7.Kapitel

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Dann drehte ich mich um und ging auf mein Haus zu. In der Zufahrt zu unserem Haus stand ein schwarzer Wagen den ich noch nie gesehen hatte. Die Tür war einen Spalt breit offen und mit einem mulmigen Gefühl imBauch trat ich ein. „Mom?", rief ich in die Stille des Hauses hinein. Keine Antwort. Ich rannte hoch in ihr Schlafzimmer. Langsam öffnete ich die Tür. Meine Mutter und ein mir unbekannter Kerl lagen in ihrem Bett und schliefen. Angewidert schloss ich die Tür wieder.


Sie wusste doch dass ich heute heimkommen würde. Ich hatte sie so lange schon nicht mehr gesehen und sie hatte mich auch noch angelogen was ihre Geschäftsreise betraf, also warum machte sie das? Genervt ging ich in die Küche und holte mir etwas zu trinken und klapperte vielleicht etwas lauter als nötig mit dem Geschirr. Als ich fertig war hörte ich sie die Treppe herunterkommen. Der Mann neben ihr hatte einen langen Stock, vermutlich den Stiel unseres Besens in der Hand. Als meine Mutter mich erblickte schlug sie sich die Hand vor den Mund. „Nimm den Besen runter Martin, das ist nur meine Tochter", sagte sie zu ihrem Begleiter.

„Liebes, was machst du denn hier? Du solltest doch erst morgen zuhause sein", fragte sie mich.

Mir hatte es die Sprache verschlagen, trotzdem versuchte ich einen normalen Satz herauszubekommen. „Nein.. heute sind wir zurückgekommen.Das Infoblatt würde übrigens am Kühlschrank hängen."  Sie schenkte mir einen Blick, der vermutlich heißen sollte : „Benimm dich bitte einmal in deinem Leben."

„Na dann, möchtest du etwas essen?", fragte ihr Begleiter mich und ich nickte zögernd. Er bestellte dann kurzerhand chinesisches Essen und als meine Mutter und ich in der Küche waren um Teller herzurichten platzte es aus mir heraus.

„Wer zur Hölle ist das Mom? Und ganz nebenbei, ich habe diesen Zettel vom Arbeitsamt gesehen. Ich dachte du bist wegen der Arbeit zurückgekommen?"

Erwartungsvoll schaute ich sie an. „Langsam, langsam , und bitte nicht so laut. Also der Mann im Esszimmer ist mein Boss. Als ich zurückkam wurde die Stelle schon anderweitig besetzt und er hat sich sehr eingesetzt das ich eine andere Stelle bekam und wir waren uns sehr sympathisch und das eine führte zum Anderen..Als er dann auf Geschäftsreise fuhr bot er mir die Stelle seiner Assistentin an und ich habe zugegriffen", leicht beschämt sah sie mich an und ich wusste nicht recht was ich darauf erwidern sollte. Er war der Erste mit dem meine Mutter was hatte, seit mein Dad ums Leben gekommen war. Aber sie schien glücklich und das war mir wichtig und auch meinem Dad wäre das vermutlich wichtig gewesen.

Wir aßen und danach verzog ich mich in mein Zimmer um auszupacken.

Unter dem Auspacken fiel mir ein Bild entgegen, es zeigt mich mit Lissa und Claire in der Bar in Spanien. Ana hatte das Bild mit einer Sofortkamera geschossen und ich hatte es in die Tasche meiner Weste gesteckt. Vor meinen Augen liefen die Szenen des Abends noch einmal ab. Was hätte ich getan wenn Brandon nicht gekommen wäre? Wie weit wären sie gegangen? Oder was wäre gewesen wenn ich gar nicht mit ihm nach draußen gegangen wäre? Langsam schweiften meine Gedanken zu Brandon ab.

Er sah gar nicht aus wie ich mir meinen Freund einmal vorgestellt hatte. Er war alt, nur etwas jünger als meine Mutter. Ich hatte ihn mir anders ausgemalt, vielleicht längere Haare und romantischer.

Mein Freund? Was war er überhaupt für mich? Was war ich für ihn?

Ich kannte ihn erst seit einigen Wochen und war schon weiter mit ihm gegangen als mit jemals mit wem anderen. Doch sein Verhalten war rückblickend auch nicht besonders moralisch. An dem Tag an dem ich ihm begegnet war hatte er mich schon bei ihm übernachten lassen. Bei einem One-Night-Stand hätte ich das vielleicht noch verstanden aber die Tatsache dass er mein Lehrer war verlieh dem Ganzen im Nachhinein doch eine etwas bittere Note. Doch auch mein Verhalten war ziemlich untypisch für mich. Mit meinen Ex-Freunden hatte ich zwar auch schon geschlafen aber nie so früh, und noch vor ein paar Wochen hätte ich nicht mal im Traum daran gedacht etwas mit einem Lehrer anzufangen. Ich schob es etwas auf den Vorfall in Spanien doch in mir drin war ich mir nicht sicher ob das stimmte.

Lehrer liebt man nicht...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt