Kapitel 8

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Es hat endlich geschneit beim Wolkenschloss!

In den nächsten Tagen beobachtete immer wieder, wie Amy und Aiden sich aus dem Weg gingen. Nachdem Aiden einige Male versucht hatte mit Amy zu reden, die ihn allerdings nicht mal zu Wort kommen ließ, hatte er es aufgegeben und sie aßen nun an unterschiedlichen Tischen im Esssaal. Mir schmerzte das Herz, diese Szenen zu beobachten. Aber mehr als Amy versuchen zu überreden, mit Aiden zu sprechen, konnte ich nun mal nicht tun.


Es hatte endlich geschneit und ich zog mir glücklich meine Schneehose über, als ich mich mittags für die Kinderbertreuung am Nachmittag fertig machte. Ich schnappte mir noch meine Mütze und Handschuhe und verließ dann vorfreudig aus dem Zimmer. 

Gerade als ich um die Ecke am Ende des Flures huschte, wurde mir meine Mütze vom Kopf gerissen. "Huch, wer hat es denn da so eilig?" Tristan strahlte mich an und wedelte stolz mit meiner Mütze in der Luft herum. Ich verdrehte genervt die Augen.

"Tristan. Ich bin spät dran. Gib mir meine Mütze wieder."

"Kann es sein, dass du immer spät dran bist?"

"Ja, weil du mich dauernd von meiner Arbeit abhälst."

Tristans Mundwinkel gingen nach oben und ich ahnte schon worauf dieses Gespräch wieder hinaus laufen würde...

"Ich habe den Eindruck, du lässt dich sehr schnell von mir ablenken. Bin ich in deinen Augen so interessant?", fragte er mit einem gewissen Unterton, der mich automatisch zum Lachen brachte, weil sein übertriebenes Ego fast schon lächerlich war. 

"Tut mir leid, da muss ich dich enttäuschen. Das einzige, was ich im Moment von dir möchte ist meine Mütze." Ich hielt ihm fordernd meine leere Hand hin, aber er schüttelte nur den Kopf.

"So leicht gebe ich nicht auf." Er hielt sie gekonnt in die Höhe, wobei er sehr wohl wusste, dass es für mich schier unmöglich war, da heran zu kommen. Trotzdem musste ich es versuchen, schließlich wollte ich nun endlich nach draußen und ohne Mütze waren die kalten Temperaturen hier in den Bergen kaum aus zuhalten.

Also versuchte ich vergeblich nach der Mütze zu greifen und musste dabei Tristan ungewollt nahe kommen. Dabei drehte er sich geschickt und ich wurde gegen die Wand gedrückt. Überrascht schnappte ich nach Luft. "Na? Hab ich gewonnen?", flüsterte er und der Hauch seines Atems erwärmte meine Lippen. 

"Störe ich?" Tristan und ich drehten uns erschrocken um. Susan Miller starrte uns mit hoch gezogenen Augenbrauen an. Mein Gott! Wie musste das bitte ausgesehen haben? Wie lange stand sie schon da? Mir war das total peinlich.

"Nein. Überhaupt gar nicht. Ich muss nämlich los." Ich nutzte den Moment der Überraschung und schnappte mir die Mütze, die Tristan vergessen hatte von mir weg zu halten und ging schnell ohne einen weiteren Blick zurück zu werfen den Flur entlang. Ich wusste auch so, dass Susan vermutlich ziemlich triumphierend lächeln musste. Ich wollte mir gar nicht ausmalen, wem sie zuerst davon erzählen würde.

Endlich verließ ich durch die Eingangstüren das Hotel und eine Priese kalter Luft kam mir entgegen. Ich schloss glücklich die Augen und atmete die frische Bergluft tief ein, während einzelne Flocken auf mich hinab fielen. Obwohl ich den Sommer mochte, kam nichts auf der ganzen Welt gegen den Winter beim Wolkenschloss an! Niemand konnte sich ausmalen, was der Winter wirklich für eine Pracht war, wenn er anstatt hier zu sein, nur den Schneematsch in der Stadt mitbekam.

"Du hast es ja nicht mit Pünktlichkeit. Hätte mein Vater letztes Jahr das Hotel übernommen, würde Personal, das ständig zu spät kommt, sofort gefeuert werden." Don Burkhardt Juniors schnippische Worte rissen mich aus meinen Tagträumen.

Wolkenschloss - Die FortsetzungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt