Heißer Kakao

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D a m i a n 

Zögernd betrat ich das Tor zum Eingang meines ehemaligen Zuhauses. Mit langsamen Schritten ging ich den schmalen Weg entlang.
Ich ließ meinen Blick über das Grundstück schweifen. Es sah noch alles so aus wie damals, als ich ging.
Nun bin ich wieder hier und nichts hatte sich verändert.
Die ebenholzfarbene Tür öffnete sich und ich blieb einige Meter davor stehen. Eine Frau mittleren Alters, dunkelblondem Haar und braunen Augen sah mich an.

Meine Mutter.

Ich lächelte und hob meinen Arm um ihr zu winken.
Doch plötzlich bebte der Boden über dem ich mich befand.
Der Himmel schien auf mich einzustürzen und die Farben um mich herum verblassten allmählich.

Ich spürte die kalte Bank, auf der ich lag, und öffnete meine Augen. Ich kam zu der Erkenntnis dass ich mal wieder geträumt hatte.
Als ich nun auch den Schnee auf meiner Nasenspitze spürte, setzte ich mich auf und zog die Decke, die sowieso schon längst durchnässt war, näher an mich ran.
Ich hasste den Winter. Vor allem für Leute wie mich hat diese Jahreszeit nichts positives. Ständig dieses nass eklige Wetter, und Weihnachten allein zu verbringen war auch nicht grad der Hit.
Aber ich hatte keine Zeit mich mit sentimentalen Jammern zu plagen.

Um mich von der Kälte nicht beeinflussen zu lassen, schweiften meine Gedanken an den Traum zurück. Das war nun das fünfte mal infolge derselbe Traum. Ich verstand nicht warum ich ausgerechnet von der Begegnung mit meiner Mutter träumte.

Oder sollte ich sagen meiner Erzeugerin?

Als Mutter konnte man sie wirklich nicht bezeichnen. Ich schüttelte mich kurz.
Ich fragte mich, wenn der Traum nicht immer so abrupt enden würde, wie sie wohl auf mich reagierte. Vielleicht würde sie mich ja in den Arm nehmen.. oder mir  zumindest ein Lächeln schenken.
Aber das würde eben nur im Traum passieren. Die Realität sah anders aus. Das durfte ich schon vor 3 Jahren am eigenen Leib erfahren.
Nun ja damit hatte ich mich früh abgefunden.

Es war kurz nach acht, der Tag hatte erst angefangen. Ich erhob mich und ging Richtung Innenstadt.

E l e n a

Gestresst verließ ich unsere Veranda und versuchte, meinen Schlüssel in die  Schultasche zu stopfen, während ich mein Handy einschaltete.

Es ist schon schlimm genug in die Schule gehen zu müssen, obwohl die Motivation noch irgendwo tief im Inneren schlummert. Aber noch schlimmer ist es wenn man dann auch noch verschläft. Diese ganze Hetzerei ging mir dezent auf die Nerven.
So wie alles an diesem Tag.

Als dann noch der Bus vor meine Nase wegfuhr, und ich im wahrsten Sinne des Wortes wie bestellt und nicht abgeholt vor dem Haltestellenhäusschen stand, fing alles an, mir egal zu werden. Nachdem ich mich zehn Minuten lang über die Menschheit aufgeregt hatte versteht sich.

Also zuckte ich die Schultern und lief in Richtung Stadt. Ich war sowieso schon viel zu spät zum Unterricht, deswegen ..was soll's.
Sollte mich doch Miss Hendrics zum Nachsitzen schicken. Sobald sie den Mund aufmachte, hörte ihr sowieso keiner mehr zu. Ihr Unterricht war nicht gerade aufregend.
Langweilig und spießig trifft's besser.

Ich hatte ohnehin nicht das große Los gezogen mit meiner Klasse, die einen hielten sich für was besseres und die anderen meinten sie müssten sich hinter ihren Büchern verstecken und 24/7 pauken.
Manchmal hatte ich das Gefühl, ich bin die normalste aus der ganzen Schule. Naja nicht nur manchmal wenn ich ehrlich bin. Außer mit meiner Freundin Tammy, hatte ich mit niemandem aus der Schule etwas am Hut.

Es war inzwischen halb neun als ich die Stadt erreichte und die breiten Treppen, die zur Stadtmitte führten hinunterstieg.
Einem kleinen Bummel am Morgen stand nichts im Wege. Außer vielleicht die Schule aber den Gedanken schob ich hastig weg.
Meine Laune fing an sich allmählich zu bessern.

Bis ich einen kleinen Aufprall spürte und sich eine ungewöhnliche Wärme über meine Brust verteilte. Ich starrte runter zu meiner hellblauen Bluse, die dank dem heißen Kakao nicht mehr blau sondern braun war. Ich hob den Kopf und sah in ein Smaragdgrünes Augenpaar.

,, Kannst du nicht aufpassen?!" keifte ich und beobachtete den braunen Lockenkopf vor mir wie er verstohlen in den leeren Becher sah.

Das war ja sowas von klar, er scherte sich nicht darum, dass er mich grade mit seinem blöden Kakao zugesaut hatte.
Stattdessen trauerte er seinem Heißgetränk , das bestimmt nicht einmal  mehr als 1 Euro gekostet hat, nach.
Ich seufzte genervt.

,, Halloo?!" ich zeigte ihm den Vogel und er blinzelte mich an.

Erst jetzt begann ich ihn zu mustern. Seine lockigen Haare hörten kurz vor seinen Augenbrauen auf und ich muss sagen .. es wäre zu verlockend gewesen nicht durch seine Mähne zu wuscheln.
Grüne Augen schauten mich an und seine vollen Lippen waren einen Spalt geöffnet.
Das einzigste was nicht so recht zu seinem guten Aussehen passte war seine Kleidung.
Es machte den Anschein als hätte er den dicken grauen Pullover schon etwas länger an, da sich kleine Schmutzflecken bemerkbar machten wenn man genau hinsah.
Die schwarze Hose die er trug war an den Knien mit Löchern versehen.
Ob das nun mit Absicht war oder nicht konnte ich nicht deuten.
Jedenfalls war es etwas seltsam.

Schließlich wurde ich von einer sanft tiefen Stimme aus meinen Gedanken geholt.

,, Tut mir leid .. hab dich zu spät gesehen.." Meinte er worauf ich nur die Augen verdrehte.

,, Dann mach die Augen auf." meckerte ich ihn an und ging weiter.

Normalerweise war ich wirklich nicht so unhöflich wie gerade eben. Ganz im Gegenteil, aber wie gesagt,  heute ging mir alles dezent auf die Nerven.

~🖤~

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