Kapitel 3

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Bild von Ben hinzugefügt

An diesem Tag war so viel aufregendes passiert, dass ich am liebsten einfach nur noch ins Bett fallen wollte. Deswegen schnappte ich mir schnell meinen Kulturbeutel und verschwand in den Waschraum. Um diese Uhrzeit war sonst noch niemand hier und ich konnte mich in Ruhe waschen und Zähne putzen. Gerade als ich wieder zurück in's Zimmer gehen wollte, blieb mein Blick an meinem Spiegelbild hängen.

Meine Haare sahen sehr zersaust aus und mein Gesicht wirkte müde und fahl. Erschrocken strich ich mir die Haare aus dem Gesicht und klopfte mir ein wenig auf die Wangen um wacher zu werden. Hatte sich mein Aussehen seit letztes Jahr verändert? Ich hatte nicht das Gefühl, dass ich in den letzten Jahren noch wuchs. Schließlich war ich nun achtzehn und eigentlich seit einigen Jahren ausgewachsen. Aber sah ich tatsächlich noch genauso jung aus wie vor einem Jahr? Tristan schien sich ja auch nicht verändert zu haben. Ich würde ihn mal fragen. Warte! Nein worüber dachte ich da schon wieder nach? Wen interessierte es ob ich noch wachse? Ich schüttelte den Kopf und spritzte mir sicherheitshalber noch eine Hand voll Wasser in das Gesicht.

"Hast du schon ohne mich zu Abend gegessen? Ich habe in der Küche auf dich gewartet." Ben kam in unser Zimmer. Zuerst wollte ich so tun, als schlafe ich schon. Aber dann entschied ich mich um. Ich konnte sowieso nicht einschlafen! Müde setzte ich mich im Bett auf. Als Ben sah, dass ich schon im Bett lag erschrak er ein wenig und blickte mich besorgt an.

"Alles in Ordnung, Süße?" Er setzte sich neben mich auf meine Seite des Bettes und nahm mein Gesicht vorsichtig in seine Hände. "Ja. Bin nur ein wenig müde." Ich lächelte. Das reichte jedoch nicht um ihn zu beruhigen. "Fühlst du dich nicht gut? Soll ich den Arzt holen?" Ich schüttelte schnell den Kopf. "Nein. Nein. Mir geht es gut. Wie gesagt, es war einfach ein aufregender Tag."

"Stimmt. Es sind viele alte Gesichter wieder aufgetaucht. Bestimmt hat dich Amy schon besucht!" Ich nickte. Leider nicht nur Amy... Ben schien meine nachdenkliche Stimmung zu bemerken und hakte nach. "Freust du dich nicht?"

Ich musste mich wirklich zusammenreißen! Tristan Brown hat sich hier seit einem Jahr nicht mehr blicken lassen und jetzt tauchte er auf und meinte er könnte einfach so alles auf den Kopf stellen. Er ist und bleibt ein Macho! Und daher gehörte er eindeutig nicht in mein Beuteschema. Außerdem hatte ich doch Ben! Wieso dachte ich dann so viel über ihn nach? Das musste aufhören. Ich würde ihm nun einfach aus dem Weg gehen.

"Fanny?" Ben zog skeptisch die Augenbrauen zusammen. Ich strich ihm zaghaft über die Wange um ihn zu entspannen. "Ach Quatsch natürlich freue ich mich!" Er atmete bei meinem Lachen erleichtert auf und schien endlich ein wenig beruhigt zu sein. "Hast du sonst schon jemanden wieder gesehen?" Ich schüttelte den Kopf. "Wobei doch, die Jegorows. Sie haben sich total gefreut, wieder hier zu sein." Tristan verschwieg ich lieber. Schließlich sollte ich ja nicht mehr an ihn denken. Aber tat ich das nicht gerade schon wieder? Verwirrend. Einfach nur verwirrend.

"Na dann hab ich dir viele Neuigkeiten zu erzählen." Er zog mich aus dem Bett. "Bei einem exclusiven Abendessen in der Küche. Irgendwas werden wir schon noch finden!", fügte er lachend hinzu.

"Aber ich bin gar nicht hungrig!"

"Nichts da. Ich lasse dich nicht ohne Abendessen in's Bett."

Ben war einfach zu süß. Was würde ich nur ohne ihn machen? Wahrscheinlich verhungern. Ich musste kichern.

In der Küche waren wir zwei alleine, da es langsam nun wirklich spät war und wahrscheinlich das ganze Personal schon längst im Bett lag. "Und auf was hätte die Madame denn Lust? Spiegelei? Nudeln? Oder meine Spezialität: Pfannkuchen?" Ben blickte erst mich neugierig an, dann schaute er in den Kühlschrank. Ich schüttelte den Kopf. "Wir dürfen doch nicht irgendwelche Zutaten aufbrauchen. Madame Cléo bringt dich um!"

"Ich bin der Chef. Schon vergessen? Und wenn meine Freundin sich einen Mitternachtssnack wünscht, dann bekommt sie ihn auch höchst persönlich von mir." Ich verdrehte die Augen, trotzdem musste ich grinsen.

"Also?"

"Wenn du schon so frägst. Dann Pfannkuchen!"

"Ausgesprochen gute Wahl Madame, das hätte ich Ihnen auch empfohlen." Mit diesen Worten begann er sich über den Teig zu machen. Ich schaltete währendessen schon einmal den Herd an und stellte die Pfanne bereit. Es tat wirklich gut hier mit Ben in der Küche zu stehen und Pfannkuchen zu backen. So wurde der Tag doch noch wunderbar! Glücklich schlang ich meine Arme um ihn, während er schon den vierten Pfannkuchen in der Pfanne wendete. "Ich liebe dich so sehr, Ben Monfort. Weißt du das?" Ich küsste seinen Nacken.

Während wir es uns an dem Küchentisch gemütlich machten und unseren Berg an Pfannkuchen verschlangen, kamen wir wieder auf das Thema der eingetroffenen Gäste zurück.

"Don Burkhardt ist wieder da.", schmatze Ben. Ich schluckte.

"Senior?"

Ben nickte. "Und seinen Junior hat er wieder mitgebracht." Ich stöhnte genervt. Das heißt ab morgen würde mir wieder der kleine Don das Leben als Kinderbetreuerin schwer machen. Na toll...

"Ich dachte nicht, dass der sich hier noch einmal blicken lässt. Nachdem dein Vater letztes Jahr bei seinem Kaufvertrag so kurzfristig abgesagt hatte."

Ben nickte erneut, aß aber ruhig weiter. "Ich auch nicht. Vorallem wird eine enorme Spannung zwischen ihm und Viktor Jegorow herrschen. Wir sollten die beiden ungern all zu oft aufeinander treffen lassen."

"Gibt's sonst noch irgendetwas neues?", fragte ich. 

"Der Thriller-Autor hat wieder eingecheckt. Sonst noch eine verrückte alte Dame namens Mrs Kelly, die dauerhaft einen kleinen Pudel mit sich herumträgt und die Angewohnheit besitzt alles zu sammeln, was sie finden kann. Ein Ehepaar Bennet mit ihren zwei kleinen Mädchen Ashley und Rose. Sie scheinen ganz nett zu sein. Haben zumindest schon ihre besten Empfehlungen der Küche ausrichten lassen und sind auch sonst hell auf begeistert von dem Hotel. Außerdem ein recht junger hübscher Kerl namens Stephen Owen, der sofort Gefallen gefunden hat an Amanda Dawis aus Zimmer 113. Den beiden sollten wir unbedingt gemeinsame Unternehmungen vorschlagen! Schließlich haben wir noch die Barnbrooke Mädchen im Haus, die sich ab der ersten Begegnung sicher auch für Mr Owen interessieren werden."

Er zwinkerte mir zu. Ohja, das würde zu Ella und Gretchen passen!

"Naja, da scheinen ja interessante Persönlichkeiten darunter zu sein. Dann werden es sicher wieder aufregende Weihnachtsferien!" Ich konnte es gar nicht abwarten sie alle kennen zu lernen! Begeistert schaufelte ich mir den nächsten Pfannkuchen auf meinen Teller.

Wolkenschloss - Die FortsetzungWhere stories live. Discover now