Kapitel 4 (Band 5)

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Draco:

Dreimal musste man vor dem Raum der Wünsche auf und ab laufen, damit er sich öffnete.
Und dabei an den Ort denken, an den man möchte.

Einfach nur irgendwohin, wo ich allein war!

Als ich eintrat, befand ich mich in einem großen Saal voller Gerümpel. Darunter Bücher, Besen, Wichtel (?!), Stühle und... ein Spiegel. Vorsichtig trat ich näher und blickte hinein.
Ich sah mich. "Was für eine Überraschung!", konterte ich mir selbst ironisch.

Mein helles Haar, das in diesem Licht beinahe silbern wirkte. Meine gequälten grauen Augen, die schon lange nicht mehr silbern geleuchtet hatten. Mein Vater sagte, ich solle mich bei Umbridge einschleimen, damit mir nichts geschah. Sie war auf "unserer" Seite.

Doch langsam wusste ich nicht einmal mehr, welche das war.

Umbridge war furchtbar und grausam. Sie war das Schlimmste, das Hogwarts jemals passiert war. Nicht Dumbledore, sondern sie. Dabei war sie, laut Vater, auf "unserer" Seite, Dumbledore dagegen auf der der anderen.

Doch das Schlimmste war gerade gar nicht mal dieses pinke Monster von Frau.
Eigentlich war es mehr die Tatsache, dass Luna alias Loony Lovegood immer mehr mit Sankt Potter rumhing.
Und der Umstand, dass mich dies überhaupt störte. Ja, das war das Problem.

Ich hatte der blonden Ravenclaw immer versucht zu verklickern, wie sehr ich sie hasste, und trotzdem war sie immer nett und kam immer zu mir, wenn es mir nicht gut ging. Und das faszinierte mich an ihr. Und entsetzte mich zu gleichen Teilen. Wie konnte eine Person so... nett sein? Wie konnte das gehen? Ich hatte noch nie erlebt, dass jemand mir half, wenn es mir schlecht ging. Meine Frende ignorierten es, sie warteten dann einfach ab, bis ich mich wieder halbwegs besser fühlte. Loony ließ mich mich fragen, ob meine Freunde... überhaupt wirkliche Freunde waren oder ob sie nur wegen meines Ansehens oder meines Vaters bei mir blieben. Loony... war einfach anders, als jeder, den ich kannte.

Sie war einfach... zu gut für diese Welt. Sie war zu gut für mich.

Und doch wollte ich sie nicht an Potti abgeben. Sie war auch zu gut für Potter!!

Nein, eigentlich nicht. Sankt Potter und Sankt Lovegood. Tolles Pärchen. Verdammt, was war los mit mir?!

Plötzlich knarzte die Tür, dann fiel sie geräuschvoll ins Schloss. Minimal veränderte sich der Raum, in dem ich mich befand. Das kalte Licht wurde wärmer, sanfter. Sekunden später erschien jemand hinter mir im Spiegel. Ich starrte sie verblüfft an. Hatte der Raum sie jetzt herbeigezaubert oder war sie es? Als sie lächelte, wusste ich, sie war es wirklich, denn es war dieses unverwechselbare, etwas verrückte und träumerische Lächeln.

Ihr blondes Haar war wie immer ungekämmt und ihre graublauen Augen strahlten.
"Draco" Ihr sanftes Flüstern jagte einen Schauer über meinen Rücken.
"Was tust du hier?"
"Ich... muss allein sein"
"Lass mich dir dabei Gesellschaft leisten", schlug sie vor. So gerne würde ich jetzt lächelnd zustimmen. Doch der Malfoy in mir schaffte dies nicht. Mir beim Alleinsein Gesellschaft leisten! Pah!
"Musst du nicht noch zu deinem Lover?", fauchte ich und drehte mich weg. Trotzdem sah ich im Spiegel ihr Stirnrunzeln.
"Welchem Lover?"
"Oh bitte, ich bin zwar blond, aber nicht blöd! Da läuft doch was zwischen dir und Potter!"

Sie lachte. Sie lachte einfach.
"Draco! Harry und ich sind nur Freunde!"
Ich schnaubte.
"Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, der Eisprinz von Slytherin ist eifersüchtig", neckte sie, doch ich fand es nicht lustig. Ich hasste diesen Titel, den mir meine sogenannten Freunde verliehen hatten.
"Zum Glück weißt du es ja besser", gab ich kühl zurück.

Danach schwiegen wir beide. Und betrachteten uns gegenseitig im Spiegel.
"Draco... Ich glaube, du bist kein schlechter Mensch" Verblüfft drehte ich mich zu ihr.
"Nein?"
"Nein!"
"Da irrst du dich aber gewaltig!", gab ich verbittert zurück. Eingehend betrachtete sie mich. Ich erwartete schon ihre Zustimmung, dann eine Entschuldigung und schließlich ihren Abgang. Doch nein, sie schob sich eine Haarsträhne hinters Ohr und erklärte lächelnd: "Nein, ich denke nicht"

Stumm standen wir uns gegenüber. Kaum eine Handlänge war zwischen uns Platz.

Plötzlich wuchs über uns ein Mistelzweig. Gleichzeitig fiel unser Blick darauf. Ich wusste nicht, für wen der Raum der Wünsche ihn heraufbeschworen hatte. Aber es war auch egal. Im Moment wollte ich nichts lieber, als sie endlich zu küssen.

"Ein Mistelzweig!", sprach ich es aus. Langsam trat ich noch näher an die Ravenclaw heran, bis kaum noch ein Blatt zwischen uns gepasst hätte. Ich neigte den Kopf. In der Zaubererwelt waren alle diese Zweige verzaubert, sodass man sich unter ihnen küssen musste, sonst kam man den ganzen Tag nicht voneinander weg. So hatte ich jetzt eine Entschuldigung, sie zu küssen. Auch wenn ich es nicht tat, weil ich es musste. Das durfte sie nur nicht wissen.
"Aber bestimmt voller Nargel", flüsterte Luna, noch immer ihr seltsames Lächeln lächelnd.
"Was sind Nargel?", hauchte ich mit rauer Stimme. Langsam fiel mein Blick auf ihre Lippen.
"Kein Ahnung"

Und dann trafen unsere Lippen endlich aufeinander. Und ich, Draco Malfoy, Eisprinz von Slytherin, küsste die verrückte Ravenclaw, Luna alias Loony, Lovegood.

Der erste Kuss... :-) Ich hoffe, das Kapitel hat euch gefallen:-)

Schreibt mir gern in die Kommentare, wie ihr diese Fanfiction und dieses Pairing findet :)

Luna und Draco - Zufall... oder doch eher Schicksal?Where stories live. Discover now