Heimweg, als ein Hilferuf zu uns durchgestellt wurde. Ihr Mann, hilfsbereit wie immer, wollte den Fall übernehmen, da er gerade in der Gegend war. Als er in die Gasse trat wurde er hinterrücks erschossen. Passanten fanden ihn vor wenigen Stunden. Wir müssen sie leider noch bitten ihren Mann zu identifizieren." Nun war es um die Fassung meiner Mutter geschehen. Kläglich schluchzte sie. Immer wieder murmelte sie etwas, das sich wie Nein anhörte. Doch das bemerkte ich nur nebenbei. Denn als der Polizist erzählte wie mein Vater ermordet wurde kochte eine unbändige Wut in mir auf. Ich ballte meine Hände zu Fäusten und drückte meine Fingernägel in meine Handfläche. Mein ganzer Körper zitterte. Jemand hatte meinen Vater hinterrücks erschossen. Diese Person hat meinem Vater nicht mal in die Augen gesehen! Der Mord an meinem Vater war Ehren los und feige! Mein Blick haftete sich auf das Familienbild. Schnellen Schrittes ging ich auf es zu. Ich betrachtete meinen Dad. Schwarze, glatte Haare, grüne Augen, markante Gesichtszüge und ein breites, schiefes Grinsen. Ich will das Foto. Ruckartig riss ich meine geballte Hand zurück und liess sie gegen das Foto knallen. Das Glas zerbrach und viel wie weisser Regen zu Boden. Ein heisser schmerz durchfuhr meine Hand, doch ich hiess ihn dankend willkommen. Er zeigte mir, dass ich nicht träume, dass das wirklich passierte. Schnell griff ich nach dem Foto. Dad hat uns immer unterstützt und beschützt. Doch wer tat das jetzt? Ich wollte nicht, dass Katy niemanden hatte, der sie beschützt. Dad kann es nicht mehr. Aber ich. Ich war ihr grosser Bruder. Ist das nicht sowieso mein Job, den ich bis jetzt einfach ignoriert habe? Nein, Dad kann sie wirklich nich beschützen, sofür ich. Und ich werde sie beschützen. Das verspreche ich dir Dad. Schnell faltete ich das Foto zusammen und steckte es in meine Hosentasche. Ich ging kurz zu Katy und drückte sie an mich. Sie zitterte am ganzen Leib. Tränen strömten über ihr Gesicht und sie schluchzte immer wieder auf. Ich fuhr ihr mit der blutenden Hand durchs Haar, ehe ich mich abwendete. Ich stieg die Treppe runter. „Ich kann das nicht.", hörte ich meine Mutter schluchzen. „Ich kann meinen Mann nicht identifizieren!" „Aber ich kann es." Sofort lagen alle Blicke auf mir. „Ich werde Dad identifizieren." „Weisst du auf was du dich da einlässt, Mathew?", fragte mich Stephen. Ich nickte nur. „Sie können mich morgen abholen kommen. Aber heute werde ich für meine Schwester da sein." Ich war überrascht wie stark meine Stimme klang. Überhaupt nicht wie ich mich fühle. Denn die Leere war zurückgekommen. Und mit ihr eine absolute Klarheit. Ich begleitete die Polizisten noch an die Tür und reichte ihnen die Hand. Sie zogen ihre Augenbrauen hoch, als sie meine blutige Hand sahen, sagten aber nichts. Dann schloss ich die Tür. Ich brachte meiner Mum Taschentücher und ging nach oben. In dieser Nacht teilte ich mir das Bett mit meiner Schwester. Ich sang ihr ein Lied nach dem anderen vor. Schliesslich beruhigte sich ihr Atem und sie schlief ein. Irgendwann folgte ich ihr ins Land der Träume.


Ich habe heute auf meinem PC diese Geschichte gefunden und dachte mir: Komm, lade sie doch mal auf Wattpad hoch, was kann schon passieren? Jetzt sind wir hier. Es ist eine schon etwas ältere Geschichte, was man unschwer am Schreibstil erkennen kann. Wie bei der letzten Geschichte, habe ich diese in der Nacht geschrieben und es werden sich einige Rechtschreib-und Grammatikfehler mit eingeschlichen haben. Ich habe zwar den Text überflogen und teils verbessert, vermutlich wird es trotzdem ein paar sehr dumme Fehler geben. Diese könnt ihr mir gerne angeben. Ich freue mich auf eure Meinung :)

-AnSiMu

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