"Na, dann hab ich ja ein Glück, dass dein Vater das Hotel nicht übernommen hat." Ich lächelte dem kleinen Burkhardt spöttisch ins Gesicht, der sofort wütend zu schnauben begann. Damit hatte ich mein Ziel erreicht und ich lief fröhlich zu den anderen Kindern, die bereits im Schnee spielten.

"Kuck mal Funny! Ich mache einen Schneeengel." Ashley lag zwischen dem ganzen Tiefschnee und man musste Angst haben, sie werde darunter begraben. Deshalb griff ich lachend nach dem quikenden Mädchen und nahm sie auf den Arm. "Du sollst doch nicht unter dem ganzen Schnee untergehen." Ich strich ihr spielerisch über die Stumpsnase. Sie kicherte und begann mit den Beinen zu strampeln.

"Jetzt bin ich ja ganz voller Schnee.", protestierte ich lachend. Ashley glukste fröhlich weiter, als auch ihre ältere Schwester Rose dazu kam. "Jetzt noch mehr." Sie warf mir einen Schneeball gegen meinen Arm und ich ließ Ashley rasch runter. "Na warte!" Ich rannte ihr lachend hinter her und pustete eine Hand voll Schnee in ihre Richtung. Sofort waren alle Kinder beisammen und wir lieferten uns eine ausgiebige Schneeballschlacht.

Anschließend bauten einige Jungs weiter an einer Schanze für's Schlittenfahren, während ich mit den restlichen Kindern weitere Schneemänner baute. Am späten Nachmittag hatten wir sogar ein Iglu errichtet, in das sogar ich reinpasste, wenn ich mich klein machte. Diese wenigen Stunden im Schnee taten mir wirklich gut. Beim Herumalbern und im Schnee spielen konnte ich alles vergessen und die Kinder zauberten mir immer wieder ein Lächeln auf die Lippen, wenn sie wieder stolz etwas Neues präsentierten, was sie gebaut hatten.

Plötzlich hörte man allerdings von der anderen Seite des Hofes ein Aufprall und alle rannten sofort zu der Stelle, wo Don Burkhardt Junior im Schnee lag mit dem Schlitten neben ihm. Er war beim Herunterfahren des Hügels gegen einen Stein gefahren und war von seinem Schlitten gefallen. Nun lag er da und hielt sich jammernd sein Bein.

"Was tut dir alles weh?" Carolin war die erste, die so schnell reagieren konnte. "Mein Bein.", schluchzte Don und ich hob vorsichtig sein rechtes Schienbein an. Seine Hose hatte an der Stelle einen Riss und man sah, dass er darunter aufgeschürft war. "Aua!", rief Don empört als ich ihm die Hose nach oben schob. Zum Glück waren es nur ein paar Schürfwunden und Kratzer, nichts weiter gefährliches. "Kannst du aufstehen?" Don Burkhardt Junior erhob sich schwerfällig mit einem quälenden Gesichtsausdruck vom Boden. "Ja, ich brauch aber was für meine Wunde. Es brennt so." Sofort ließ er sich wieder in den Schnee sinken und begann dramatisch zu jammern.

"Gut, dann werde ich dir jetzt ein Pflaster holen." Ich erhob mich und blickte zu Carolin. "Weißt du wo wir einen Medizinkoffer haben?" Noch ehe Carolin antworten konnte, ergriff Don das Wort: "Na im Büro gibt es doch sicher einen."

"Also es gäbe auch einen im Personalzimmer...", wandte Carolin ein, aber Don unterbrach sie erneut: "Aber das ist viel zu weit weg. Ich brauche sofort Hilfe!" Als Carolin nun mit den Schultern zuckend nickte, strahlte Don schadenfroh. Ich stutzte. Daraufhin begann er wieder sofort mit schmerzverzerrtem Blick sein Bein zu halten.

"Gut. Ich bin gleich wieder da." Als ich gerade losrennen wollte, um schnellst möglichst die Pflaster zu holen, hatte Don erneut einen Einwand. "Ich komme selbstverständlich mit. Schließlich sollte ich nicht länger hier draußen in der Kälte frieren und warten." Mit einem Mal stand er neben mir und start bereit zu gehen. Okay. Diesmal wirkte er noch fitter als er eigentlich zu sein schien. "Ich dachte, dass Laufen tut weh.", hakte ich nach. Don schüttelte nur den Kopf und ging schon Richtung Eingang, wobei er immer noch ein wenig humpelte.

Durch seine eingeschränkte Fortbewegung dauerte es, obwohl ich ihn weitgehend stützte, eine Weile bis wir am Arbeitszimmer von Ben angekommen waren. Es war zum Glück nicht zugeschlossen und ich konnte ohne Probleme eintreten.

Augenblicklich entdeckte ich schon den Erste-Hilfe Koffer, der im Schrank stand und ich ließ Don sich vorsichtig auf einem Stuhl setzen. Zuerst desinfizierte ich die Wunde und klebte dann behutsam ein Pflaster darüber. Stolz betrachtete ich meine Arbeit. "Und tut es noch weh?" Als ich zu Dons Gesicht hinauf schaute, wandelte sich sein Gesichtsausdruck sofort wieder ins Jämmerliche. Er biss sich qualvoll auf die Lippe und nickte. "Ich brauche was zu Trinken!"

Empört blickte ich ihn ab. Don Burkhardt hatte seinem Sohn wirklich überhaupt keine Manieren beigebracht! Er behandelte das ganze Hotelpersonal als wären es seine Diener. Aber mir blieb wohl nichts anderes übrig, seine Übertreibungen hin oder her, als ihm ein Glas Wasser zu bringen. Schließlich war ich immer noch für die Kinder verantwortlich und musste mich um sie kümmern, wenn ihnen etwas zugestoßen war. "Na gut. Beweg dich am besten einfach nicht."

Ich stand auf und ging auf die Suche nach einem Zimmermädchen, das vielleicht gerade die Trinkflaschen in den Zimmern wechselte. Ich hatte Glück, nachdem ich einige Flure abgesucht hatte, traf ich auf eins. Dankbar schenkte ich ein Glas Wasser ein und machte mich auf den Weg zurück zum Arbeitszimmer. Als ich nur noch wenige Schritte von der Tür entfernt wat, hörte ich von innen ein Gerumpel. Neugierig ging ich schneller und öffente die Tür. Don saß auf den Platz, an dem ich ihn vorhin niedergelassen hatte. Trotzdem schien er ein wenig nervös und sein Atem ging schneller, als gewöhnlich. Ich blickte ihn skeptisch an, als ich ihm das Glas Wasser reichte. "Ist alles in Ordnung?" Er nickte hecktisch, während er trank. Ich blickte mich immer noch ein wenig misstrauisch um.

War die Schublade vorhin etwa auch schon auf gewesen? Ich blickte wieder zu Don, der genüsslich sein Wasser trank. Was hätte Don an Bens Schreibtisch gewollt? Ich bildete mir vermutlich nur wieder etwas ein.

"Geht's dir wieder besser?", fragte ich als Don mir sein leeres Glas wieder gab.

"Ja. Wir können wieder gehen." Er erhob sich von seinem Stuhl und stolzierte an mir vorbei. Das Humpeln war wie weggeblasen. Na, super. Er hatte es mal wieder geschafft, mich total zum Narren zu halten. 


Wolkenschloss - Die FortsetzungWhere stories live. Discover now