Chapter 1

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Ich stand im Schulflur und starrte ihn an. Beobachtete, wie er mit all den Leuten, die um ihn herum standen, rum flachste und fragte mich, ob er mich vergessen hatte. Die Freundschaft vergessen hatte, die wahrscheinlich tiefer ging, als alle Freundschaften auf dieser Welt. Eine Freundschaft, die wegen ihm beendet wurde und eingegangen war. Wie es wohl weiter gegangen wäre, wenn nicht dieser eine Tag gewesen wäre, ob wir immer noch beste Freunde und unzertrennlich wären? Ich wusste es nicht, aber Eins war mir klarer als sonst etwas: Ich hatte mich in ihn verliebt. Meinen Ex besten Freund, den ich jetzt wohl well known stranger nennen konnte. 

4 Jahre zuvor

Komm vorbei, wir müssen reden!

Mehr stand nicht in der SMS, die Noah mir vor ein paar Minuten geschickt hatte. Ich schlüpfte schnell in meine bereits ausgelatschten Chucks und zog mir kurz eine dünne Bomberjacke über.

"Ich bin kurz noch bei Noah!", rief ich meiner Mutter zu, welche in der Küche saß und sie nickte mir nur zu, erklärte mir jedoch noch, dass ich mich beeilen sollte, da morgen ja Schule sei und ich sonst nicht genug Schlaf bekommen würde, die übliche Elternrede halt. Ich verdrehte nur kurz die Augen, schnappte mir meinen Haustürschlüssel und verließ unser Grundstück in Richtung Nachbarhaus. Ich betrat das benachbarte Grundstück und klingelte mit einem breiten Grinsen an der Tür.  

Mein bester Freund öffnete mir mit ernster Miene die Tür. Ich ging, immer noch grinsend, auf Noah zu und wollte ihn in eine Umarmung ziehen, er jedoch trat schnell einen Schritt zurück und nun zogen sich auch meine Mundwinkel langsam nach unten. 

"Was ist los Großer?", fragte ich mit besorgter Miene nach und er schüttelte kurz den Kopf, als ob er mit den Gedanken ganz woanders war und zog mich schlussendlich doch noch in eine meiner heiß geliebten Umarmungen. 

"Nichts Kleine!", meinte er fröhlich, doch ich konnte in seinen Augen sehen, dass er mit seinen Gedanken immer noch ganz woanders war. Nun war ich an der Reihe ihn mit ernster Miene an zu blicken.

"Noah, wie lange kennen wir uns jetzt schon?", fragte ich ihn nur mit gerunzelter Stirn.

"Seit wir zwei sind, also dieses Jahr 12 Jahre, wieso?", meinte er nur schulterzuckend.

"Wieso glaubst du immer noch, dass du mir einfach so etwas vorspielen könntest? Ich kenne dich besser als alle deine Freunde, vielleicht sogar besser, als deine Eltern, also warum lügst du mich an?", klagte ich ihn an.

"Es ist wirklich nichts Abi!", meinte er und versuchte so viel Überzeugungskraft wie möglich in seine Stimme zu legen.

"Okay, wenn du meinst...", stimmte ich ihm schulterzuckend zu, wirklich abkaufen tat ich ihm es aber trotzdem nicht.

Er nahm nur schweigend meine Hand und zog mich schnell am Wohnzimmer, sowie an der Küche vorbei. Die Falten auf meiner Stirn vertieften sich, dennoch folgte ich Noah in die obere Etage, wo sich auch sein Zimmer befand. 

Kaum dort angekommen warf ich mich auf sein Bett, rollte mich auf den Bauch und stützte mich mit meinen Armen ab, so dass ich ihn angucken konnte. Seine braunen Haare, die wie immer verwuschelt waren und genauso lagen, wie er sie nicht haben wollte, sahen trotzdem perfekt gestylt aus und seine dunkel grünen Augen musterten mich eindringlich. Außerdem überragte er mich um einen Kopf, was bei meinen 1,65m auch nicht grade schwierig war, die Hälfte meiner Schule überragte mich. 

Im Gegensatz zu mir, hatte er nicht die Last eine Brille tragen zu müssen und immer wegen dem schrecklichen Gestell geärgert zu werden. Generell war ich eher das kleine Mauerblümchen neben ihm. Er war ein geschätztes Mitglied der Footballmannschaft an unserer Schule und ich eigentlich immer nur sein Anhängsel, egal wo er hinging. Um von selbst bei den Beliebten sitzen zu dürfen, war ich wohl einfach nicht hübsch genug. Man sah an meiner Figur sehr stark, dass ich das gute Essen meiner Großmutter liebte und neben meiner Brille mit dem abgrundtief hässlichen Gestell musste ich auch noch eine Zahnspange tragen. Trotzdem hatte ich, wenn man das sagen kann, ohne eingebildet zu wirken, ein relativ schönes Gesicht, welches von blonden Locken umrahmt wurde und wenn ich meine Brille nicht trug, kamen auch meine Eisblauen Augen gut zur Geltung.

Well known stranger (abgebrochen)Where stories live. Discover now