3. Keine Nacht ohne Drogen

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Die Zeit verflog. Um kurz vor Sieben ging ich duschen, stylte meine Haare, putzte Zähne, wechselte von meiner Jeans zu einer bequemen Jogginghose, legte meine einzige Kette, ein altes Geschenk meiner Urgroßeltern, um und zog ein weißes T-Shirt an. Zufrieden sah ich mich im Spiegel an. Die Feiern am Pavillion waren immer gut besucht, eine Möglichkeit neue Freunde und vor allem neue Kunden zu gewinnen, da musste der erste Eindruck perfekt sein. Ich schaute auf die Uhr. Zwanzig nach. Mein Bus kommt also in 10 Minuten. Ich ging nochmal in mein Zimmer, packte etwas von meinem Gras in ein Baggy und schob es in meine Hose. Perfekt. Ich schlüpfte in meine teuersten Schuhe, warf meine schwarze Lederjacke über und packte mein Drehzeug in die Innentasche. Der Pavillon war ein kleines Holzhäußchen mit Tisch in der Mitte, ein paar Meter daneben war außerdem eine Feuerstelle und nochmal zwei Tische mit Bänken. Aber in erster Linie war der Pavillon aufgrund seiner Lage absolut perfekt zum feiern. Er steht auf einer kleinen Waldlichtung in der nähe einer wichtigen Bushaltestelle, von der aus die Lichtung in 10 Minuten über einen kleinen Trampelpfad erreichbar war. Keine Autos, keine Bullen, keine spießigen Nachbarn und... kein Notdienst.
Als ich ankam waren schon vielleicht 12 Leute da, darunter Nina und... Fuck. Scheiße das ist ein Problem. Ein paar von der Bahnhofscrew rauchten einige Meter Abseits eine Kippe. Bloß nichts anmerken lassen. Ich machte eine kleine Begrüßungsrunde. Dann holte ich mein Drehzeug und setzte mich zu Nina. Während ich mit der Routine eines langjährigen Nikotinsüchtigen die Zigarette rollte, wechselte ich ein paar Worte mit Nina: "Jo wo sind denn die anderen Bahnhofhänger ? hab nur MDK und Alim gesehn." Nina guckte mich an, ihr Blick verriet das sie genervt war. "Kommen noch. Kommen heute fast alle. Die sind iwie von sich aus hier, als ich gefragt hab meinten die nur die wollen hier was klären." Fuck. Ich hab kein Bock mehr alter warum schieben denn immer alle so ein Stress. Erschöpft lies ich mich tief in die Bank sinken und zündete meine Kippe an. Wenn die wegen Mike hier waren musste das eskalieren. Ich hatte mich lange neutral verhalten. Einfach keine riesen Sache draus machen eben. Jetzt musste ich zum ersten mal überlegen was ich machen würde wenn es eskaliert. Ich war auf Mikes Seite, keine Frage. Ich stand zwar nicht hinter seiner Sache aber er hatte irgendwo eine Rechtfertigung. Außerdem war er mein bester Freund... und mein Dealer. Ich wandte mich wieder an Nina: "Wer kommt jetzt noch alles der eingeplant ist ?" Nina dachte kurz nach bevor sie antwortete: "Meine Leute, paar aus der Schule und Mike mit seinen Leuten." Das war ein Lichtblick. Die Bahnhofleute waren bestimmt 20 bis 30 Mann. Aber Mike war in der ganzen Stadt bekannt. " Hast Plan wer von denen alles ?", harkte ich nach. Nina zählte einige Namen auf. Ich kannte einige der Leute aber nicht alle. "Mehr weiß ich net aba komm bestimmt noch paar", beendete sie die Aufzählung nach 12 oder 13 Namen, dann warf sie einen flüchtigen Blick zu MDK und Alim, drehte sich aber sofort wieder weg. Ich musste schmunzeln. "Ich hatte dir gesagt besauf dich net mit ihm, das zieht der immer ab", stichelte ich in die Richtung in der ich das Problem vermutete. "Halts Maul man, hab gedacht der wär anders", giftete sie zurück. Ich zog entspannt an meiner Kippe und blies ihr den Rauch ins Gesicht bevor ich mit ordentlich sarkasmus antwortete: "Also ich hab gehört ich bin besser... und ich frage vorher." Jetzt musste sie schmunzeln. Ich sah das als Zeichen dass ich nachlegen konnte. "Du lachst ?", ich war ihr den ernstesten Blick zu den ich Zustande brachte, "Also wenn du willst beweis ichs dir hier und jetzt." Sie schaute mich verwirrt an: "Hast du nicht ne Freundin ?" Ich rutschte näher an sie heran, unsere Nasen berührten sich fast. Dann flüsterte ich leise: "Also habt ihrs wirklich gemacht. Du bist echt verloren. Sag mir wenigstens mit Gummi alter, will nich wissen was der alles hat." Jetzt starte sie mich völlig entgeistert an: "Du... wusstest es gar nicht ?" Sie wurde rot. "Ja natürlich mit" fügte sie noch hinzu. "Gut", hauchte ich, lehnte mich wieder zurück und rauchte meine Kippe zu ende. Immer mehr Leute kamen dazu, das Häußchen und der Grillplatz füllten sich schnell, ein paar Leute hatten Boxen mitgebracht und gekoppelt, und sorgten für die passende musikalische Untermalung. Abwechselnd schallten Deutschrap und Techno über die kleine Party. Ich rauchte noch einen mit Nina und wir killten ihre Wodka. Als ihr Cousin kam gönnten wir uns jeder noch ein paar Lines Pep einige Meter abseits. Wach und gepusht kamen wir schließlich zurück zum Pavillon. Inzwischen waren bestimmt achtzig mann am start, darunter auch Mike. Die Mucke lief über eine tragbare Outdooranlage die er noch iwo organisiert hatte. Nina hatte sich an meinen Arm geklammert, tja, von wegen 'hast du nicht ne Freundin' und so. Ich bahnte mir einen Weg durch das Getümmel zu Mike. Als er mich sah kam er mir entgegen. Wir schlugen ein und ich kam direkt zur Sache: "Bahnhofscrew ist da, Sergan auch. Jetzt oder später ?" Der Alkohol hatte mir alle Zweifel genommen, und das Pep gab mir die klarheit die ich brauchte. Ich freute mich regelrecht auf das was kommen würde. Als ich Mikes Augen sah schwang meine Stimmung um. Seine Pupillen nahmen so gut wie die komplette Iris ein. Ich war plötzlich nur noch Happy und voller Vorfreude. Ich schrie ihn fast schon an: "Digga du hast Teile ? Vergiss es lass wann anders machen lass heut einfach feiern." Mike grinste mich an und steckte mir seine Hand hin, 2 herzförmige rote Tabletten lagen darauf. Er nickte mir mit einem Blick zu der alles sagte. Meine Augen zuckten kurz zu Nina. "Hab an dich gedacht, Bruder. Sergan kann warten", hörte ich Mikes aufgekratzte Stimme, dann verschwand er mit einem Mädchen irgendwo in der Menge. Ich drehte mich zu Nina, die noch immer meine Hand festhielt, während sie irgendwas mit einem bekannten besprach. Ich wartete nicht bis sie fertig mit Reden waren: "Hast du schonmal geschmissen ?" Rief ich mitten in ihr Gespräch. Sie drehte sich zu mir und schüttelte den Kopf. Ihr Gesprächspartner verschwand in der Dunkelheit. Ich freute mich innerlich, das würde eine perfekte Nacht werden. Ein Bild meiner Freundin flackerte vor meinem geistigen Auge auf. Ich schüttelte den Kopf. Nur ficken. Nur ficken. Ich empfinde nichts für Nina. Meine Gedanken drehten sich im Kreis. Nina riss mich aus meiner Kopfwelt als sie nach einer der Pillen griff und sie runterschluckte. Sie lächelte mich an. Ein engelsgleiches lächeln. Jetzt hatte ich Verloren. Ich warf mein Teil ein, dann dachte ich mit all meiner verbliebenen Konzentration nach und sprintete los. Nach wenigen Sekunden brach ich wieder zwischen den tanzenden hervor, in meinen Händen 2 große Flaschen Wasser und meinen Rucksack. Ich signalisierte Nina mir zu folgen und beeilte mich einige Meter weg von den feiernden zu kommen, dann führte ich Nina von der Lichtung in den Wald. Während wir zwischen den Bäumen umherirrten löcherte ich sie mit Fragen: "Weißt du wie es wirkt ? Hast du iwelche psychischen Probleme ? Hast du Durst ? Nimmst du die Pille ?" Sie erklärte bloß ich sollte mir keinen Kopf machen. "Und ja die Pille nehm ich", fügte sie am Ende noch hinzu. Mike meinte immer ich sei ein absolutes Glückskind dass ich auf Teile konnte, bei den meisten geht da gar nichts mehr. Als wir nach einer ganzen Weile an einer Lichtung mit freiem Blick auf den Mond und einen sternenklaren Himmel ankamen blieb ich stehen. Leise hörte ich im Hintergrund noch immer die Musik. Hier war es perfekt, ich warf die Flaschen und meinen Rucksack zur Seite und drehte mich zu Nina um. Sie lächelte und ich brauchte fast 5 Sekunden um zu registrieren dass sie obenrum nurnoch ihren BH trug. Ich war verwirrt. Klar war mir der Anblick willkommen, aber es konnte noch gar nicht wirken. Oder doch ? Sie schien meine Gedanken gehört zu haben, vielleicht hatte ich sie auch ausgesprochen, ich wusste es nicht. "Ich hab mir bloß gedacht wir könnte schon mal anfangen, es dauert doch immer auf Pep bis es mal richtig losgehen kann" sagte sie. Die Begierde in ihrer Stimme war einfach zu erkennen. Ich ließ meine Jacke in das Laub auf dem Boden fallen, und wollte grade mein Shirt ausziehen als Nina meine Hände festhielt, sie starrte wie bemessen in meine Augen. Plötzlich fühlte ich es. Meine Wahrnehmung explodierte. Ihre Behrürung wurde voller Energie, ich konnte ihre Liebe fühlen, ich sah in ihre Augen, ihre Pupillen waren geweitet. Ich fühlte wie sie das selbe dachte wie ich. Ich umarmte sie und schloss meine Augen. Ich lies das Gefühl mein ganzes Bewusstsein ergreifen. Wie in Trance fielen wir zu Boden, umklammerten uns noch immer. Meine Bewegungen waren wie abgekoppelt von meinem Denken, sie führten Wünsche meines Herzens aus, ich fuhr mit meinen Händen über Ninas Körper. Wir küssten uns. Mein Gewissen verschwanden in einem Nebel aus Glückseligkeit.

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