60. Family Reconciliation

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Mein Kaffee ist fertig und ich trinke einen Schluck. Es ist zu heiß und brennt auf meiner Zunge, aber ich spüre es kaum.
"Ich weiß nicht, ob Fineen stark genug sein wird, um zuzusehen." Ich weiß, dass er es auf keinen Fall verpassen will. Dieser Mann hat seinen Gefährten töten lassen, und Fineens Dämon schreit seit Jahren nach Blutzoll. So wie viele in unserem Volk.
"Ich trage ihn, wenn es sein muss", erwidert Mercenario ruhig, aber ich sehe die Entschlossenheit in seinem Blick brennen. Er weiß genau, wie wichtig das Fineen ist. Aber dann verdunkelt sich etwas in seinem Blick und er fügt hinzu: "Sofern er mich lässt."

Die Kluft zwischen Mercenario und Fineen ist mit den Jahren gewachsen. Früher standen wir uns alle so unglaublich nahe, aber dann verloren wir Chase aus den Augen und als ich von Harrowby gezwungen wurde, mich gegen Fineen zu stellen, hat Mercenario sich für eine Seite entscheiden müssen.
Es hat ihn zerrissen, sich gegen Fineen zu entscheiden.

Und ich weiß auch, die wachsende Abneigung von Fineens Seite war von mir mit verschuldet. Nachdem Harrowbys Plan nämlich anfing aufzugehen, und Fineen immer öfter von Burning Castle flüchtete, vor mir flüchtete, schickte ich immer Mercenario, um ihn zurückzuholen.
Fineen alleine in den Straßen, es wäre so leicht für Harrowby gewesen. Und deshalb zwang ich meinen Bruder zu bleiben, sah jeden Tag mit an wie wir auseinander drifteten und träumte jede Nacht von dem Schmerz in seinen blauen Augen.
Besser als Harrowby, sagte ich mir jeden Tag. Alles besser als Harrowby.
Egal wie weh es tat.

"Fineen hat mir vergeben," antworte ich und kippe die letzten Schlucke Kaffee herunter, nur um die Tasse direkt wieder unter die Maschine zu stellen. "Glaubst du wirklich, das wäre mit dir anders?"
Mercenario zuckt mit den Schultern und schaut zu Boden. "Du bist sein Bruder."
"Das bist du auch," erwidere ich.

Wir mögen vielleicht nicht blutsverwandt sein, aber das ist auch das Einzige, was uns von Geschwistern unterscheidet.
Bevor all das mit Harrowby passierte, war Mercenario immer auf Burning Castle anzutreffen, oder Fineen und ich bei ihm. Seit dem Tag, an dem ich an der Menschenschule in meiner Rage ein Klassenzimmer zertrümmert und er die Schuld dafür auf sich genommen hatte, waren wir unzertrennlich.

Ich weiß, wie sehr Fineen Mercenario am Herzen liegt. Ich weiß auch, dass es ihn genauso zerstört hat wie mich, dass wir uns immer weiter voneinander entfernten.

"Hör zu, wenn Fineen wach ist, solltest du einfach zu ihm gehen und mit ihm reden. Du glaubst doch nicht wirklich, dass er dich hassen könnte."

Mercenario seufzt. "Ich weiß nicht. Nein. Die Situation ist einfach beschissen." Er trinkt seinen Kaffee aus und nimmt die Tasse, die ich gerade neu befüllt habe. Ich seufze, aber lasse ihn gewähren. "Amen, Bruder. Aber wir sind auf einem guten Weg."

Daraufhin nickt Mercenario. "Das stimmt. Und immerhin kann ich mich glücklich schätzen, dich Idioten nicht an den Scheiterhaufen verloren zu haben."
Er boxt mir gegen die Schulter, aber mein Rückschlag ist nur halbherzig. "Du hast mir das Leben gerettet."
Seine Antwort ist ein schiefes Grinsen. "Wäre ja nicht das erste Mal."
Aber diesmal kann ich nicht in seine Scherze einsteigen. Das hier ist ein ernstes Thema.
"Dieses Mal war anders. Wir hätten diesen Krieg niemals gewonnen, wenn Michael am Ende nicht aufgetaucht wäre, und das wusstest du."
"Ich hatte so eine Ahnung," erwidert er und trinkt einen Schluck Kaffee.
"Du hast deine Identität nicht verraten, damit wir diesen Krieg gewinnen können," mache ich weiter. "Du wusstest, dass wir verloren hatten. Du hast alles, alles aufs Spiel gesetzt, nur um mich zu retten."

"Oh Blackbourne," seufzt Mercenario und stellt seine Tasse ab. "Solche Szenen sind eigentlich für die ganzen kitschigen Filme, die wir beide nicht ausstehen können." Er schließt die letzten Schritte Abstand zwischen uns und zieht mich in eine feste Umarmung. "Ich dachte wenn die Dämonenwelt schon am Ende ist, dann will ich wenigstens an der Seite meines besten Freundes untergehen. Beider oder keiner, hast du das schon vergessen?"

Kick the world's ass!Where stories live. Discover now