Kapitel 2

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Not my type- oder warum man nicht wetten sollte

Irgendwann wurden uns noch unsere Zimmer gezeigt.

Erleichtert schmiss ich mich sofort auf das Bett und genoss die Ruhe. Diese Effi ging mir dermaßen auf den Senkel mit ihrer ganzen Art. Bäh! Lieber Bauernmädchen als abgehobene Von-und-zu.

Dann war da ja noch Mister „I-don't-want-to-know-you". David hatte sich nicht nochmal blicken lassen.

Warum war ich nur nach drei Jahren Singeldasein verzweifelt genug um mich auf eine Verkupplungsaktion einzulassen? Jetzt hatte ich den Salat.
Vielleicht lief es ja beim Abendessen besser.

Ich überlegte noch kurz ob ich mich umziehen sollte. Hielt es aber gar nicht für nötig. Susanna sagte gerade noch ich solle mich hier wie Zuhause fühlen und Zuhause zog ich mich auch nicht für ein einfaches Abendessen um.

Somit zupfte ich pünktlich um 19:00 Uhr nur meine Bluse etwas zurecht und betrat das Esszimmer.

„In Time! That is wonderful! Setzt dich Livi" empfing mich Susanna und ich sah auch ihren Mann das erste mal. Er sah aus wie eine ältere und strengere Version von David und war gekleidet wie man sich einen britischen Landlord vorstellte. Er beäugte mich kritisch. „I still don't get this whole Circus!" meinte er an seine Frau gewandt. „Oh you will see Mark Livinia is such a lovley young Lady." Mr Thomson musterte mich noch einmal nachdenklich bevor sich die Tür ein zweites Mal öffnete und eine strahlende Effie rein schwebte.

Sie hatte sich umgezogen und die Reitklamotten gegen eine Jeans, eine weiße Bluse und eine Menge Silberschmuck getauscht.

„Let me guess. This is Estefania,or?" nickend bestätigte seine Frau seine Annahme. „Setz dich Effi." So ließ sich diese schillernde Persönlichkeit neben mich sinken. Das konnte ja nur ein unangenehmes Essen werden.

Susanna fing an Schüsseln ins Zimmer zutragen. „Kann ich helfen?" bot ich meine Hilfe an, da ich gelernt hatte dass es sich nicht ziemt einfach dazusitzen, während die Gastgeberin alles reintrug. „No. Das ist so lieb von dir Livi, aber just sit and relax. Ich schaffe das schon" Ich schwor mir ihr zumindest beim Abräumen zu helfen, da betrat David den Raum.

Sofort vernahm ich den würzigen Geruch nach Heu und Pferd. Er war wohl gerade noch im Stall gewesen. Sein Gesicht mit den hohen Wangenknochen zeigte immer noch wenig Begeisterung.

„You're late, my son" sprach sein Vater ihn an und er verzog keine Mine „I know. We had some trouble in the Stable. I can't wait till Piet is back." Alles klar Piet. Who the fuck ist Piet? Sein Yorkshire Terrier? Sein Vater zuckte bloß mit den Schultern und murmelte „What do we pay Viviane for?!" von der hatte ich jetzt auch schon ein paar mal gehört. Beschäftigen die hier Geister oder warum sieht man ihre Angestellten nie?

„Time to eat!" flötete Susanna und nahm während sie sich setzte einen Deckel von einer der Schüsseln. Sah ganz nach Braten aus. Na super und dann ich als Vegetarierin. „Mum!" David klang vorwurfsvoll. Sie verdrehte die Augen und seufzte „We have Guests, so we eat meat. If you don't want some. There are enough Vegetables!" dann wanderte ihr Blick zu mir „Oh Livinia I totally forgot. Tut mir leid." „Nein schon okay. Alles gut. Gemüse reicht mir voll und ganz" beruhigte ich sie und atmete innerlich auf.

Das Essen war schnell vorbei und ich half zwar unter ihrem Protest Susanna beim Abräumen, während sich alle andren verzogen. Effi hatte zumindest bei den Männern ganz schön Pluspunkte gesammelt.

„Livi du bist mein Gast. Du hättest mir nicht helfen müssen" meinte Susanna als wir vor dem abgeräumten Tisch standen und ich ihr noch half die weiße Tischdecke zusammenzufalten. „Doch das gehört zum guten Ton" verteidigte ich mich lächelnd und ließ unausgesprochen, dass ich mich ihr das auch schuldig fühlte, als Gegenzug für die Einladung. „No. Mein Sohn hätte mir helfen müssen nicht du." bekräftigte sie noch einmal und griff nach der nun fertig gefaltenen Tischdecke. „Alright. Ich wünsche dir eine gute Nacht Livi und dass du gut schläfst. Morgenfrüh würde David euch die Wege zeigen." Ich mochte Susanna immer mehr. „Danke. Gute Nacht. Wir sehen uns morgen" verabschiedete ich mich und ging wieder in den Flur.

Morgen ausreiten hörte sich gut an. Hoffentlich sprach dieser Miesepeter da etwas mehr als eben. Schlecht sah er ja zugegebenermaßen nicht aus.

Tja am Morgen legte ich die nächste Blamage hin. Ich war schon früh wach und dachte eigentlich, dass es sich mit allen anderen ebenso verhalten würde.

Was Susanna anging behielt ich recht. Sie werkelte schon in der Küche und zwei große Hunde hüpften um sie herum. Das passte alles einfach perfekt auf so ein Gut.

„Good Morning Livi" rief sie und stellte den Hunden einem nach dem andern einen Napf mit Trockenfutter hin. Angespannt warteten beide Tiere bis sie endlich ein Zeichen bekamen fressen zu dürfen. „David ist noch nicht wach, aber du kannst trotzdem mal bei ihm klopfen. Vielleicht kommt er so mal in Gang" da hätte mir eigentlich schon klar sein dürfen, dass es vielleicht keine so gute Idee seien könnte. „Die dritte Tür links auf der Treppe" erklärte sie und ließ mit einer Handbewegung die Hunde endlich fressen.

So wurde ich also losgeschickt David zu wecken. Etwas zaghaft schritt ich dann doch die Treppe hoch. War das wirklich so eine gute Idee? Vor besagter Tür atmete ich noch einmal tief durch bevor ich klopfte. Nichts regte sich. Ich wartete, dann klopfte ich noch einmal. Jetzt schien sich etwas zu bewegen Schritte kamen näher. Gerade, als ich gedanklich schon dabei war wieder zu gehen, öffnete sich die Tür.

David stand mit verwuschelten Haaren, müden blauen Augen und einem sehr ernstem Gesichtsausdruck im Türrahmen jedoch war das nicht das was mir die Sprache verschlug. Das war eher sein Gut gebauter Oberkörper, den er mir wohl mehr oder weniger freiwillig ohne T-Shirt zur Schau stellte. „Wenn meine Mum dich schickt, dann kannst du ihr wenn du mit glotzen fertig bist sagen, dass ich in einer halben Stunde unten bin." Typisch! Kein Guten Morgen. Nein! Damit schloss sich die Tür wieder. War das jetzt wirklich sein Ernst?

Eine Stunde später stand ich mit Effi im Stall und wir putzten unsere Pferde. Von David fehlte immer noch jede Spur.

Belustig betrachtete die Blondine mein Pony. „Das kann man wirklich reiten?" fragte sie schließlich, als ich den schwarzen schon etwas abgewetzten Vielseitigkeitssattel auf Maitänzers Rücken hob. „Ja. Der kann auch einige Dressurlektionen" entgegnete ich genervt und rang ihr damit ein herzhaftes Lachen ab. Was war daran jetzt so lustig? War das so unwahrscheinlich oder was? „Gut, dann lass uns wetten" sie grinste. „Worum wetten wir?" sprang ich drauf an. „Wenn ich gewinne überlässt du mir David, wenn du gewinnst lasse ich dich zwei Tage alleine mit ihm ausreiten." momentan sah es ja nicht so aus als ob ich etwas mit David anfangen könnte. Ergo nichts zu verlieren also warum nicht. „Gut, ich bin dabei" stimmte ich zu und hielt ihr meine Hand zum einschlagen hin. „Ich wette dass dieses Pony keine L-Dressur laufen könnte!" sie schlug ein. Fuck! Mein Pony könnte das vielleicht nur ich nicht! Worauf hatte ich mich da nur eingelassen?!? „Ich gebe dir zwei Tage mir zu zeigen, dass dieses fette Ding das schafft" Effi grinste siegessicher. Oh nein! War das dumm von mir! Ich würde 100 pro die nächste äußerst peinliche Blamage hinlegen.

Catch the Eventer- oder wie verdrehe ich einem Vielseitigkeitsreiter den Kopf?حيث تعيش القصص. اكتشف الآن