Ich dachte an all die perfekten Mädchen auf meiner Schule, die natürlich alle im Cheerleaderteam waren, mit ihrer zum kotzen perfekten Figur, ihren immer gut sitzenden Haaren und ihren mit einer Tonne Make-up zu geklatschten Gesicht. Nicht zu vergessen natürlich ihre überaus abstoßende Art sich an jeden einigermaßen gut aussehenden Jungen ran zu schmeißen und ihren falschen Charakteren. Trotzdem hätte ich wenigstens von den guten Dingen, die sie aufwiesen ein Stück ab. 

Ich seufzte leise und blickte dann zu Noah, der mich fragend anblickte. 

"Wieso bin ich nicht auch so perfekt wie die anderen Mädchen auf unserer Schule?", wollte ich eingeknickt von ihm wissen. Ich schämte mich nicht vor ihm für diese Frage. Er kannte so ziemlich jedes meiner Geheimnisse, wusste über meine größten Träume bescheid und trotz all meiner Ecken und kannten stand er zu mir und verteidigte mich schon das ein oder andere Mal vor den Beliebten, wenn sie meinten über mein Aussehen zu lästern zu müssen. 

"Du bist perfekt so wie du bist!", meinte er mit nachdrücklicher Stimme und warf sich nun neben mich auf sein Bett. Ich lächelte ihn dankbar an, meine Zweifel blieben aber bestehen. So sehr ich auch wollte, etwas ändern konnte ich sowieso nicht. Mir fehlte einfach die Motivation verschiedene Sportprogramme oder Diäten durch zuziehen und selbst wenn ich es schaffte, blieben immer noch meine Brille sowie die Zahnspange.

Noah schnappte sich neben mir die Fernbedienung und schaltete den kleinen Fernseher an, welcher gegenüber von seinem Bett stand. Er schaltete durch die Programme und blieb dann schlussendlich bei einem Film stehen, der grade anfing. Er lehnte sich an das Kopfteil seines Bettes und zog mich dann ebenfalls hoch. 

Ich legte meinen Kopf auf seine Brust und obwohl der Film lief, achtete keiner von uns beiden wirklich darauf. Wir hingen beide unseren Gedanken nach und das Schweigen, in welches wir uns hüllten war keinesfalls unangenehm, sonder gab mir einfach das Gefühl von Geborgenheit, welches ich immer hatte, wenn mein bester Freund in meiner Nähe war. Bei ihm konnte ich einfach ich selbst sein, denn genauso fand er mich gut. 

Die Tür seines Zimmers ging auf und seine Mutter stand im Türrahmen.

"Hast du etwa noch nicht gepackt? Noah du weißt doch, dass du morgen schon weg musst!", regte sich seine Mutter auf. 

Ich merkte, wie Noah sich unter mir versteifte und leise zischte: "Danke Mom, ich packe später, könntest du jetzt gehen?"

"Hast du es Abigail etwa noch nicht gesagt?", wollte seine Mutter wissen.

"Was hast du mir nicht gesagt?", mischte ich mich nun auch in das Gespräch ein.

"Mom, wir würden jetzt gerne den Film weiter gucken!", meinte Noah mit angesäuerter Stimme.

Seine Mutter schien den Wink zu verstehen und verließ eilig das Zimmer. Ich erhob mich von Noahs Brust und blickte ihn mit ernster Miene an. 

"Wohin musst du? Wie lange und wann zum Teufel hattest du vor mir davon zu erzählen oder besser noch, wolltest du mir überhaupt davon erzählen?", meckerte ich ihn an.

"Ich habe ein Stipendium von einem Sportinternat bekommen... Das ist meine Chance meinem großen Traum ein Stück näher zu kommen und professioneller Footballspieler zu werden, verstehst du Abi?", erklärte er, während er versuchte mich in den Arm zu nehmen, da mir Tränen über die Wangen rollten. Ich jedoch wich zurück und stellte mich neben das Bett.

"Und warum hast du mir davon nichts erzählt? Ich dachte wir wären f*cking beste Freunde?! Wieso musste ich es so erfahren?", schrie ich ihn unter Tränen an.

"Ich dachte, dass du es nicht verstehen würdest und dass du mich dazu überreden wollen würdest hier zu bleiben...", antwortete er mir, während er auf seine Hände blickte.

"Wow... Das ist verletzend Noah... Hab ich dir jemals das Gefühl gegeben, dass ich dich in deinen Träumen nicht unterstütze? Hab ich irgendwann in unserer zwölfjährigen Freundschaft meine eigenen Bedürfnisse vor deine gestellt? Nein, verdammte scheiße nochmal! Ich habe dich immer unterstützt und dir gesagt, wie toll und gut du bist! Ich habe dir nie einen Grund dafür gegeben, dass du jetzt denkst, ich würde in solch einer Situation egoistisch reagieren. Wieso vertraust du mir nicht?", schrie ich ihn an und ich merkte, wie meine Stimme zum Ende hin leiser wurde und meine Worte in ein leises Schluchzen untergingen. 

Ich blickte Noah noch einmal an, dann ging ich durch seine Zimmertür und meinte, mit dem Rücken zu ihm: "Wenn du mir wieder vertraust kannst du dich ja vielleicht ja mal bei mir melden...". 


Am nächsten Tag saß ich zuhause in meinem Zimmer und starrte Löcher in die Wand. Ich hatte meiner Mutter gesagt, dass ich mich nicht gut fühlte und aufgrund meiner geschwollenen Augen war dies auch nicht schwer zu verkaufen gewesen. Gegen Mittag hörte ich, wie nebenan die Haustür geöffnet und kurz darauf Autotüren geöffnet wurden. Ich blickte durch mein Fenster, welches zum Nachbarhaus gerichtet war und sah, wie Noah und seine Eltern mehrere Koffer in das Auto packten. Ich entfernte mich schnell vom Fenster, als Noah zu mir hochblickte. Dennoch hatte ich seinen traurigen Blick sehen können. 

Mir rollten erneut Tränen über meine Wangen und ich musste ein Aufschluchzen unterdrücken, als ich hörte, wie der Motor des Autos anging und es sich immer weiter entfernte. 

Mein Handy vermeldete mir, dass eine neue Nachricht eingetroffen war. Ich blickte auf jenes drauf und konnte sehen, dass Noah mir etwas geschrieben hatte.

Es tut mir leid! 

Und obwohl sich jeder Andere über eine Entschuldigung freuen würde, konnte diese nicht mein Herz reparieren, welches mit Noahs Abreise in tausend Stücke zersprungen war.



(1610 Wörter)




Well known stranger (abgebrochen)Donde viven las historias. Descúbrelo ahora