12 - Einsturz

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You asked me how I feel, I said nothing

„Das Gebäude stürzt noch ein", lachte ich während Ethan mich die Stufen nach oben schob.

„Mach dir keine Sorgen", lachte er.

Oben angekommen sah ich mich um. Die Fenster waren eingeworfen worden, Graffiti zierte die Wände und in einem Zimmer lag ein Stück vom Dach.

„Was wolltest du mir zeigen?", fragte ich und drehte mich zu ihm.

Ethan sah zu mir: „Das war mein Zimmer."

Er nickte zu einer angelehnten Tür.

„Falls man das Zimmer nennen konnte. Es war nur ein Bett", erzählte er.

Ethan lehnte sich an die Wand während ich die Tür aufschob. Ich sah mich in dem fast leeren Raum um. Tatsächlich stand da nur ein Bett.

„Viel mir steht in deinem jetzigen Zimmer auch nicht", nuschelte ich.

„Ich weiß", murmelte er.

Er stieß sich von der Wand ab, nahm meine Hand und ging vor in ein anderes Zimmer. Kaputte Spielsachen flogen auf dem Boden rum, ein Bett und ein Kleiderschrank standen an den Wänden. Am Fenster hingen hellblaue Vorhänge. Ethan sah sich im Zimmer um und seufzte.

„Das Zimmer von deinem Bruder?", flüsterte ich.

Mit beiden Händen hielt ich seine und lehnte mich etwas an ihn. Auch ich sah ins Zimmer, bemerkte aber Ethan's Nicken.

„Ich hätte öfter herkommen sollen, die Wände sind beschmiert", murmelte er zu sich selbst.

„Früher oder später werden sie alle beschmiert", seufzte ich leise.

Er sah mich mit seinen blauen Augen an und ich sah zu ihm hoch. Ein kurzer Moment der Stille, dann brach was von der Decke ab. Erschrocken zuckte ich zusammen und drückte mich gegen ihn. Mit einem leichten Grinsen legte er seinen Arm um mich.

„Du wirst hier schon nicht drauf gehen", versicherte er.

„Ach nein? Ich hätte fast die Decke auf den Kopf bekommen", gab ich zurück.

Ethan lachte und sah zu den Deckenteilen die eben noch runtergefallen waren und dann zurück zu mir.

„Dir ist bewusste das die Decke in dem Zimmer dahinten abgebrochen ist oder?"

Jetzt sah ich zu dem Zimmer und nuschelte ein leises „Nein". Ethan schüttelte grinsend den Kopf und sah zu mir runter. Mit der einen Hand strich er mir eine Haarsträhne hinters Ohr, die andere hatte er noch an meinem Rücken. Er beugte sich etwas zu mir runter und schon lagen seine Lippen auf meinen.

Wieso fühlte sich jeder Kuss von Ethan so an? Für wenige Sekunden schien die Welt stehen zu bleiben, jedes Mal. Ein kribbeln durchzog meinen Körper und ich wünschte der Moment würde wirklich ewig dauern. Nur wurde mein Wunsch nicht erfüllt.

Ein Knallen, darauf folgte ein zweites und drittes und dann wurde klar, das waren Schüsse.

Ethan sah aus dem Fenster und zog mich dann mit sich in den Flur. Es flogen Kugeln ins Gebäude und der schon zerbrochene Spiegel zerbrach noch weiter. Eine Männerstimme fragte ob jemand im Haus sei, darauf folgten weitere Schüsse.

Das kribbeln war verschwunden. Mein Körper zitterte und mein Herz raste. Ich hatte nichts zu verlieren, meinen Tod würde niemanden interessieren. Liam würde es bestimmt nicht stören. Und doch stand ich dort im Flur neben Ethan. So wie wir aussahen würde uns niemand glauben das wir hier wohnten, im Gegenteil.

„Spiel mit", nuschelte die Männerstimme neben mir.

Verwirrt nickte ich. Seine Hand rutschte meinen Arm hoch und sein Griff verstärkte sich etwas. Er zog mich mit sich raus und sah zu den Männern mit den Gewehren in den Händen.

„Sie ist abgehauen. Hab sie gefunden, ich bring sie nach Hause", kam es von Ethan.

Bis auf einen verschwanden die Männer in den Van's die quer auf der Straße standen. Der letzte kam zu uns.

„Woher kommen die Zettel am schwarzen Brett?", fragte der Mann.

Er war Anfang 40, bis auf die braunen Augen konnte man nicht viel erkennen. Der Mann musterte uns beide misstrauisch.

„Woher soll ich das wissen? Ein Kumpel hat mich angerufen ich soll die Kleine finden, alles andere interessiert mich nicht", antwortete Ethan genervt.

Ich sah den Mann an der mich ein zweites Mal musterte.

„Zu wem gehört sie?", fragte er.

„Dem Sohn vom Boss."

Der Mann nickte und ging ebenfalls zu seinem Van zurück. Als dieser außer Sichtweite war ließ Ethan mich los.

„Die werden rausfinden das wir hier waren oder?", fragte ich leise.

Ethan sah zu mir: „Kleines das wissen die schon."

~~~

Ich saß im Büro, neben mir Will. Liam lief im Raum auf und ab und Ethan stand, wie ein Soldat vor dem Palast der Queen, stumm da und wartete.

„Was habt ihr da gemacht?", fragte mich Will so leise das der aufgebrachte Liam es nicht mitbekam.

Ohne seine Frage wirklich zu hören zuckte ich mit den Schultern. Alles was wirklich ankam war Liam's fluchen.

Da saß ich also, allein mit drei Jungs, von denen zwei wussten was ich vor hatte, und wartete auf mein Urteil. Um genau zu sein warteten wir alle darauf, denn Liam's Dad hatte uns alle vier in sein Büro bestellt noch bevor Ethan und ich überhaupt hier ankamen.

Die Tür ging auf und Mr. Bourne kam in den Raum. Er betrachtete das Bild was sich ihm bot. Ein in schwarz gekleideter Mann voller Tattoos, der sich sein Mitarbeiter nannte, sein Sohn der genervt durch das Zimmer lief und endlich stehen blieb als sich die Tür öffnete, der beste Freund besagten Sohns der sich im Sessel zur Tür drehte und ich. Die kurz zu ihm sah, sich dann wieder zurück lehnte und aus dem riesigen Fenster die Wand vom Stripclub betrachtete.

Mr. Bourne's Schritte waren das einzige was man hörte, er ging um seinen großen Schreibtisch und setzte sich auf den Stuhl. Zurückgelehnt sah er nochmal zu den vier jungen Erwachsenen vor sich.

„Wollt ihr mir das erklären oder soll ich das übernehmen?", fragte er ruhig.

Seine Stimme war tief und die Ruhe darin bereitete mir eine Gänsehaut. Keine Gute, eine die eher Unwohlsein ausdrückte. Seine dunklen Augen musterten mich und es schien als würde er darauf warten das ich als erste sprach, jedoch war es Liam der als ersten sprach und was er sagte könnte nicht nur mir den Kopf kosten.

Hope. || Abgeschlossen Where stories live. Discover now