✿ Nine ✿

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                               Parker's Sicht
Ein leises Klopfen an der Tür, die zu meinem neuen Zimmer führte,  ließ mich aus meinen Gedanken hochschrecken. Ich saß auf dem alten Bett, dass unter meinem Gewicht knarzend nachgab. Meinen Kopf hatte ich in meinen Händen vergraben. Meine Ellenbogen lagen auf meinen Knien an, sodass ich vorne über gebeugt auf das dunkle Holz sah, dass sich unter mir befand und in ganzen Zimmer den Boden bedeckte.

Ohne auf eine Antwort meinerseits zu warten, öffnete sich die Tür. Ein seufzend drang an meine Ohren. Daniel, Flowers Vater. Ich erkannte ihn sofort. Seine Schritte glitten schwer durch den Raum, bis sie schließlich neben mir stehen blieben. Er schien sich nicht mehr zu rühren, genauso wenig wie ich es vorhatte, mich auch nur einen Zentimeter zu bewegen.

Nach einer kurzen Zeit der Stille, die mir vorkamen wie eine nicht enden wollende Ewigkeit, sackte die Matratze noch ein Stück nach unten. Eine Hand legte sich behutsam auf meine Schulter.

„Parker?",fragte er vorsichtig wobei ich den leichten Beiklang von Mitgefühl und sorge in seiner Stimme vernahm.

„Mir geht es gut.", versuchte ich ihn schnellstmöglich abzuspeisen und rückte ein Stück weit, in die andere Richtung. Meine Schuhe hinterließen dabei eine feuchte Spur auf der glänzenden Oberfläche des Parketts.

„Falls du mit irgendwem darüber reden möchtest, musst du nur zu mir kommen.", es war ein Angebot das ich niemals annehmen würde und dennoch gab ich ein schwaches nicken von mir, damit er sich endlich zufrieden gab.

„Daphne ist auch da, genauso wie Flower. Du bist nicht mehr alleine.", setzte er wieder an, doch den Rest nahm ich nicht mehr wahr, weil ich auf Durchzug schaltete.

Ja, für den Moment mochte das stimmen, für einen kurzen Moment wenigstens, doch wie lange würde es anhalten?

Mich beschlich der Gedanke, dass er das vielleicht nur tat, um besser da zu stehen. Ich meine, wieso sollte er freiwillig einen kriminellen bei sich wohnen lassen? Schon bei dem Gedanken, dass ich so etwas machen würde, wenn ich eine Tochter hätte, stieg mir die Galle hoch.

Also fragte ich," Wieso?", und unterbrach ihn so in seinem Redefluss, sodass es zuerst wieder still wurde, bis er sich wieder gefasst hatte.

„Was meinst du mit ‚wieso'?", setzte er wieder an. Etwas raschelte, als er sich weiter zurück auf das Bett gleiten ließ.

Ich richtete mich ein Stück auf, sodass seine braunen Augen auf meine trafen.

„Wieso tuen sie das für mich?", fragte ich ihn trocken.

Er seufzte, rieb sich einmal über sein Gesicht und schien zu überlegen.

„Vor ungefähr eineinhalb Jahren starb mein Partner bei einer Schießerei, er bat mich, auf seinen Sohn aufzupassen, der nun alleine dastand. Vorerst hatte seine Tante sich um ihn gekümmert, doch als er mehr um mehr in kriminelle Machenschaften geriet und schlussendlich sich vor einem Richter verantworten musste, habe ich ihn aufgenommen. Es war ein Deal, der gleiche den ich mit dir eingegangen bin und du mit mir. Du arbeitest für uns - dass war dein Preis. Meiner ist es, dich im Auge zu behalten und mich um dich zu kümmern.", er atmete einmal tief durch, seine Augen hatten einen Verdächtigen Glanz angenommen.

„Was ist mit ihm passiert?", fragte ich ihn fast zögerlich, wobei ich meine Hände auf meine Knie legte, um das nervöse zittern zu unterdrücken, dass sich vorhin in mich eingenistet hatte.

„Er starb vor einem halben Jahr.", war alles was er dazu antwortete. Fast abwesend atmete er ein und aus und wiederholte es, während sein Blick auf meinen Händen ruhte.

Ich wusste nicht, was ich drauf hätte antworten können - oder müssen. Ich hätte etwas sagen sollen ja, doch mir fielen keine Worte ein, die ich hätte aussprechen können - nichts was in diese skurrile Situation hätte passen können. Nicht was es hätte ändern können. Also ließ ich es.

„Deine Eltern leben in Virginia und vielleicht brauchst du ja nur eine helfende Hand, die dir den richtigen Weg weist.", meinte er dann noch , es war kaum mehr als ein flüstern, dennoch löste es etwas in mir aus.

Er wollte mir helfen, was ich ja verstehen konnte. Aber wie konnte er auch nur eine Sekunde daran glauben, dass ich zu meinen Eltern zurückkehren würde? Das war absurd; kaum denkbar. Und dabei konnte ich an nichts anderes mehr denken, als mit seiner Tochter ins Bett zu steigen.

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A/N
Was denkt ihr ? :D
-Blue

The thing called loveWhere stories live. Discover now