Tanz der toten Seele

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Tanz der toten Seele

Seine tote Seele scheint noch immer zu tanzen. Einen gar wilden Fratzentanz führt er uns vor. Führt er uns vor? Tanz der toten Seele

Seine tote Seele scheint noch immer zu tanzen. Einen gar wilden Fratzentanz führt er uns vor. Führt er uns vor? Möglicherweise.

Sein Leben, so unglaublich und gruselig wie die Geschichten, die er schrieb. Wer diese Feder führte, muss sie in die Tinte des Deiwels getaucht haben.

Er wurde als Rebell geboren. Vielleicht war es für seine Eltern das Beste, dass er im Alter von fünfzehn Jahren von zu Hause fortlief. Es blieben noch zwölf an der Zahl, die auf dieser Farm in Ohio großgezogen werden mussten. Er war Soldat, Menschenfeind, Satiriker, Spitzzüngler, Schriftsteller, Abenteurer, Journalist, eine Spottdrossel und sicher noch Einiges mehr.

Kein Thema war ihm zu klein oder zu groß, um es zu verspotten. Er war der Meinung, die Liebe sei eine vorübergehende Geisteskrankheit, die im Allgemeinen durch Heirat geheilt würde. Ob seine Vermählung mit Mollie Day ein mutiger Selbstversuch war? Was diese Ehe für Folgen hatte, bin ich versucht "Schicksal" zu nennen, würde ich seine Definition nicht gelesen haben. Derzufolge wäre er nämlich entweder ein Despot, oder gar ein Narr gewesen.

So nenne ich diese Ehe eine Tragödie. Einer ihrer gemeinsamen Söhne wird als Sechzehnjähriger bei einer Auseinandersetzung - es ging um ein Mädchen - getötet. Zwei Jahre später verließ ihn seine Mollie, und ihrer beider zweiter Sohn trank sich zu Tode.

Er schrieb das Wörterbuch des Teufels. Eine bissige, sarkastische und außergewöhnliche Sammlung von Definitionen, Wortschöpfungen und Aphorismen. Aphorismen seien Gedankensplitter und vorgekaute Weisheiten, behauptete er.

Sei es drum, werte Leser, hier also eine bereits von Ambrose Bierce vorgekaute Weisheit:

LITIGATION – Rechtsstreit: Ein Mechanismus, in den man als Schwein hineingeht und als Wurst herauskommt.

Ja, wichtig ist, was hinten raus kommt. Mir scheint, als habe ich dies noch vor nicht all zu langer Zeit gehört. Aber hatte es nicht eher was mit "Kohl" als mit "Wurst" zu tun?

Wichtig ist, was bleibt, egal wo es herauskommt. Das behauptet SchmittsKatze und verläßt sofort auch wieder dieses allzu dünne Eis.

Und was bleibt von Ambrose Bierce? Geschichten wie „Tanz der toten Seelen", „Des Teufels Wörterbuch" oder die Filmvorlage für „The Sixth Sense."

Geboren am 24. Juni 1842 und gestorben irgendwann und irgendwo. Irgendwann zwischen Weihnachten 1913 und dem Jänner 1914. Irgendwo in Mexiko. Irgendwie als Rebell.

„Was mich betrifft, so werde ich morgen von hier Abschied nehmen, ohne zu wissen, welcher Bestimmungsort mich erwartet." Seine letzten, uns bekannten Worte. Er schrieb diese am zweiten Weihnachtsfeiertag des Jahres 1913.

Doch wiegen Sie sich nicht in Sicherheit, denn sollten Sie eines seiner Werke zur Hand bekommen, so kann es sein, wenn sie es aufschlagen und zu lesen beginnen, daß er Ihnen noch immer auf der Nase zu tanzen vermag. Er tanzte all zu gerne.

Der Tanz der toten Seele

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