8.Kapitel

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Seine hagere Gestalt erschien im Türrahmen und ich als ich in sein Gesicht blickte, erkannte ich tiefblaue Augenringe, die durch die Blässe seines Gesichts nur noch mehr hervortraten.

Anfangs schien er noch verwirrt, doch als er mein Gesicht erblickte, verzog sich sein Mund zu einem schiefen Lächeln. Und obwohl es gezwungen wirkte, war es der schönste Anblick seit Tagen.

„Was tust du denn hier?", fragte er mich überrascht und als ich seine kraftlose Stimme wahrnahm, zog es schmerzhaft in meinem Bauch.

„Ich....ich wollte sehen wie es dir geht", antwortete ich vorsichtig.

Er nickte zögernd und bat mich hinein.

Ich ging ihm voraus ins Wohnzimmer, das Licht brannte, war jedoch gedimmt.

Der Fernseher war eingeschaltet aber auf stumm geschaltet, auf dem Wohnzimmertisch standen einige Tablettenverpackungen, daneben eine fast leere Flasche Bourbon und ein halbvoll gefülltes Glas.

„Alkohol und Schmerztabletten?", fragte ich mit einem belustigten Unterton in der Stimme, doch etwas Besorgnis schwang mit. Er lachte , doch es war ein freudloses,verbittertes Lachen, es erreichte seine Augen nicht.

„Wie geht es dir?"

„ Den Umständen entsprechend", antwortete er vage.

„Sei ehrlich zu mir."

„Wie redest du eigentlich mit mir?Ich bin dein Lehrer!", sagte er genervt und ich sah ihn ,schockiert von seinen harschen Worten, an.

„Tut..tut mir leid, ich bin ziemlich müde. Es sind nur Kinkerlitzchen, Kopfschmerzen, Übelkeit, nichts Dramatisches."

„Dramatisch genug um Tage von der Arbeit wegzubleiben?"

„Bist du gekommen um mir eine Standpauke zu halten?"

„Du bist betrunken."

„Und du eine Schülerin, meine Schülerin, die nach ihrem Lehrer sieht, weil er drei Tage nicht in der Schule war."

Touché.

„Leg dich wieder hin, ich mache dir etwas zu essen."  Er wollte protestieren, nickte dann aber ergeben und ich ging in die Küche. Ich kannte mich bei ihm nicht sonderlich aus und so durchstöberte ich zuerst alle Regale um etwas Essbares zu finden.

Ich setzte Wasser auf und holte eine Packung Nudeln aus einem Schrank.  Als die Suppe fertig war, holte ich einen Teller aus dem Regal. Ich ging wieder ins Wohnzimmer wo er auf dem Sofa lag und schlief. Er wirkte um Jahre gealtert und in dem Licht sah seine Haut aschfahl aus. Seine Stirn glänzte, vermutlich hatte er Fieber. Am liebsten würde ich mich zu ihm hinsetzen und einfach bei ihm sein. Ich riss mich aus meinen Gedanken und räumte den Wohnzimmertisch ab. Ich sah mir die Tabletten an die er dort stehen hatte. Aspirin, Ibuprofen, Morphin..

Morphin? Wo hatte er den Morphin her?

Ich drängte die Gedanken zur Seite und  stellte die Tabletten und den Alkohol in die Küche und trug die heiße Suppe ins Wohnzimmer. Dann nahm ich einen Eisbeutel aus dem Gefrierschrank und setzte mich zu ihm auf die Couch. Ich hielt ihm den kühlen Beutel an die Stirn und plötzlich zuckte er hoch und ergriff fest mein Handgelenk. Ich spannte ruckartig meinen Körper an, aber als er bemerkte was er tat, lockerte sich sein Griff und er setzte sich auf.

„Das.. das tut mir leid", meinte er mit erschrockenem Blick.

„Kein Ding", antwortete ich leise.

Er gab seinen Widerstand auf und so ruhte meine Hand nur einige Millimeter von seiner Stirn entfernt.

Auch wenn dieser Moment alles andere als romantisch war, tobten die Schmetterlinge wie verrückt in meinem Bauch als er mich kurz mit einem Blick bedachte.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 16, 2018 ⏰

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Lehrer liebt man nicht...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt