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Fest umklammerte ich meinen noch lauwarmen Milchkaffee und starrte nach draußen auf das weite Meer. Man könnte sagen, das ich mich gerade auf meinem Lieblingsplatz befand- eine kleine Sitzecke in einem kleinen Kaffee in Warnemünde.

Langsam setzte ich die Lippen am Rand des Glases an, bevor ich meinen Kopf ein wenig nach hinten neigte und auf den Moment wartete, bei dem ich den zarten Milchschaum an meinen Lippen spüren werde.

Das Stimmengemurmel ignorierte ich hinter  mir, ich wollte all diese glücklichen Menschen nicht sehen, ihr Lachen würde mich nur  noch mehr an die letzten Tage erinnern. Daran wie sehr ein Mensch einen anderen verletzten kann, wie sehr Worte etwas verändern.

Ich schloss die Augen. Anstatt der Wellen sah ich nun sein Gesicht, das schiefe Grinsen in das ich mich so sehr verliebt hatte. Die kleinen Fältchen um seine Mundwinkel, wenn er lachte. Und dann hörte ich seine tiefe Stimme, wie er mir Komplimente zu flüsterte, sodass nur ich sie verstehen konnte.

Er war mir so nah gewesen, doch zerstörte alles. Wieso machte er mir Hoffnung, obwohl er nichts für mich empfand? Es war diese eine Frage die ich nicht beantworten konnte, doch war ich zu feige um ihn anzusprechen. Zu viel Angst hatte ich davor von ihm kritisiert zu werden. Zu groß waren meine Selbstzweifel, um genug Selbstbewusstein aufzubringen und mich ihm gegenüber zu stellen.

Plötzlich hörte ich eine mir bekannte Stimme nach mir rufen: "Sophia, hier bist du!"

Ich öffnete erschrocken die Augen und starrte Leo ein wenig sauer an. Sie wusste ganz genau, das ich meine Ruhe brauchte und hier nicht gestört werden wollte. "Was willst du", fragte ich monton, vielleicht einwenig zu verbissen, denn sie schaute mich geschockt an. Eigentlich waren wir wie Geschwister, teilten alles, doch ich wollte nicht reden. Ich wollte das meine Gefühle nicht meine Lippen überschritten. Ich wollte in Ruhe gelassen werden. Ich wollte alleine sein.

Sie zog ihre Augenbraue nach oben und entledigte sich ihrer Jacke, die sie achtlos auf einen Stuhl vor mir schmiss. Ihr Shirt war überseht mit Blümchen, es stand ihr gut, keine Frage, doch fingen sie plötzlich an zu tanzen. Immer mehr und verschwomm die Sicht vor meinen Augen. Ich blinzelte hektisch. Nicht jetzt war alles was ich denken konnte, bevor ich die zwei Wörter laut sagte, einen fünf Euro Schein auf den Tisch knallte und die Flucht ergriff.

Hektisch stolperte ich Richtung Ausgang. Meine Sicht verschwamm immer mehr, konnte nur die Umrisse der Gäste erkennen. Ich blinzelte ununterbrochen, in der Hoffnung die Tränen zurück halten zu können, doch plötzlich wurde ich zu Boden gerissen. Ein kurzer Schrei drang aus meiner Kehle, bevor ich mit einem lauten Rums auf dem harten Holzboden landete. Ich rieb mir mit schmerzverzerrten Gesicht meinen Arm und versuchte mich schnellstmöglich aufzurappeln. Die Tränen rannten mittlerweile über meine erhitzen Wangen. Ich muss schrecklich aussehen, wie ich hier liege, die Haare in alle Richtungen abstehend und eine Sahnetorte auf der Brust, die ich beim Versuch mich hinzuknien bemerkte.

Die Leute begannen zu tuscheln. Immer wieder hörte ich die Worte Tollpatsch und peinlich, doch ich interessierte mich nicht dafür. Ich war so sehr mit mir und der Torte beschäftigt, das ich noch nicht mal den jungen Kellner neben mir bemerkte, der mich mit gemischten Gefühlen beobachtete und sich mit einer Hand seinen Bauch rieb. "Sorry, ich hab dich nicht kommen gesehen.", verwundert blickte ich nach oben in ein paar hellgrüne Augen, die mich verzweifelt musterten. Er arbeitete schon lange hier, doch so richtig aufgefallen war er mir noch nie.

Er reichte mir seine Hand und half mir auf zu stehen. "Magst du Himbeer- Sahne?", fragte er grinsend. Ich verstand erst nicht, doch dann lächelte ich ein wenig und strich mir meine Tränen aus meinem Gesicht.

Plötzlich kramte er in seiner Tasche herum und ein zerknitterter Zettel kam zum Vorschein: "Hier meine Nummer, wegen des T-schirts. Ich übernehme selbstverständlich die Reinigung!" Er schenkte mir noch ein letztes Lächeln, bevor ich zielstrebig das Cafe verließ.

Hier konnte ich mich nicht so schnell wieder blicken lassen.

•Miss Heartbreaker•Onde histórias criam vida. Descubra agora