Kapitel 7

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Diese Umarmung braucht Amy von Funny jetzt!

Als ich mal wieder mit einer genüsslichen Tasse Kaffe bei Monsieur Rocher saß und die Leute im Foyer beobachtete, konnte ich endlich abschalten. Den ganzen Morgen musste ich wieder  Betten aufschütteln und Handtücher im ganzen Schloss verteilen.

Unten im Foyer war nun weniger los, denn allmählich waren alle Gäste, die die gesamten Ferien hier verbringen wollten angekommen. Daher fiel mir auch die alte Frau auf, die am Rande an einem der Tische saß und ebenfalls wie ich, die Leute beäugte. Tja! Nur ahnte sie nicht damit, dass sie von mir beobachtet wurde. Ich musste kichern und verschluckte mich prompt an meinem Kaffe.

"Was finden Sie denn so amüsant, Funny?", fragte mich deshalb Monsieur Rocher.

"Ich bewundere nur immer wieder diesen Ausblick, den man von hier oben hat. Ich könnte Stunden hier sitzen und den Handlungen da unten folgen."

"Nun, ich glaube diese Vorliebe liegt an unserer viel zu großen Neugier. Denken Sie nicht?"

Ich nickte. Ohja, wir waren beide sehr neugierig, was unsere Gäste betraf. Ich vielleicht sogar noch ein wenig mehr, als Monsieur Rocher, aber vielleicht lag das auch am Alter.

"Liege ich richtig, wenn ich denke, dass die Frau da unten Mrs. Kelly ist?" Ich deutete auf die Dame, auf die ich eben einen Blick geworfen hatte.

"Woher Sie das schon wieder wissen." Monsieur Rocher lachte mit seiner rauen Stimme und ich wurde ein wenig rot vor Scham. Ich sollte mich wirklich weniger für andere Menschen interessieren. "Sie sammelt allerlei Zeug und hat selbst mir sogar schon geholfen meine Brille wieder zu finden.", fügte er hinzu.

"Ach ja? Das ist ja nützlich."

"Ja, die Dame ist wirklich sehr reizend. Vielleicht ein wenig eigen, aber sie hat das Herz am rechten Fleck." Schwärmte da Monsieur etwa auf seine alten Tage von einer Frau?

"Das heißt Sie gefällt Ihnen?". Ich zwinkerte ihm zu. Er begann sich zu räuspern, als würde er meinen Andeutungen ausweichen wollen. Ich musste innerlich noch mehr grinsen.

"Ja. Aber nicht auf die Weise, wie Sie es denken." Aha. Ich glaubte ihm kein Wort. Nun ja, es wird sich sicher noch eine Gelegenheit ergeben, noch ein wenig nach zu haken.

"Funny? Kann ich kurz mit dir reden?"

Monsieur Rocher und ich drehten uns überrascht um. Amy blickte uns mit großen Augen an. Sie schien etwas außer Atem und hatte sie etwa geweint? Ihre Augen schienen leicht verquollen. Außerdem trug sie noch ihren Badeanzug, aber sie hatte sich ein Handtuch umgewickelt und zitterte ein wenig.

"Amy? Was ist denn passiert?" Besorgt ging ich zu ihr und nahm sie in den Arm.

"Aiden ist passiert.", murmelte sie leise.

"Ich komme später wieder.", versichterte ich Monsieur Rocher, der verständnisvoll nickte. Den Kaffe würde ich auch später noch trinken können. Naja, da war er dann kalt. Egal.

Ich ging mit Amy ein Paar Schritte bis zu einer abgelegenen Treppe, auf deren Stufen wir uns niederlassen konnten. Noch bevor ich etwas sagen konnte, flossen schon die Tränen und ich musste sie erst eine Weile streicheln und trösten, bis sie in der Lage war,  zu sprechen.

"Er liebt mich nicht. Er hat es wahrscheinlich nie. Und ich dumme Kuh, versuche noch ständig diese Beziehung ein wenig voran zu treiben. Aber kein Wunder, dass es nichts wird! Ich meine er wollte ja wahrscheinlich nie eine mit mir!" Wieder einige Minuten Schluchzen...

"Was redest du denn da für einen Quatsch? Erzähl mir doch erstmal, was passiert ist.", redete ich mit ruhiger Stimme, in der Hoffnung es würde auch Amy ein wenig beruhigen. Aber Fehlanzeige.

"Das ist kein Quatsch! Ich war mit ihm Wellnessbereich. Und dann war da diese Susan! Die musste nicht mal mit ihrem tollen Hintern wackeln, da war Aiden schon bei ihr um mit ihr zu flirten." Sie brach erneut in Tränen aus.

Susan Miller. Na, wenigstens war ich nicht die einzige, die sie nicht ausstehen konnte.

"Das glaub ich nicht. Aiden liebt dich. Das hat er schon letztes Jahr und das tut er immer noch."

Amy versuchte ironisch zu lachen, aber mit dem Weinen zusammen entstand nur ein einziges Prusten und Husten. Dann wieder Schluchzen. "Nein. Das ist alles nur Einbildung. Wahrscheinlich hat er mich nur genommen, weil er sonst niemanden hatte. Und jetzt, bei kleinster Gelegenheit, macht er sich an jemand anderen ran!"

Ich schüttelte nur den Kopf. "Merkst du denn gar nicht, wie dich anschaut? Wie er lächelt, wenn du lachst? Wie er rot wird, wenn du seine Hand nimmst? Das bekomm ja selbst ich mich!"

In Amys Augen schienen für einen kurzen Moment Lichtblitze zu sein. Aber im nächsten Moment waren sie auch schon wieder verschwunden. "Warum hat er dann plötzlich so ein Gefallen an dieser Tusse?"

Ich seuftze nur. Sie war wirklich fest gefahren in ihrer Meinung.

"Ich weiß nicht, was da wirklich los war. Aber was ich weiß ist, dass Aiden dich liebt. Und deswegen solltest du ihn auch fragen. Es gibt sicher eine Erklärung." Also ich fand, ich war eine sehr gute Partnervermittlerin und Gesprächspartner in der Not. Ich sollte mich vielleicht, bei diesen Telefoncentern bewerben.. Ich bin sicher, ich habe Talent.

"Es gibt keine Erklärung. Er fand sie mehr als nur hübsch und ist sofort zu ihr gerannt. Basta."

Also irgendwie funktionierte meine Strategie doch nicht so ganz. Vielleicht sollte ich mir das mit dem Telefoncenter noch einmal überlegen. Aber ich durfte nicht aufgeben!

"Da gibt es ganz viele mögliche Erklärungen. Vielleicht kannte er sie von zu woanders und wollte sie nur höflich begrüßen. Oder er hat einen Freund, für den sie total in Frage käme und er will die beiden einander bekannt machen. Oder kurz vor ihr lag ein Schwimmreifen, den sie übersehen hatte und er wollte sie nur retten. Oder..." Langsam gingen mir die Ideen aus. Außerdem war letzteres schon ziemlich unrealistisch.

"Störe ich?" Wir beiden sahen auf. Stephen Owen stand uns gegenüber. Überrascht stand ich auf um meine Dienstkleidung zurecht zulegen. "Stimmt etwas mit Ihrem Zimmer nicht? Habe ich die Handtücher vergessen?", fragte ich nervös.

Mr. Owen lachte nur und holte ein Buch hinter seinem Rücken hervor. Das Buch, mit dem er mich gestern erwischt hatte. Oje. Hatte ich irgendwelche Seiten verknickt? Oder sogar einen Fleck hinein gebracht?

"Ich wollte mich noch für gestern bedanken. Ohne Sie wäre ich sicher zu spät zu dem Treffen gekommen oder gar mit den beiden Damen zusammen. Ich möchte mir nicht ausmalen, was Amanda dann von mir gedacht hätte!", faselte er los. Amanda. Die beiden waren also schon bei Du. Interessant.

"Und da Sie ja mein Buch so sehr interessiert hat, dachte ich, leihe ich es Ihnen einfach aus." Er hielt mir das Buch vor die Nase und ich konnte nicht anders als ihn leicht verdattert anzublicken. Damit hatte ich nun überhaupt nicht gerechnet.

"Das wäre doch nicht nötig gewesen. Vor Ella und Gretchens Zuneigung zu jungen Männern muss man jeden hier im Hotel schützen. Sie können mir doch nicht einfach Ihr Buch geben!"

Stepen Owen hielt es mir noch näher hin. "Doch bitte. Ich würde mich freuen, Ihre Meinung zu hören, wenn Sie das ganze Buch gelesen haben."

Ich war wirklich geschmeichelt. Immer noch ein wenig unwohl mit der Situation, griff ich zögernd nach dem Buch und bedankte mich mehrmals, ehe Mr. Owen mit einem galanten Händeschütteln mit Amy und mir wieder ging.

"Wer war denn das?", fragte Amy mit einem vielsagendem Blick zu mir, den ich nicht ganz deuten konnte.

"Stephen Owen. Er hat mich gestern dabei erwischt, wie ich in seinem Buch gelesen habe. Total peinlich!"

"So peinlich kann es nun auch nicht gewesen sein. Scheint so, als hättest du ziemlichen Eindruck auf ihn hinterlassen. Sie zwinkterte mir lachend zu. Ja sie lachte!

"Hör auf! Der ist schon auf Wolke sieben mit dieser Amanda Davis aus Zimmer 113."

Amy blickte mich verzweifelt an. Mist. "Warum haben es alle so einfach mit der Liebe, nur ich nicht?"

Und dann begann wieder das Schluchzen und ich musste mir wirklich etwas besseres einfallen lassen um sie wieder aufzumuntern.

Wolkenschloss - Die FortsetzungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt