-28-

3.9K 347 24
                                    


*Quentin POV*


Adams Lippen lagen auf meinen, bewegten sich kaum merkbar, seine Hände umschlossen fest mein Gesicht.

Ich würde lügen wenn ich behaupte ich hätte keine Schwierigkeiten damit gehabt den Kuss nicht zu erwidern. Für den Bruchteil einer Sekunde spielte ich sogar mit dem Gedanken was passieren würde, wenn ich hier in diesem Moment anfangen würde meine Lippen mit seinen zu bewegen.

Aber bevor ich überhaupt den Gedanken weiter führen konnte, drückte ich meinen Kopf nach hinten. Unsere Lippen trennten sich.

Mein Gesicht drehte ich etwas zur Seite, während Adams Hände noch immer an meinem Kopf hängten.

„Quentin", murmelte Adam.

„Das geht nicht. Du kannst mich nicht einfach küssen ..", murrte ich. Ich wütend auf Adam und vor allem war ich wütend auf mich, das ich es überhaupt zugelassen hatte. Und weil ich anscheinend nichts gegen unsere momentane Nähe unternehmen wollte.

„Das habe ich doch gar nicht. Ich habe dich gefragt." Er drückte seine Stirn gegen meine Wange, seine Lippen streiften sanft die Haut meines Halses.

„Ich bin mit Phillip zusammen", sagte ich dann und spürte augenblicklich wie er sich anspannte, sich aber keineswegs von mir löste.

Ein paar Sekunden verstrichen.

„Adam?", fragte ich, versuchte ihn dann selber von mir zu lösen, was sich aber als schwieriger herausstellte als gedacht. Nicht weil Adam Hulkkräfte besaß, sondern weil es so schön war ihm endlich wieder näher zu sein. Und mein Körper sich wohl das gerade zurückholte, was ihm verwehrt worden ist. Die Wärme und Geborgenheit meines besten Freundes, auch wenn es für Adam vielleicht eine ganz andere Situation war.

„Bist du?" Adam löste sich von mir und sah mich an. Seine Augen waren glasig und seine Lippen waren aufeinander gepresst.

„Ja. Und ich wollte auch über das mit dir heute reden." Die Finger meiner Hände haben sich ineinander verknotet.

„Und mein Kuss hat dich nicht irgendwie auf eine magische Weise verzaubert?", murmelte er. Ein müdes Lachen kam über seine Lippen. „Ich hatte gehofft das .. „

„Ich weiß." Ich nickte.

„Das ist so unfair!", fing er an, seine Stimme zitterte. „Ich bin in dich verliebt seit ... ich weiß was verliebt sein bedeutet. Du bist der erste und auch einzige Junge für mich. Alle anderen sind so gleich und benehmen sich als wären sie die größten und als würde ihnen alles gehören und als könnten sie alles haben. Ich kann mir nicht mal vorstellen dass mir einer dieser Idioten gefallen könnte. Und wenn ich es dann doch versuche, um mich von dir abzulenken, dann entpuppen sie sich als homophobe Idioten. Für mich .. war es klar, das wir beide zusammen gehören, wie sollte es auch anders sein? Wir sind das Team. Eine Einheit. Das waren wir schon immer und ... das werden wir auch immer sein." Adam wischte sich über tränennassen Wangen.

Ich schluckte.

„Nur werde ich es nicht aushalten können dich mit ihm zu sehen." Die Luft entwich ruckartig seinen Lungen.

„Adam, ich will dich nicht als meinen besten Freund verlieren!", fing ich sofort an, er aber stoppte mich bevor ich noch etwas anderes sagen konnte. „Wirst du nicht, denke ich", murmelte er, wischte sich wieder über die Wange. „Ich versteh das, okay? Du bist mit ihm zusammen und das ist doch toll." Adam schniefte. Kurz dachte ich er würde gleich komplett zusammenbrechen, er fing sich aber wieder.

„Ich bin kein Unmensch der dir oder Phillip das nicht gönnt, nur hätte ich mir das selber mehr gegönnt, weißt du? Deswegen ..." Er holte tief Luft, sprach aber nicht weiter.

Ich wusste auch nicht was ich sagen sollte. Wie sollte man so eine Situation noch retten?

„Ich bin doch hier um mit dir darüber zu reden, das das so nicht weitergehen kann! Ich vermisse dich. Ich will das wir wieder zusammen was machen, ich will wieder zu dir nach Hause kommen und .." Frustriert wischte ich mir übers Gesicht, mittlerweile haben sich die Tränen auch bei mir aus den Augen geschlichen.

„Das wird aber nicht mehr so wie es war. Du hast einen Freund, meine Gefühle für dich werden sich nicht einfach in Luft auflösen. Und unterdrücken kann ich sie auch nicht, habe ich schon versucht. Quentin, ich sehe da keine große Hoffnung. Jedenfalls nicht in naher Zukunft." Adam presste die Augen zu.

„Ich brauche dich." Nun war ich es der seine Nähe suchte, meinen Kopf hatte ich auf seine Schulter gelegt, meine Hände platzierte ich auf seine Oberarme.

„Du hast Ophelia ... und Phillip ..." Er legte vorsichtig die Arme um meinen Oberkörper, was meine Hände bewegte, weshalb ich nun meine Arme um seinen Hals legte.

„Sie sind nicht du."

 „Hör auf, Quentin. Das macht es nicht gerade besser ..."

Und so kam es das wir uns eine gefühlte Ewigkeit einfach nur in den Armen lagen. Und es war toll und ich vermisste es. Mehr als je zuvor.

„Weiß Phillip von dem hier? Also das ich in dich verliebt bin und du gerade hier bist?", fragte er dann plötzlich.

Ich nickte einfach nur.

„Aber das mit dem Kuss erzählst du ihm dann lieber nicht. Ich will nicht das dein Freund auf mich losgeht." Adam fuhr sich nervös mit der Hand durch die Haare, was zur Folge hatte das er auch meine berührte.

„Das würde er nie tun. Und außerdem habe ich den Kuss auch nicht erwidert." Ich zog meine Schultern hoch. Auch wenn es vielleicht gerade der falsche Gedanke war, aber irgendwie brachten mich meine Schuldgefühle dazu, es zu bereuen. Also: Den Kuss nicht erwidert zu haben. Aber wenn ich es getan hätte, dann hätte ich noch wieder ganz andere Probleme.

„Es tut mir leid Adam", murmelte ich. Alles tat mir so leid: Das er in mich verliebt war, das ich diese Gefühle nicht erwidern konnte...

„Ich weiß." Er drückte das Gesicht in meine Halsbeuge.

„Ich muss gehen", sagte ich dann, löste mich wiederwillig von ihm. Und als wir uns gegenüber saßen, und uns für einen Bruchteil einer Sekunde zu lange in die Augen sahen, konnte ich nicht anders als mir vorzustellen wie es wäre in meinem besten Freund verliebt zu sein. Wäre es so viel anders als sonst?

So ein absurder Gedanke.

„Bis irgendwann", presste ich hervor, stand auf und verließ erst dass Zimmer und dann das Haus.

Draußen angekommen holte ich sofort mein Handy heraus und schrieb Phillip.

**********************

„Na, alles geklärt?", fragte mich Phillip, als wir uns an der Ampel trafen.

„Ja, irgendwo schon und irgendwie auch nicht", presste ich hervor, die Arme hatte ich vor meiner Brust verschränkt.

„Das ist ja mal eine Aussage. Und so gar nicht verwirrend." Er lachte und drückte mir einen Kuss auf die Stirn.

„Er .. weiß jetzt alles. Also das wir zusammen sind. Ich werde meinen besten Freund verlieren", murmelte ich, als wir zusammen über die Straße liefen.

„Das glaube ich nicht." Er legte eine Hand auf meinen Rücken und ließ sie zu meiner Hüfte gleiten. „Ihr werdet das schon hinbekommen. Es wird eben Zeit brauchen. Und das jetzt alles raus ist, und es wohl keine unschönen Wahrheiten mehr für irgendwen geben wird, ist doch schon mal ein Anfang." Nun drückte er seine Lippen auf meine Schläfe.

Ja, jetzt war alles raus. Bis auf das Adam mich geküsst hat, aber das wird hoffentlich nicht zum Problem werden. 

Rainbow Veins [boyxboy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt