Broken

Alltag

Es ist nicht ihr Tag, kein Tag ist ihrer.

Schon wieder wurde sie vor allen anderen bloßgestellt und Katrin hatte ihr, typischer Weise, mit bissigen Bemerkungen den Smoothie über ihr neues Oberteil gegossen.

Bedröppelt war sie zu den Toiletten gerannt und verschanzte sich in einer Kabine, dabei irritierten sie auf dem Weg dahin die Pissoire.

Stirnrunzelnd setzte sie sich auf den Toilettendeckel und überlegte, sie war doch in die Damentoilette gegangen, oder?

Die kleine Figur mit dem Kleidchen war an der Tür gepappt, das wusste sie genau!

Dunkles Lachen von zwei definitiv männlichen Personen, drang an ihr Ohr und vor Scham wünschte sie sich im Boden zu versinken.

Als der eine anfing sich mit dem anderen zu unterhalten, während sie sich erleichterten, rollte ihr eine Träne über das Gesicht.

"Hast du schon gehört, Katrin hat das Hässlon heute wieder gezeigt was Sache ist. Meiner Meinung hat sie's total verdient", sie konnte die Stimme sofort zu ordnen, es war Dennis, der beste Freund von Lukas.

Lukas, der beliebteste Junge, in dem wohl jedes Mädchen sich verguckt hatte und auch sie konnte ihm nicht wiederstehen.

Es war klar, zu wem Dennis sprach, die beiden klebten beinahe aneinander.

"Diese Rony?", wollte Lukas wissen und vor Scham lief sie rot an. Das ihr Oberteil inzwischen durchweicht von dem Smoothie war, entging ihr, denn sie hatte Hoffnung.

Vielleicht würde Lukas ein gutes Wort über sie sagen, jetzt wo sie ihn nicht hören konnte, zu dem besten Kumpel konnte er doch ehrlich sein.

Gespannt lehnte sie sich vor.

"Ja genau, dieses Opfer", bestätigte Dennis belustigt lachend.

"Pff, dieses Holzbein sollte lieber aufpassen, dass die Holzwürmer sie nicht kriegen.

Beide lachten über den Kommentar von Lukas und verschwanden durch die zuknallende Tür, ohne ihre Hände zu waschen, wie sie angewidert feststellte.

Aber es brachte sie nicht so außer Fassung wie die Worte, die Lukas über sie gesagt hatte, denn sie schmerzten in ihrem Inneren.

Holzbein, verabscheuend warf sie einen Blick auf die Prothese, die sich unter dem Jeansstoff verbarg. Lukas hatte Recht, sie war ein einbeiniger Pirat, mit seinem Holzbein.

Trotzdem raffte sie sich auf und schloss die Kabinentür auf, die völlig beschmiert war, mit Graffiti und anzüglichen Bemerkungen, einige beinhalteten den Namen Katrin.

Kaum trat sie aus der Kabine und wollte so schnell wie möglich in den richtigen Toilettenraum schreiten, als ein Junge die Tür öffnete und sie verdutzt ansah.

Sie zog scharf die Luft ein und eilte dann an ihm vorbei, weshalb passierte nur ihr so was?

Draußen erkannte sie das hohe Lachen von Katrin und ihren Freundinnen, die sich bemühen mussten, ihre Tonne Schminke nicht zu verwischen, während sie ihre Lachtränen entfernten.

Kaum warf sie ihnen ungewollt einen finsteren Blick zu, stolzierte Katrin schon auf sie zu.

Verängstigt blieb Rony stehen und begann zu zittern und das nicht nur wegen dem nassen Oberteil, denn egal wie glamourös Katrin und ihr Gefolge auch wirkte, sie waren stark. Die Tussen waren zu allem in der Lage und das hatte sie schon mehr als ein Dutzend Mal zu spüren bekommen.

"Hast du was gegen uns?", provozierend starrte sie Rony in die Augen.

Hastig wollte sie den Kopf schütteln, aber sie hatte zu große Angst sich zu bewegen.