Prolog

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Eine dunkle, unheimliche Nacht. Mit vorsichtigen Schritten geht das Mädchen durch die Flure der verlassenen Stadtvilla. Dabei weht ihr langes blutrotes Haar im Wind der Zugluft hinter ihr her.

In der Luft liegt der süßliche Geruch von Tod und Verwesung. In dieser Nacht hatte sie nicht mehr viel tun können außer die Überreste zu beseitigen. In den meisten Räumen findet sie nur noch Leichen vor, meistens Nichtmahl mehr genug um es als solche bezeichnen zu können.

In einem der höheren Stockwerke wird sie jedoch auf etwas aufmerksam.

Ihre smaragdgrünen Augen weiten sich als sie am anderen Ende eines Raumes einen Körper am Boden ausmachen kann. Im Gegensatz zu all den Anderen scheint er noch überhaupt nicht verwest zu sein, lange ist er bestimmt noch nicht tot.

Das Mädchen geht zu ihm hinüber und davor in die Hocke.

Vor ihr liegt der Körper eines jungen Mannes, seine Kleidung ist zerrissen und der ist überall mit schnitt und schürf-Wunden übersät.

Sein silbernes Haar hängt ihm blutverschmiert ins Gesicht.

Einer Eingebung folgend zieht sie seine Oberlippe etwas nach oben, welche sogleich spitze Fangzähne entblößt.

Sie seufzt »Na klasse, ein Vampir.« und da er noch nicht zerfallen ist bedeutet das dass er noch lebt.

Eigentlich müsste sie kurzen Prozess machen und ihm einfach ihren Dolch ins Herz jagen doch irgendetwas lässt sie zögern. Sie ist neugierig. Dieses Haus und seine Bewohner wurden vor ein paar Nächten von einigen ziemlich üblen, nicht mehr ganz lebendigen, Gestalten förmlich überrannt. Wie in drei Teufels Namen kommt ein Vampir hier her?

Seinen Verletzungen zufolge hatte er sich wohl einen ziemlichen Kampf geliefert. Vermutlich mit Gouls, vielleicht auch schlimmeren.

Sie stupst den Mann mit dem Finger immer wieder gegen die Stirn bis sich dieser wieder zu regen beginnt. Er zieht den Kopf etwas zurück. Das Mädchen hört auf ihn zu stupsen, sieht zu wie seine Lieder zu flackern beginnen und er schließlich zögernd die Augen öffnet.

Seine Augen sind von leuchtend eisblauer Farbe, wie klischeehaft.

Er sieht verwirrt zu dem Mädchen, welches noch immer vor ihm kniet, hinauf.

»Versuch lieber nicht dich zu bewegen sonst verteilt sich das Gift nur noch schneller.« sagt sie ohne die geringste Gemütsregung. Der Vampir rührt sich nicht, nickt nicht einmal, dafür spiegelt sich in seinen Augen neben der unausgesprochenen frage auch der Schmerz den er zweifelsfrei gerade verspüren muss.

Als er den Kopf eben herum drehte hatte sie eine große Fleischwunde an seinem Hals entdeckt. Es sieht aus als hätte ihm etwas ein ziemliches Stück heraus gerissen und von der wunde ausgehend heben sich die Adern schwarz von der sonst hellen haut ab.

»Das wird ein langsamer Tod und ein ziemlich schmerzhafter noch dazu.« stellt sie trocken fest. »Was hast du hier gemacht?«

Der Mann bewegt die Lippen, doch seine Antwort ist zu leise als dass sie etwas verstehen könnte. Er muss sich mehrere male wiederholen ehe sie aus seinen Lippenbewegungen schlau wird.

Sie schüttelt den Kopf.

»Niemand hat überlebt aber dafür ist von den Ungeheuern auch nichts mehr übrig. Was eine verdammte Drecksarbeit das kann ich dir flüstern!«

Der Vampir sieht erleichtert aus.

Eine Weile betrachtet das Mädchen ihn stumm. Dann fragt sie ob sie ihn erlösen solle, das würde ihm einige Stunden Qualen ersparen. Zu ihrer Überraschung schüttelt er den Kopf, zumindest soweit es ihm möglich ist.

The Black Witch ( Alte fassung)Where stories live. Discover now