4:45...
Eigentlich eine gute Zeit um schlafen zu gehen, doch irgendetwas hindert mich daran. Dieser Grund befindet sich direkt vor meiner Nase, mein Handy. Ich überfliege die Nachrichten des heutigen Tages, Informationen die unbedingt zu mir angelangen müssen. Doch da springt ein Popup auf.
Instagram.
XXXX hat nach langer Zeit ein Bild gepostet. Naja... ich wollte schlafen gehen, aber vergessen wir das mal. Der Schlaf wäre bzw. will einfach nicht zu mir kommen. Also bin ich mal wieder auf Instagram.
So viele Vorschläge für Seiten, die ich mir genauer ansehen könnte. Doch ich scrolle einfach weiter. Es gibt einfach gerade nichts, was mein Interesse wecken könnte. Trotzdem verbringe ich meine Zeit hier, in zahllosen Bildern von Menschen, welche von Sekunde zu Sekunde immer mehr werden. Manche sind im Urlaub, posten Sprüche, thematisieren eine bestimmte Sache und vieles weiteres. Dennoch fühlt es sich an, als wäre ich ganz allein in diesem Netzwerk.
Es ist ein Problem in der ganzen Welt. Es ist als würde man ein Liebeslied wiederholt abspielen. Doch es bewegt mein Herz nicht, bringt mich nicht dazu Emotionen auszuschütten. Alles ist gleich. Außer jetzt in diesem Moment. Denn in dieser Nacht schwirren tausende von Gedanken in meinem Kopf herum.
Es ist kompliziert, da sich so vieles ändert. Dabei wird es auch in den nächsten Jahren bleiben. Wie alle sagen würden, dass ist im Trend. Ich möchte es nicht tun, diese verdammte Informationen über mich preisgeben. Muss ich das? Muss jeder alles über einen wissen und all dies anschließend kommentieren? Meiner Meinung ist das definitiv ein Problem. In diesen Tagen ist das Wissen über andere, die größte Macht, die es gibt. Doch insgeheim, fühlt sich miserabel an.
Und wie die Zeit vergeht. Sekunden fliegen an einem vorbei, so wie die Zugvögel, die nach Richtung Süden fliegen. Oder bin ich die einzige, der es so vorkommt?
Alle gehen raus, gehen feiern und haben Spaß. Aber ich? Ich starre jeden Tag aus meinem Fenster, stelle mir vor wie es wohl sein mag, wie die anderen zu sein. Dennoch stellt sich mir die Frage warum ich mich nicht einfach anschließe? Um ehrlich zu sein, ich weiß es selbst nicht. Ich will nicht feiern gehen, keinen Film anschauen. Ich komme mir vor wie ein Soziopath. Aber was gibt es sonst noch zu tun? Lassen wir uns überraschen. Eigentlich werde ich wahrscheinlich sowieso wieder in unserer Nachbarschaft enden.
Alles fühlt sich nur leer an. Als wäre ein Loch in mir, was alles in sich aufnimmt, was ihm in den Weg kommt. Es scheint, dass niemand diese Leere auffüllen kann, selbst wenn er sein Leben dafür geben würde. Das Loch wird mit jeder vergehenden Sekunde größer und am Ende wird es mich verschlingen. Ich versinke sozusagen in einem Ozean der Einsamkeit und Leere.
Jede Nacht.
Verschwende ich meine Zeit, indem ich in sozialen Medien surfe.
Wie beispielsweise auf Instagram.
Einsamkeit, eine Abgeschiedenheit von Menschen, welche sich auch auf die Psyche auswirken kann. War es etwa immer schon so schlimm, dass ich dieses Gefühl verspürt habe? Nein, niemals! Hier leben die Leute in einer anderen Welt, eine Welt, die sich von meiner ziemlich unterscheidet. Es ist doch natürlich sich von anderen zu unterscheiden oder nicht? Sollen wir etwa alle gleich sein? Nur auf Grund des Trends oder des Gruppenzwangs? So wie es aussieht sollen wir es anscheinend.
Es ist nutzlos etwas zu posten, wenn keiner meine Nachricht versteht. Keiner kann sich in meine Gefühle hineinversetzen. Ich verstecke sie in einer Nachricht, die wahrscheinlich nicht jeder entziffern kann. Dennoch ist es einen Versuch wert und ich befinde mich wieder auf dieser Plattform und versuche mit ihnen zu kommunizieren. Trotzdem kann ich mich nicht dazu überwinden, etwas zu sagen, wie es mir beispielsweise geht? Warum kann ich es nicht? Eigentlich dürfte es doch kein Problem sein oder nicht? Egal, wie lange überlege, ändern wird daran nichts.
Und wie bereits in jeder Nacht, stelle ich mir diese Fragen und denke über jene Dinge nach.
Und mal wieder verbringe ich hier, meine Zeit auf Instagram.
