Kapitel 13

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Let go oder wie man einen Traumtypen möglichst wirksam wieder verlässt

Um die Frage was wir nun waren zu klären klopfte ich noch am selben Abend bei David an der Tür. Ich wollte nicht einfach reinrauschen.

Mit einem göttlichen Grinsen öffnete er mir die Tür „Hast du mich vermisst?" „Das hättest du wohl gerne!" entgegnete ich frech grinsend. Er wollte mich gerade an sich ziehen um mich zu küssen, da machte ich einen Schritt zurück. Erstaunt sah er mich aus diesen mein Herz schneller schlagen lassenden und viel zu schönen blauen Augen an. „Erst will ich wissen was mit uns ist" erklärte ich mein Verhalten. „Worauf willst du hinaus?" mein Gott war der plötzlich schwer von Begriff. „Sind wir jetzt Freunde? Zusammen? Keine Ahnung. Ich will das einfach geklärt haben." „Ich finde zusammen hört sich gar nicht mal schlecht an" entschied er und zauberte mir damit ein Lächeln auf die Lippen. Dann war es jetzt wohl offiziell. „Dann haben wir das ja geklärt." damit wollte ich mich provokativ umdrehen und ihn stehen lassen. Ich wollte einfach mal gucken was er dann machte. Rechnung ohne David gemacht.

Der schaltete wohl schneller als gedacht und zog mich, als ich Anstalten machte mich weg zu drehen an sich. „Du schuldest mir noch etwas" raunte er mir zu und ich konnte quasi spüren wie sich eine Gänsehaut auf meinen Armen bildete. „Das wäre?" fragte ich nach und hoffte er würde meine plötzlich aufkommende Nervosität nicht raushören. Mein Herz schlug schon wieder so schnell wie ein Presslufthammer. „Einen Kuss" den konnte er doch haben. Ich streckte mich etwas und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. Dafür erntete ich einen vorwurfsvollen Blick seinerseits. Oh sah er süß aus wenn er so guckte. Sofort bereute ich es, dass ich ihm ‚nur' einen Kuss auf die Wange gegeben hatte. Was kann der Junge auch so gucken?!? Das war unfair. Seufzend ergab ich mich und streckte mich so, dass meine Lippen nur wenige Millimeter von seinen entfernt waren, wummernd machte sich mein Herz wieder bemerkbar und ich überbrückte schließlich auch noch die letzten Millimeter. Zärtlich erwiderte er den Kuss, da hörte ich Ginis Stimme hinter mir „One Tipp: Close the god damne door, ansonsten fängt Mum wenn sie euch so sieht schon vorsichtshalber an die ersten Hochzeitskarten zu schreiben."

In meiner Vorstellung sah ich Susanna schon irgendwo mit einem Kalligraphiestift sitzen und in Schönschrift etwas auf beige Karten schrieb.

David und ich sahen uns an und fingen an zu lachen. Wir hatten wohl beide denselben Gedanken. Und um zu unterstreichen wie egal uns das war, küssten wir uns noch einmal. Gini ging kopfschüttelnd die Treppe runter. Ehe ich mich versah zog David mich in das Zimmer und schloss die Tür.

Ich blinzelte ein paar mal, schloss die Augen wieder und kuschelte mich enger an David, der einen Arm um mich gelegt hatte. Ich genoss es seine Wärme zu spüren. Jedoch konnte ich das ganze nicht allzu lange genießen. Es dauerte nicht lange, ein Wecker randalierte und riss auch David aus dem Schlaf. Müde hob er den Kopf, schaltete das Ding aus, dann wandte er sich mir zu und lächelte mich an. Daran könnte ich mich gewöhnen. In so schöne blaue Augen sah man doch gerne nach dem Aufwachen. „Good Morning" wünschte er mir. Gerade schien mir alles perfekt. „Guten Morgen" ach was wundervoller Morgen! „Wie wäre es mit einem letzten Ausritt?" fragte er und fuhr mir liebevoll über die Wang. Was war das denn für eine Frage?! Natürlich! Dementsprechend sah ich ihn wohl auch an. David schmunzelte.

Eine Stunde später streiften wir im Sattel unserer Pferde durch den Wald und unterhielten uns. „Ich glaube meine Mutter schreibt wirklich bald schon Hochzeitseinladungen auf Vorrat" witzelte David. Susanna war bei Frühstück wirklich hin und weg von uns. „Hmh und mich wird sie morgen wohl nicht so leicht gehen lassen" irgendwie graute es mir schon etwas vor dem Abschied morgen, auch wenn er nicht von Dauer wäre. Schließlich wohne ich nur knappe 45 Minuten entfernt. Trotzdem hatte ich David dann nicht mehr jeden Tag um mich. „So, so du glaubst also meine Mutter würde dich nicht gehen lassen. Und was ist mit mir?" er verengte die Augen leicht und zog die Augenbrauen fragend hoch. Ich legte den Kopf schief und versuchte mich an einem koketten Lächeln „Irgendetwas sagt mir, dass du keine Szene machen wirst. Fragt sich nur was ich dafür tun muss?" „Da findet sich schon etwas." Da war ich mir auch ziemlich sicher. Und nun hatte ich keine Lust mehr über einen Abschied nachzudenken. Somit trabte ich kaum, dass ich die offene Fläche sah an und gab Maitänzer eine Parade. Mit großen Galoppsprüngen fegten wir über den Feldweg. David hielt sein Pferd wohl extra zurück, ansonsten wäre er schon längst an uns vorbei gerast.

Nur leider kann man nicht ewig vor einem Abschied davon rennen oder eben galoppieren.

Die Nacht hatte ich wieder in Davids Armen verbracht. Das war ganz klar etwas was ich vermissen würde, oder mir zumindest einen guten Grund geben würde ein baldiges Wiedersehen zu fordern.

Jetzt stand ich mit Maitänzer und David vor meinem Anhänger und schaute ob ich alle Pferdesachen hatte. Dafür drückte ich David den Führstrick inklusive Pony in die Hand. Pony und junger Mann gucken sich daraufhin komisch an. Das war so unglaublich niedlich. Ich hatte davon einfach ein Foto machen müssen. Das erste Foto dass ich von David machte.

Kaum dass mein Pony auf dem Anhänger stand kam der Abschied. Zuerst steuerte Susanna auf mich zu. „Es war so schön, dass du bei uns warst. Ich würde mich so freuen, wenn wir uns wiedersehen" Ich blickte kurz zu David rüber der die Augen verdrehte. Er würde seiner Mutter  wahrscheinlich lang und breit erklären, dass sie mich auf jeden Fall wiedersehen würde.

Als nächstes flog mir Gini um den Hals „Du meldest dich bei mir!". Ich musste schmunzeln „Ja das werde ich. Keine Sorge." 

Alle anderen hatten sich schon wieder verzogen, als ich mich von David verabschiedete. Es fiel mir unglaublich schwer. „Time to say goodbye" meinte er und ich meinte eine Spur Melancholie heraus zu hören. Ich nickte mir wollte einfach kein Wort über die Lippen. Mit einem kurzen Blick auf die Uhr wusste ich, dass es nun wirklich Zeit wäre mich zu verabschieden. Ich atmete tief durch und küsste ihn, ein letztes Mal für eine etwas längere Zeit.

Am liebsten hätte ich ihn eigepackt und ihn mit Nachhause genommen. Jedoch wusste ich selber dass das wohl kaum funktionieren würde. Erstens musste er trainieren, zweitens würde ich meine Eltern damit ganz schön überrumpeln und drittens wäre mein Vater wohl am wenigsten vorbereitet. Den musste man auf solche Sachen immer vorsichtig vorbereiten. Ich musste mir vor allem noch überlegen wie ich meinem Vater Davids Job verklickern würde. Pferdehändler waren für ihn ja die Pest oder die unehrlichsten Menschen überhaupt. Er überdramatisierte und pauschalisierte das ganze meiner Meinung nach etwas zu sehr. Sofern er in Davids Gegenwart nie seinen Lieblingsspruch bringen würde wäre wahrscheinlich alles in Ordnung. Oder noch schlimmer wenn er in die Fettnäpfchen trampeln würde die entsteht wenn Deutsche und Briten auf einander treffen. Wobei ich mir eigentlich sicher war, dass David das ziemlich gut abkönnte. Wer ein Internat gepackt hat, würde wahrscheinlich auch meinen Vater überleben.

Diese Gedanken hätte ich mir alle gar nicht machen müssen. Ich sage nur Zweifel...

Catch the Eventer- oder wie verdrehe ich einem Vielseitigkeitsreiter den Kopf?Where stories live. Discover now